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Kretschmer: Wir haben die Pandemie durch Verhalten selbst in der Hand

10:26
26.07.2021
Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) sieht bei einer möglichen vierten Corona-Welle im Herbst Menschen mit Impfschutz klar im Vorteil. «Sie dürfen keine Einschränkungen haben wie diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen. Das ist keine Diskriminierung», sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Die Werkzeuge der Politik seien begrenzt: «Ich halte es für richtig, dass es keinen Impfzwang gibt. Das heißt aber auch, dass man ohne Impfung Nachteile wie das ständige Testen in Kauf nehmen muss.» Man habe den Verlauf der Pandemie durch richtiges Verhalten selbst in der Hand.

Kretschmer, der selbst bereits doppelt geimpft ist, hatte sich wiederholt mit Sorge über die Impfmüdigkeit in der sächsischen Bevölkerung geäußert. Derzeit ist nur knapp die Hälfte der Menschen im Freistaat komplett geimpft: Nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom Montag liegt die Quote bei 45,6 Prozent. Der Freistaat steht damit bundesweit auf dem letzten Platz; ebenso bei den Erstimpfungen.

Der Regierungschef weiter: «Wir haben einen Impfstoff, der kostenlos zur Verfügung steht gegen eine Krankheit, die potenziell tödlich verläuft. Was will man eigentlich mehr?»

Die Pandemie zeige auch, dass man Aufklärung und einen emanzipierten Umgang mit dem Internet und sozialen Medien brauche. Das sei eine riesige Herausforderung. Der Anteil der Menschen, die sich über die klassischen Medien Zeitung, Radio und Fernsehen informieren, nehme ab. «Ein Teil der Bevölkerung nutzt andere Informationsquellen. Diese sind zum Teil extrem subjektiv, manipuliert, gefärbt. Man denke nur an diese unsägliche QAnon-Bewegung oder an die Reichsbürger - das macht natürlich etwas mit den Konsumenten.»

(dpa)

Delta-Variante dämpft Stimmung in der deutschen Wirtschaft

09:36
26.07.2021
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli überraschend eingetrübt. Der Ifo-Index für das Geschäftsklima sank um 0,9 Punkte auf 100,8 Zähler, wie das Münchner Institut am Montag bekanntgab. Das führende deutsche Konjunkturbarometer, das auf einer Umfrage unter etwa 9000 Unternehmen basiert, fiel damit erstmals seit Beginn des Jahres. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 102,5 Punkte gerechnet.

Ausschlaggebend für den Rückgang ist die Einschätzung der künftigen Geschäfte. Hier ging der entsprechende Indexwert zurück, während die Bewertung der aktuellen Lage erneut besser war. «Lieferengpässe bei Vorprodukten und Sorgen um wieder steigende Infektionszahlen belasten die deutsche Wirtschaft», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Nach Einschätzung von Fuest hat der Optimismus in den Chefetagen deutscher Firmen «merklich» abgenommen. Im Dienstleistungssektor, der zuletzt besonders stark von den Lockerungen der Corona-Maßnahmen profitierte, habe sich das Geschäftsklima verschlechtert. Fuest wies aber darauf hin, dass die Dienstleister nach wie vor mit steigenden Umsätzen rechnen, wenn auch nicht mehr so stark wie im Juni.

«Der Pandemieverlauf ist weiterhin ein Risikofaktor für die wirtschaftliche Entwicklung», kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Seiner Einschätzung nach deuten die Ergebnisse der Ifo-Umfrage darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft das Konjunkturhoch hinter sich lasse und im Herbst «vom Aufholmodus in den Normalmodus» wechseln werde.

Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im Sommerhalbjahr kräftigen wachsen werde. Eine mögliche vierte Corona-Welle und die Reaktion der Politik darauf dürften die Wirtschaft aber im vierten Quartal belasten. «Wir rechnen mit einer massiven Verlangsamung des Wachstums, aber nicht mit einem Schrumpfen der Wirtschaft», sagte Krämer.

Am Devisenmarkt geriet der Euro nach Veröffentlichung der Ifo-Daten unter Druck und gab die Kursgewinne aus dem frühen Handel ab.

(dpa)

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