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Sie laufen wieder - Hengstparade nach coronabedingter Pause

14:29
26.09.2021
Nach einem Jahr Corona-Zwangspause haben sich am Sonntag bei der Hengstparade auf dem Haupt- und Landgestüt Marbach wieder über 100 edle Pferde präsentiert. Unter anderem waren auf dem Staatsgestüt in Gomadingen (Kreis Reutlingen) Schwarzwälder Kaltblutpferde zu sehen, die mit wehenden Mähnen Trabwagen zogen. Speziell trainierte Pferde übten sich mit einem großen, gelben Ball in der Disziplin «Hufball». Zudem wurden Vierergespanne auf bestimmten Parcours vorgeführt.

Zutritt zu dem Event hatten nur registrierte Gäste mit 3G-Nachweis, also geimpfte, getestete oder genesene Pferdefans. Auch für den 2. und 3. Oktober sind die traditionellen Hengstparaden geplant.

Die Präsentationen auf dem ältesten deutschen Staatsgestüt gibt es nach Veranstalterangaben seit 1925. Seit 1958 finden sie immer im Herbst statt. Das Haupt- und Landgestüt wurde zwischen 1552 und 1554 vom Herzog Christoph von Württemberg erbaut. Zum Landesbetrieb gehören noch Gestütshöfe in Gomadingen-Offenhausen und St. Johann (beide Kreis Reutlingen).

(dpa)

Unsolidarisch? Haltungen zu ungeimpften Covid-Patienten in Kliniken

14:27
26.09.2021
In einer privaten Facebook-Gruppe kocht die Wut über ungeimpfte Covid-19-Patienten manchmal richtig hoch. «Ganz ehrlich? Ich hätte ihm am liebsten eine reingehauen», schreibt eine Krankenschwester aus Bayern über einen Mann, den sie auf einer Intensivstation mit gesund pflegte. Als der Patient sich erholte, habe er ihr gesagt, dass ja alles nicht so schlimm gewesen sei. Und dass er sich in einer «Diktatur von Coronajüngern» auch weiterhin an keine Schutzmaßnahmen halten werde. «Könnt ihr verstehen, dass ich echt keinen Bock mehr habe?», fragt die Intensivschwester und postet ein Foto von sich im Corona-Schutzanzug. «Ich brauch mal ein bisschen Zuspruch.»

Es ist eine Stimme, die anonym bleiben möchte. Auch aus Sorge, dass es sonst Ärger mit ihrer Klinik geben könnte. Wie groß ist diese Gruppe der gefrusteten Helfenden? Und was macht es mit Ärztinnen, Ärzten und dem Pflegepersonal, wenn sie in der Pandemie Menschen behandeln, die mit vollständiger Corona-Impfung wahrscheinlich nicht vor ihnen im Bett liegen würden? Ist das anders, als wenn ein Kettenraucher oder ein schwerer Alkoholiker in die Notfallambulanz kommt?

Die Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) setzt erst einmal Professionalität dagegen. In der Medizin würden «regelhaft» Patienten behandelt, die mehr oder weniger Einfluss darauf hätten, ob und wie krank sie werden, heißt es. Im Rahmen einer fachlich qualifizierten ärztlichen und pflegerischen Tätigkeit sei es also Alltag, damit umzugehen. Es gelte, «dieses Wissen über eine mögliche Mitverursachung des Patienten nicht negativ auf die Behandlung oder die Beziehung wirken zu lassen». Die Divi antwortet aber auch: «Natürlich sind Emotionen gegenüber dem Erkrankten ganz normal, auch negative.» Sie gehörten jedoch in einen anderen Rahmen. «Sie müssen selbstverständlich ernst genommen werden und auch ihren Raum haben.»

Einen solchen Raum kennt Isabella Heuser recht gut. Die Professorin leitet die Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie an der Berliner Charité. Sie habe keine Statistik oder belastbaren Daten, sagt die Ärztin. «Aber in unseren morgendlichen Besprechungen ist immer davon die Rede: Dass es eigentlich unverantwortlich ist, dass jetzt nicht mehr Solidarität eingefordert wird. Dass man Impfbereitschaft von allen erwartet.» Wenn es überall kostenlos und bequem Impfungen gebe, gebe es auch keine Entschuldigung mehr dafür, dass ein Mensch schwer erkranke.

Das Risiko, mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus zu müssen, ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bei Geimpften zur Zeit rund zehnmal geringer als bei Ungeimpften. Nach RKI-Schätzungen sind durch Impfungen allein zwischen Januar und Juli rund 77 000 Krankenhausaufenthalte und rund 20 000 Fälle auf Intensivstationen verhindert worden.

Der Helios-Konzern, der in Deutschland 89 Kliniken betreibt, schaut ganz genau hin. Von den 214 Covid-19-Fällen, die in der 37. Kalenderwoche bei Helios behandelt wurden, seien 73 Prozent ungeimpft gewesen, heißt es in einer Statistik. Knapp 12 Prozent der Covid-19-Patienten hätten auf der Intensivstation gelegen, auch hier überwiegend Ungeimpfte.

«Das Gefühl hier ist allgemein und speziell von der Pflege, dass man immer weniger Verständnis für Ungeimpfte hat», berichtet Charité-Psychologin Heuser. Sie selbst nimmt kein Blatt vor den Mund. «Ich ärgere mich da enorm drüber. Da nehmen Ungeimpfte anderen Kranken die Betten weg - obwohl sie diese Betten mit Impfung gar nicht brauchen würden. Das ist doch eine unglaublich unsolidarische Einstellung.»

Diese Einstellung scheint auch bequem und vor allem unbedenklich. «Also ob ich mich bewusst nicht impfen lasse oder ob mich die Botschaft nicht erreicht hat. Ganz egal. Ich brauche ein Intensivbett», sagte der Charité-Virologe Christian Drosten jüngst im Podcast des NDR. «Es wird ja im Krankenhaus niemand sagen: Moment mal, Sie sind aber nicht geimpft. Sie hätten sich doch impfen lassen können. Jetzt fährt der Krankenwagen mal wieder zurück nach Hause.»

Auf rund 1500 Covid-19-Patienten ist die Zahl auf den Intensivstationen bundesweit in den vergangenen Wochen wieder angewachsen. Die Gewerkschaft Verdi möchte die Belastung in den Kliniken aber nicht allein auf Covid-19 eingrenzen. Im Moment sei beim Pflegepersonal eher Stress durch Nachhol-Effekte zu spüren, berichtet Grit Genster, Bereichsleiterin für Gesundheitswesen. Die Mehrbelastung aufgrund der vielen zuvor aufgeschobenen Operationen sei schon groß. «Und dann kommt die Sorge dazu, dass das jetzt wieder alles von vorne losgeht.»

Die Empörung mache sich aber nicht am Patienten fest, betont Genster. «Da geht es um die Politik und die Klinikträger, die keine Vorsorge für Entlastung getroffen haben. Die Untergrenze für die Personalbemessung ist nicht die rote Linie, sondern die Obergrenze.»

Beim Pflegepersonal sei so das Gefühl entstanden, dass Politik und Arbeitgeber aus drei Pandemie-Wellen nichts gelernt hätten. «Wir wünschen uns eine andere Kultur mit Blick auf Arbeitsschutz und Pausen», ergänzt Genster. In Berlin hat dieser Frust Folgen: Das Pflegepersonal an den landeseigenen Kliniken von Vivantes und Charité trat in den Streik.

Ihr Berufsethos halte viele Pflegende davon ab, lautstark auf ungeimpfte Corona-Patienten zu schimpfen, sagt Genster. «Wir werben weiter für die Impfung.» Die Zahl der Impfgegner mache nur einen kleinen Anteil aus. Die meisten Menschen seien eher verunsichert.

Die Impfquoten in Deutschland zeigen ein ernüchterndes Bild. Trotz zahlreicher Appelle, ungewöhnlicher Impfstellen vom Zoo bis zur S-Bahn und kleinen Belohnungen wie Bratwurst oder Döner - die Rate stagniert fast. Im Moment sind um die 64 Prozent aller Bundesbürger vollständig geimpft. Wünschenswert wären weit über 80 Prozent.

Psychologin Heuser fragt in ihrer Freizeit inzwischen aktiv nach, wenn sie Einkaufslustige vor dem Berliner KaDeWe einen Corona-Test machen sieht. «Warum lassen Sie sich nicht impfen?» Als Antwort habe sie bekommen: Da glaube ich nicht dran. «Da kann es einem doch schlecht werden», sagt Heuser.

Sie hat auch eine Ehrenprofessur in Hanoi und kann sich dann richtig in Rage reden. «Ärzte in Vietnam würden sich die Finger danach lecken, wenn sie Impfungen so verteilen könnten wie wir. Wir haben in Deutschland ein absolutes Luxusproblem.»

Heuser, die am Anfang der Pandemie die Hilfsbereitschaft hierzulande optimistisch stimmte, ist inzwischen enttäuscht. «Ich habe die Solidarität in Deutschland wirklich überschätzt. Was ich jetzt sehe, finde ich beschämend.»

(dpa)

Inzidenz bei 61,4 - Infektionsgeschehen weiter auf Plateau

14:26
26.09.2021
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist erstmals in dieser Woche wieder leicht gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Sonntagmorgen mit 61,4 an. Am Vortag hatte der Wert bei 60,6 gelegen (Vorwoche: 70,5). Die Inzidenz war seit dem Sommer bis etwa Anfang September stetig gestiegen, erreichte dann ein Plateau und sank seit Mitte des Monats in der Tendenz wieder.

Die derzeitige Entwicklung könne auf einen Rückgang des Sommerreiseverkehrs, eine Abnahme der festgestellten Infektionen beim Schulanfang sowie auf die Impfquote und die Einführung der 2G- und 3G-Regeln in vielen Bereichen zurückzuführen sein, hieß es im Wochenbericht des RKI zu dem rückläufigen Trend. Experten verweisen auf ein ähnliches Plateau im vergangenen Jahr und befürchten einen erneuten Anstieg der Zahlen in den nächsten Wochen. Grundsätzlich sei es noch zu früh, um von einer Entwarnung oder einem anhaltenden Trend zu sprechen, hatte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Freitag gesagt.

Der Bonner Virologe Hendrik Streeck sieht die Pandemie bereits in eine Endemie übergehen, «also in einen Zustand, wo das Virus zwar noch da ist, aber die meisten Menschen eine Immunität haben und somit das Virus weniger gefährlich wird», wie er der «Augsburger Allgemeinen» sagte. Er persönlich denke, dass Deutschland auf diesem Weg schon weiter sei als vielfach kommuniziert werde. «Wir haben eine Impfquote von 67 Prozent, aber bei den über 18-Jährigen sind es dann doch fast 80 Prozent.» Rechne man die Genesenen dazu, seien es fast 90 Prozent, sagte Streeck, Direktor des Instituts für Virologie der Uni Bonn. Es gelte nun verstärkt darauf zu schauen, dass man noch so gut wie alle über 60-Jährigen impfe. «Ich denke, damit können wir dem Virus schneller den Schrecken nehmen.»

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt binnen eines Tages 7774 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.07 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 7337 Ansteckungen gelegen. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 28 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 38 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4 196 378 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Einen leichten Rückgang gibt es seit etwa Mitte des Monats auch bei den Covid-19-Patienten auf Intensivstation. Am Sonntag waren 1433 solche Patienten im Divi-Intensivregister erfasst, 822 mussten beatmet werden. Vor einigen Tagen hatte die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten noch bei deutlich über 1500 gelegen. Überwiegend sind nach Datenanalysen Ungeimpfte betroffen.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI zuletzt am Freitag mit 1,58 an, ein Rückgang um 0,3 im Vergleich zum Vorwochenwert. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.

Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3 958 000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 93 393.

(dpa)

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