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EU-Gesundheitsbehörde sorgt sich um Omicron-Folgen für Impfschutz

08:00
27.11.2021
Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC sorgt sich um mögliche Auswirkungen der zunächst im südlichen Afrika aufgetretenen Corona-Variante Omicron auf den Impfschutz. B.1.1.529 sei die am stärksten abweichende Variante, die bislang während der Pandemie in umfassenden Zahlen entdeckt worden sei, teilte die in Stockholm ansässige Behörde am späten Freitagabend in einer Einschätzung zur Bedrohungslage durch die neue Virus-Variante mit. Dies wecke ernsthafte Sorgen, dass sie die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte.

Laut ECDC verfügt die Omicron genannte Variante B.1.1.529 verglichen mit dem Ursprungsvirus über eine große Anzahl Genmutationen. Es gebe zwar noch größere Unsicherheiten hinsichtlich der Übertragbarkeit, der Wirksamkeit der Impfstoffe und des Wiederansteckungsrisikos. Dennoch hält die Behörde die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Einschleppung und Verbreitung der Variante im Europäischen Wirtschaftsraum für hoch.

Wegen dieser Unsicherheiten sei ein vorsorglicher Ansatz wichtig, schrieb das ECDC. Es werde dringend zur verstärkten Umsetzung von nicht-pharmazeutischen Interventionen (NPI) geraten. Zu solchen Maßnahmen zählen zum Beispiel Abstand halten und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Reisen von und in betroffene Gebiete sollten vermieden werden. «Zu diesem Zeitpunkt müssen wir basierend auf unseren Erfahrungen mit vorherigen Varianten proaktiv sein und vorsorglich Maßnahmen umsetzen, um Zeit zu gewinnen, bis wir mehr Erkenntnisse gewinnen», erklärte die ECDC-Direktorin Andrea Ammon.

Die zunächst in Botsuana und Südafrika aufgetauchte Variante löst international Besorgnis aus. Bis Freitag wurde sie auch in Belgien, Hongkong und Israel nachgewiesen. Das ECDC stufte ebenso wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Omicron als «besorgniserregend» ein. Diese Einstufung ist laut WHO-Definition ein Signal, dass eine Variante ansteckender ist oder zu schwereren Krankheitsverläufen führt.

(dpa)

Kapitel

Freitag, 26. November

Bundesregierung stuft acht Länder als Virusvariantengebiete ein

19:56
26.11.2021
Wegen der Verbreitung einer neuen Coronavirus-Variante im südlichen Afrika beschränkt die Bundesregierung die Einreise aus insgesamt acht Ländern der Region drastisch.

Südafrika, Namibia, Simbabwe, Botsuana, Mosambik, Eswatini, Malawi und Lesotho werden ab Sonntag als Virusvariantengebiete eingestuft, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag mitteilte.

Fluggesellschaften dürfen damit im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von dort nach Deutschland befördern. Es handelt sich aber nicht um ein Flugverbot. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht - auch für Geimpfte und Genesene. Sie kann auch nicht durch negative Tests verkürzt werden.

Das Bundesgesundheitsministerium wies auf der RKI-Internetseite darauf hin, dass bereits ab sofort die jeweils zuständigen Gesundheitsämter für Einreisende aus den acht Ländern eine Quarantäne und eine Untersuchung auf eine Corona-Infektion anordnen können. Außerdem würden Einreisende aus der Region von der Bundespolizei und anderen zuständigen Behörden «vorsorglich auf ein infektionseindämmendes Verhalten in Deutschland» hingewiesen.

Der nur noch geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Freitagmorgen angekündigt, dass Südafrika und gegebenenfalls noch andere Länder schon in der Nacht zu Samstag zum Virusvariantengebiet würden. Der Zeitpunkt wurde dann nach einer rechtlichen Prüfung aber noch einmal um 24 Stunden nach hinten verschoben - auf Sonntag, 0.00 Uhr. Zwischen der Verkündung einer Einstufung als Hochrisikogebiet oder Virusvariantengebiet und dem Inkrafttreten liegen eigentlich immer mindestens 24 Stunden, damit sich Reisende darauf vorbereiten können.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte die Variante B.1.1.529 am Freitag als «besorgniserregend» ein. Experten befürchten, dass die vielen Mutationen der Variante dazu führen, dass sich der Erreger schneller ausbreitet oder die Impfstoffe ihre Schutzwirkung verlieren. Am Freitag wurde ein erster Fall in Belgien gemeldet. In Deutschland ist die Variante nach RKI-Angaben vom Freitagvormittag noch nicht festgestellt worden.

Zahlreiche EU-Länder hatten bereits vor Deutschland Reisebeschränkungen verhängt, darunter Dänemark, Italien und die Niederlande. Frankreich verkündete ein Landeverbot für Flüge aus dem südlichen Afrika für wenigstens 48 Stunden, Tschechien verbietet ab Samstag Nicht-EU-Bürgern die Einreise aus der Region.

Die WHO äußerte allerdings zum jetzigen Zeitpunkt Vorbehalte gegen Reisebeschränkungen. Südafrikas Gesundheitsminister bezeichnete die Reaktion vieler europäischer Länder als «unberechtigt». Bisher sei es unklar, ob B.1.1.529 ansteckender sei als andere Varianten, sagte Joe Phaahla am Freitagabend.

RKI-Präsident Lothar Wieler sagte: «Wir sind sehr besorgt. Und ich hoffe sehr, dass stringent dahingehend gearbeitet wird, dass zumindest die Ausbreitung dieser Variante so gut wie möglich durch Reisebeschränkungen eingeschränkt wird.»

Spahn betonte, die Auswirkungen der Variante auf Krankheitsschwere, Infektiosität und Impfschutz seien noch nicht abschließend geklärt. Laut WHO wurde B.1.1.529 in Südafrika mittels genetischer Analyse entdeckt, die vom 9. November stammt. Nach Angaben der WHO wird es noch Wochen dauern, bis klar wird, welche genauen Auswirkungen die Mutationen haben.

In einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden internen Lagebericht der Bundesregierung heißt es: Das «Mutationsprofil» deute darauf hin, «dass eine herabgesetzte Impfstoffwirkung zumindest ernsthaft in Betracht gezogen werden muss». Das Mutationsprofil sowie der plötzliche Fallzahlanstieg werden als «auffällig» bezeichnet. Dies könne ein «Hinweis auf eine zumindest leichte und möglicherweise sogar leichtere Übertragbarkeit als bei Delta» sein. Unklar sei auch, «ob die neue Variante krankmachender ist».

(dpa)

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