Wie verbreiten sich Varianten überhaupt über Länder hinweg?
Der Flugverkehr und Reisen insgesamt sind die wesentlichen Verbreitungswege für Viren. Sie können so innerhalb von Stunden von einem Land ins andere, sogar von einem Kontinent zum nächsten gelangen und, einmal dort angekommen, neue Infektionsketten starten. Die Beschränkung des Flugverkehrs zählt deshalb zu den Maßnahmen, die bei Auftauchen einer als bedrohlich eingestuften Virusvariante getroffen werden können - so wie es auch jetzt bei der neu entdeckten Variante gemacht wird. Aber: «Wir werden die Varianten nicht aus Europa raushalten können, wir können aber wertvolle Zeit gewinnen, um an bessere Daten über das Virus zu kommen», sagt Watzl.
Die WHO hat sich vorerst gegen Reisebeschränkungen ausgesprochen. Sprecher Christian Lindmeier sagte am Freitag in Genf, Staaten könnten auch ohne solche Einschränkungen eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, um die Ausbreitung von neuen Varianten einzudämmen. Dazu gehörten die genaue Beobachtung des Infektionsgeschehens und die Genanalyse von auftretenden Corona-Fällen.
Was ist Experten zufolge jetzt zu tun?
Ziel müsse es sein, den Eintrag dieser Variante so weit wie möglich zu vermeiden, sagte der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag in Berlin. «Das ist das Letzte, was wir jetzt in unserer momentanen Lage noch brauchen können, dass in die Welle hinein noch eine zusätzliche Variante kommt.» Spahn forderte alle Menschen, die in den vergangenen Tagen aus Südafrika und der Region nach Deutschland gekommen sind, dazu auf, sich mit einem PCR-Test sicherheitshalber auf das Virus testen zu lassen.
Zusätzlich zu den Reisebeschränkungen müsse die Erforschung der Virusvariante nun vorangetrieben werden, sagt DGfI-Generalsekretär Watzl. Über Laboruntersuchungen sei feststellbar, ob sich die Immunantwort auf den neuen Virustyp verändert hat. In zwei bis drei Wochen könne man mit ersten Ergebnissen rechnen. Erst später werde sich über größere Studien in der Bevölkerung herausstellen, ob die Variante ansteckender sei als andere und ob sie den Krankheitsverlauf beeinflusse.
Ist es Zufall, dass die Variante in Südafrika nachgewiesen wurde?
Ob die Variante in Südafrika ihren Ursprung hat, ist derzeit ungewiss. Denkbar ist auch, dass sie aus anderen Ländern nach Südafrika gekommen ist und dort nur erstmals erkannt wurde. Der Kap-Staat verfügt über gute Virologen, die stutzig wurden, als die täglichen Infektionsraten im Land innerhalb weniger Tage von einigen hundert Fällen auf mehr als 2000 hochschnellten. Betroffen ist vor allem der Großraum um die Millionenmetropole Johannesburg und die Hauptstadt Pretoria. Diese «Gauteng-Provinz» ist die wirtschaftliche Kernregion des Landes und stellt etwa 80 Prozent der täglichen Neuinfektionen landesweit. Eine Häufung der Fälle wurde auf dem Campusgelände einer Universität in Pretoria ausgemacht.