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Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen in Europa

09:55
25.07.2021
In mehreren europäischen Ländern haben Tausende Menschen gegen wieder strengere Corona-Maßnahmen und gegen Nachteile für Ungeimpfte demonstriert. In Frankreich gingen am Samstag landesweit mehr als 160 000 Menschen auf die Straßen, wie der französische Nachrichtensender Franceinfo berichtete. Sowohl dort als auch bei einer Demonstration von Impfgegnern in Athen kam es zu Ausschreitungen und Festnahmen. In Rom protestierten 3000 Menschen unter anderem gegen das digitale Corona-Zertifikat der EU, auch in anderen italienischen Städten wurde Medienberichten zufolge demonstriert.

In allen drei Ländern haben die Regierungen zuletzt die Corona-Maßnahmen angesichts steigender Infektionszahlen wieder verschärft. In Frankreich wurde eine Impfpflicht für Gesundheitspersonal auf den Weg gebracht, in Griechenland ist eine solche bereits verfügt worden.

Zudem planen die Regierungen in Italien und Frankreich, den Zugang zu vielen Örtlichkeiten an den Nachweis einer Corona-Impfung, eines negativen Testergebnisses oder einer Genesung zu koppeln. In Frankreich könnten solche Nachweise bald etwa für Fernzüge und Einkaufszentren zur Pflicht werden, in Italien müssen entsprechende Nachweise ab dem 6. August etwa für den Besuch von Innenbereichen von Gaststätten und Fitnessstudios vorgelegt werden.

Bereits vor einer Woche hatten in Frankreich rund 114 000 Menschen landesweit gegen die Pläne der Regierung protestiert. Am Freitag gaben die Abgeordneten der Nationalversammlung als Unterhaus des Parlaments dann der geplanten Impfpflicht für Gesundheitspersonal in erster Lesung ihre Zustimmung.

In Deutschland gibt es derzeit keine Corona-Impfpflichten. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann schloss eine solche Regelung am Sonntag aber nicht komplett aus. «Es ist möglich, dass Varianten auftreten, die das erforderlich machen», sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) versprach in der «Bild am Sonntag», dass Geimpfte «definitiv mehr Freiheiten» haben werden als Ungeimpfte.

Proteste gegen Corona-Maßnahmen mit Tausenden Teilnehmern gab es am Samstag auch in Sydney. Dort gilt wegen der Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante des Coronavirus seit gut einem Monat ein strenger Lockdown. Ähnliche Kundgebungen wurden aus Brisbane und Melbourne gemeldet.

(dpa)

Experte warnt: Viele Japaner ignorieren wegen Olympia Corona-Regeln

09:18
25.07.2021
Die Olympischen Spiele drohen nach Ansicht eines Experten indirekt zu einem Anstieg der Corona-Infektionszahlen zu führen. Nicht die Olympia-Teilnehmer seien das Hauptproblem, sagte der Politikprofessor Koichi Nakano von der Sophia University in Tokio am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Vielmehr sei es der Umstand, dass die Spiele überhaupt stattfinden zu einem Zeitpunkt, da die Bevölkerung über den immer wieder verlängerten Corona-Notstand zunehmend «frustriert» sei. «Die Leute werden ungeduldig und hören nicht mehr auf die Regierung», sagte Nakano und führte als Beispiel die Radrennen am Vortag an. Zahlreiche Zuschauer waren am Straßenrand zu sehen, mitunter standen sie in mehreren Reihen an der Strecke.

Im Vorfeld der Spiele hatte sich eine Mehrheit der Bevölkerung noch gegen die Spiele ausgesprochen. Doch jetzt, da die Spiele begonnen haben, würden manche denken, «es mache keinen Sinn, zu protestieren. Jetzt könne man die Spiele auch unterstützen», sagte Nakano. «Das ist ein sehr typisch japanisches Denken», so der Politikwissenschaftler. Hinzu komme, dass praktisch sämtliche Fernsehstationen in Folge des massiven Einflusses der japanischen Werbeagentur Dentsu, die als exklusiver Marketingpartner der Spiele auch die Werbe-Slots vergebe, von den Olympischen Spiele vereinnahmt worden seien. Es sei in ihrem Interesse, die Bürger durch Dauerberieselung für Olympia zu gewinnen.

Das dadurch geschürte Interesse an den Spielen führe dazu, dass viele Bürger ungeachtet aller Appelle der Regierung nicht zu Hause blieben, sondern wie bei den Radrennen so nah wie möglich etwas von Olympia mitbekommen wollten. So hatten sich auch zur Eröffnungsfeier Hunderte dicht gedrängt vor dem Stadion eingefunden und sich das Feuerwerk angeschaut, obwohl sie nicht ins Stadion hinein durften. Nakano befürchtet in den nächsten Tagen einen drastischen Infektionsanstieg.

Am Sonntag meldete Tokio 1763 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, nach 1128 am Vortag. Damit liegt die Zahl der Neuinfektionen seit sechs Tagen in Folge über 1000 Fällen. Dass die Zahlen im Moment relativ niedrig seien, läge daran, dass über die Feiertage und das Wochenende kaum getestet worden sei, erklärte Nakano. Mit dem Appell des Staates, zu Hause zu bleiben, sei es wie mit einem starken Raucher, «der seinen Kindern erklärt, sie sollten nicht rauchen».

(dpa)

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