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Intensivmediziner gegen Fokus allein auf Krankenhausbelegung

04:29
26.08.2021
Ärzte haben sich im Kampf gegen die Corona-Pandemie gegen eine Fokussierung auf die Krankenhausbelegung ausgesprochen. «Wir befinden uns wieder im exponentiellen Wachstum der Infektionen und auch der schweren Erkrankungen. Immer mehr junge Menschen landen im Krankenhaus, weil sie sich nicht impfen lassen haben oder es bislang nicht ernst genug genommen haben», sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, Christian Karagiannidis, der «Rheinischen Post» (Donnerstag). «Das Signal, das vom Streichen des Inzidenzwerts 50 ausgeht, ist kritisch. Natürlich hat sich die Bedeutung verändert, wir sollten den Inzidenzwert aber keinesfalls aufgeben. Ein Dreiklang aus Inzidenzen, Krankenhausfällen und Intensivbettenbelegung ist wichtig.»

Der bisherige Wert von 50 bei der Sieben-Tage-Inzidenz, der noch im Infektionsschutzgesetz als Schwelle für schärfere Maßnahmen genannt ist, soll nach Plänen der Bundesregierung gestrichen werden. Künftig soll die Zahl der Krankenhausaufnahmen entscheidend sein. Welche Schwellen hierfür gelten sollen, ist aber noch offen.

«So wie wir seit Wochen sagen, dass die Inzidenz nicht alleiniger Indikator sein kann, so gilt das jetzt auch für die Hospitalisierung», sagte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). Notwendig sei, verschiedene Indikatoren nebeneinander qualitativ zu betrachten, um sich ein wirkliches Bild von der Infektions- und Gefahrenlage im Gesundheitswesen zu machen. So müssten neben der Inzidenz und der Hospitalisierung zum Beispiel auch die Impfquote und die Dynamik der jeweiligen Parameter berücksichtigt werden. «Es gibt nicht die Glücksformel, bei der die eine Zahl herauskommt, die die Pandemie umfassend erklärt.»

(dpa)

Experten machen Dampf: Weitere Studien zum Corona-Ursprung nötig

04:28
26.08.2021
Bei der Suche nach dem Ursprung des Coronavirus muss dringend gehandelt werden. Darauf verweisen unabhängige Experten, die an einer ersten internationalen Untersuchung in China Anfang des Jahres beteiligt waren. Die damalige Untersuchung im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei als erster Schritt eines Prozesses gedacht gewesen, der aber zum Stillstand gekommen sei, kritisieren die elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Zeitschrift Nature. Sie fordern erneut eine Fortsetzung der Untersuchung (Phase-2). Darunter ist Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut in Berlin.

Das Fenster, in dem es noch möglich sei, frühe Spuren des Virus in Menschen und Tieren in China und anderswo zu finden, schließe sich rapide. Antikörper, die Hinweise geben könnten, schwinden bei Infizierten mit der Zeit , schreiben die Autoren. Sie halten eine Übertragung vom Tier auf den Menschen, vermutlich über einen Zwischenwirt, am wahrscheinlichsten. Experten glauben, dass das Virus auf Wildtier-Farmen auf den Menschen übergegangen sein könnte. Viele davon seien mittlerweile geschlossen und die Tiere getötet worden, heißt es in dem Nature-Beitrag. Auf diesen Farmen hätten chinesischen Angaben zufolge 2016 vermutlich 14 Millionen Menschen gearbeitet.

Um die Untersuchung zum Ursprung des Virus gibt es seit Monaten Streit. China hat die Reise des internationalen Expertenteams, das seine Untersuchung zusammen mit chinesischen Wissenschaftlern durchführte, monatelang hinausgezögert. China verweigert ausländischen Experten zudem bislang Originaldaten über 174 frühe Patienten, die mit dem damals neuartigen Virus infiziert waren. Die ausländischen Experten haben weitere Studien in China empfohlen, was Peking bislang zurückweist.

Die USA und andere Länder kritisierten, dass die These eines Laborunfalls, bei dem das Virus in der chinesischen Stadt Wuhan entwichen sein könnte, auf Druck Chinas vernachlässigt worden sei. Die Wissenschaftler betonen in ihrem Beitrag in der Zeitschrift Nature erneut, dass sie die These nicht für ausgeschlossen halten. «Wir haben öffentlich darum gebeten, Informationen, die die Hypothese eines Laborlecks untermauern, zu veröffentlichen und der WHO zur Verfügung zu stellen. Das ist bislang nicht geschehen», schreiben sie. Die US-Regierung will in Kürze eigene Erkenntnisse dazu vorlegen.

China wirft den USA vor, die Ursprungssuche zu politisieren. «Wir rufen die einschlägigen Stellen dazu auf, aufzuhören, die Sache der Ursprungssuche zu politisieren, die Angelegenheit zu nutzen, um andere zu Sündenböcken zu machen und sich eigener Verantwortung zu entziehen», sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums in Peking Mitte Juli. Das behindere die internationale Kooperation. Fast 50 Länder sähen das genauso, wie sie in Briefen an die WHO geschrieben hätten.

«Die Gemüter haben sich in den vergangenen Woche eindeutig erhitzt», sagte der WHO-Nothilfe-Koordinator Mike Ryan vergangene Woche. «Wir müssen die Politik hier raushalten.» Die WHO will einen Ausschuss einsetzen, der künftig routinemäßig Virusursprünge untersuchen soll. Das sei zu begrüßen, schrieben die Autoren in Nature, würde aber im Fall von Sars-CoV-2 viel zu lange dauern.

(dpa)

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