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Labore: Corona-Lage bleibt dramatisch - weiter steigende Positivrate

13:12
30.11.2021
Experten haben vor einer Überbewertung der aktuellen Entwicklung der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland gewarnt. «Ich wäre sehr vorsichtig, aus zwei tagesaktuellen Inzidenzwerten einen Trend abzuzeichnen», sagte der Vorstandschef des Verbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM), Michael Müller, am Dienstag in einer Videoschalte. Man dürfe davon ausgehen, dass die Infektionszahlen zunächst einmal auf hohem Niveau bleiben. Die Lage sei ohnehin «dramatisch genug» - es sei weniger wichtig, ob die Inzidenz nun bei 470 oder 490 liege.

Es gelte vielmehr, Maßnahmen zu ergreifen, um ein weiteres Ansteigen des Werts und ein Ausdehnen der vierten Welle aus dem Süden und Osten des Landes in den Westen und Norden möglichst abzudämpfen - oder ganz zu vermeiden, sagte Müller. Nur Menschen mit positivem PCR-Nachweis gingen in die Statistik ein. Grundsätzlich könnten nicht alle Infizierten erfasst werden. So werde etwa nicht jeder positive Schnelltest im Labor bestätigt, zudem erhielten manche Menschen mit leichten Symptomen fälschlicherweise einen negativen Schnelltest.

Die Auslastung der Facharztlabore liege an der Belastungsgrenze, teils darüber, hieß es vom Verband. «In Ländern wie Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg oder Thüringen steht die Ampel nun schon seit längerer Zeit wieder auf Rot.» Im Unterschied zu vorigen Wellen betreffe der Engpass nun das Personal. Es sei nicht die Zeit für PCR-Tests für Zwecke wie einen Friseurbesuch, man müsse vielmehr Priorität auf den medizinischen Bedarf legen, sagte Müller.

Laut ALM-Daten, die auf Angaben von knapp 180 Laboren bundesweit basieren, fiel vergangene Woche mehr als jeder fünfte PCR-Test in Deutschland positiv auf Sars-CoV-2 aus. Die sogenannte Positivrate stieg auf rund 21 Prozent, in der Woche vom 18. bis 24. Oktober waren es noch 11 Prozent. Während damals weniger als 850 000 wöchentliche PCR-Tests erfasst wurden, waren es vorige Woche rund 1,83 Millionen.

(dpa)

Corona-Lage in Europa - Große Sorgen je nach Impfquote

13:09
30.11.2021
3G bis 2G plus, Lockdown-Debatten, Omikron - dass das Coronavirus den Winter 2021/2022 bestimmen wird, steht außer Frage. Fast in allen europäischen Ländern steigen die Zahlen wieder in dramatische Höhen, werden Regeln verschärft und Ungeimpfte immer deutlicher dazu aufgefordert, sich im Sinne der eigenen Gesundheit und einer besseren Zukunft für die Gesellschaft immunisieren zu lassen. Nach den niedrigen Infektionszahlen im Sommer sind jetzt nur noch wenige Oasen in Europa übrig geblieben. Ein Überblick:

Belgien - 14-Tage-Inzidenz über 2000, Impfquote rund 75 Prozent

Die Infektionszahlen in dem Land mit 11,5 Millionen Einwohnern schießen trotz strengeren Corona-Maßnahmen wie einer Homeoffice-Pflicht immer weiter in die Höhe. Zuletzt wurden mehr als 25 000 neue Infektionen an einem Tag gemeldet - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Mehr als 300 Corona-Patienten werden pro Tag ins Krankenhaus eingewiesen. Die Situation sei schlimmer als alle Szenarien, die Experten vorgerechnet hätten, sagte Premierminister Alexander De Croo kürzlich. Auch die Omikron-Variante wurde in Belgien bereits nachgewiesen.

Dänemark - Sieben-Tage-Inzidenz rund 570, Impfquote über 75 Prozent

Seit dem Spätsommer galten in Dänemark länger keinerlei Beschränkungen mehr. Mittlerweile müssen die Menschen aber wieder vielerorts zeigen, dass sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Seit Montag gilt wieder eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen. Die neue Variante Omikron ist auch beim nördlichsten deutschen Nachbarn nachgewiesen worden. Die dänischen Impfzahlen sind im Vergleich mit anderen europäischen Ländern hoch. Mehr als 13 Prozent der Menschen haben bereits eine Auffrischungsdosis erhalten.

Frankreich - Sieben-Tage-Inzidenz über 200, Impfquote 76 Prozent

Steigende Infektionszahlen machen auch den Menschen in Frankreich Sorge. Bei einer Impfquote von rund 76 Prozent ist die Regierung aber zuversichtlich, die nach der Zählung des Landes fünfte Welle ohne drastische Einschränkungen zu bewältigen. Massiv wird derzeit für die Auffrischungsimpfungen geworben, Millionen von Franzosen haben bereits einen Termin oder die Impfung schon erhalten. Die Booster-Impfung wird quasi zur Pflicht, weil sonst der Corona-Pass (3G-Nachweis) ungültig wird. Der ist aber vielfach auf der Arbeit Pflicht und wird zudem für den Besuch von Veranstaltungen, Cafés oder für Bahn- und Flugreisen benötigt.

Griechenland - Sieben-Tage-Inzidenz über 460, Impfquote 62 Prozent

In Griechenland sind die Intensivstationen fast voll belegt, die Lage ist angespannt. Immerhin: Zuletzt fiel die Zahl der täglichen Neuinfektionen leicht, während die Zahl der Erstimpfungen stark anstieg. Das liegt wohl daran, dass die Maßnahmen für Ungeimpfte schon vor Wochen massiv verschärft wurden. Im Freizeitbereich gilt die 2G-Regel, ansonsten ist die 3G-Regel in Kraft - faktisch dürfen Ungeimpfte ohne negativen Test nur noch in den Supermarkt und zur Apotheke. Die Regierung schließt einen erneuten landesweiten Lockdown kategorisch aus. Stattdessen sollen die Maßnahmen für Ungeimpfte notfalls noch weiter verschärft werden.

Großbritannien - Sieben-Tage-Inzidenz über 400, Impfquote 69 Prozent

Seit Monaten sind die Corona-Infektionszahlen hoch, in den vergangenen Wochen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz erneut an. Die Zahlen der Krankenhauseinweisungen und der Todesfälle gingen hingegen zuletzt zurück. Die Impfquote liegt auf ähnlichem Niveau wie in Deutschland, wobei schon gut ein Viertel der Britinnen und Briten Booster-Impfungen bekommen haben. Die Omikron-Variante, von der bereits einige Fälle nachgewiesen wurden, führte im freiheitsliebenden Großbritannien erstmals seit langem wieder dazu, dass Regeln nachgeschärft werden: So müssen alle Einreisenden einen PCR-Test machen und bis zum Ergebnis in Quarantäne bleiben. Von härteren Maßnahmen ist man zumindest in England jedoch weit entfernt, nur die Maskenpflicht wurde teils wieder eingeführt.

Irland - 14-Tage-Inzidenz rund 1270, Impfquote 90 Prozent (Bevölkerung ohne Kinder unter 12)

Auch in Irland steigen die Kurven der Corona-Zahlen derzeit steil an - das gilt sowohl für die Zahl der Neuinfektionen als auch jene der Todesfälle. Mitte November schärfte die Regierung die Corona-Maßnahmen nach: So müssen Pubs, Restaurants und Clubs um Mitternacht schließen, außerdem sind dort ebenso wie in Kinos und Theatern Immunitätsnachweise (2G) erforderlich. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind aufgerufen, von zu Hause aus zu arbeiten.

Italien - Sieben-Tage-Inzidenz über 130, Impfquote rund 77 Prozent

Anders als Deutschland und Österreich scheint Italien die Pandemie derzeit im Griff zu haben. Die Fallzahlen halten sich in Grenzen, die Intensivstationen sind noch nicht voll. Das liegt an der - außer in Südtirol - guten Impfquote und früh getroffenen Maßnahmen. 3G am Arbeitsplatz ist seit Mitte Oktober Pflicht, vom 6. Dezember an gilt in Restaurants, Bars und bei anderen Veranstaltungen die 2G-Regel. Manche Städte und Gegenden haben sicherheitshalber die Maskenpflicht im Freien wieder eingeführt und Menschenansammlungen beschränkt. Die Politik drängt zur dritten Impfdosis - und erreicht damit die Leute: Impftermine sind teilweise über Wochen ausgebucht, zehn Prozent der Italiener haben sich bereits den Booster verabreichen lassen.

Niederlande - Sieben-Tage-Inzidenz über 900, Impfquote über 73 Prozent.

In den Niederlanden kam es in den vergangenen Wochen mehrfach zu gewalttätigen Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. Sicherheitskräfte und Mitarbeiter von Hilfsdiensten wurden mit Feuerwerkskörpern angegriffen, die Polizei nahm etliche Randalierer fest. Proteste gegen einen abendlichen Lockdown, der seit Sonntag gilt, hielten sich aber in Grenzen. Zunächst drei Wochen lang müssen Geschäfte, Kulturstätten, Gaststätten und Sportklubs spätestens um 17.00 Uhr schließen. Ausgenommen sind Supermärkte. Sorgen bereitet den Behörden, dass am Wochenende mindestens 13 Flugpassagiere aus Südafrika eingereist sind, bei denen eine Infektion mit der Omikron-Variante festgestellt wurde.

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