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Arbeitgeberpräsident warnt vor nachlassendem Impftempo

09:38
18.07.2021
Arbeitgeber haben vor einem nachlassenden Impftempo in Deutschland gewarnt. «Wir müssen aufpassen, dass wir das Erreichte nicht verspielen», sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Rainer Dulger, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Wir müssen weiter impfen, impfen, impfen, damit sich die Lage weiter stabilisiert.»

Die Corona-Inzidenz steigt seit knapp zwei Wochen an, zuletzt in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen besonders deutlich. Bei den Impfungen hatten erste Länder deutliche Einbrüche gemeldet. Dulger sagte, Arbeitgeber und Gewerkschaften hätten an die Beschäftigten appelliert, die Impf- und Testangebote weiter anzunehmen und so zu einer hohen Durchimpfungsrate beizutragen. «Wir Sozialpartner sind zuversichtlich, dass wir mit einer gemeinsamen Anstrengung der nationalen Impfkampagne zum Erfolg verhelfen und ein hohes Schutzniveau erreichen können.»

Dulger schlug vor, dass sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier oder Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor den 20-Uhr-Nachrichten an die Bürger wenden und sagen: «Liebe Leute, wir sind noch nicht übern Berg. Bitte lasst euch impfen. Es ist jetzt genügend Impfstoff da.» Dies wäre «ein gutes Signal».

Er sei kein Freund von Geboten und Verboten, sagte der Arbeitgeberpräsident. «Deshalb finde ich es gut und richtig, Anreize für das Impfen zu setzen.» Dulger: «Hier könnte man ja auch mal an etwas unkonventionellere Maßnahmen denken, um genau die Menschen zu erreichen, die sich bisher noch nicht impfen lassen wollten.» Die Hauptsache sei doch, «dass sich so viele Menschen wie möglich impfen lassen».

(dpa)

Merkel: Aids-Pandemie darf wegen Corona nicht in Hintergrund rücken

09:09
18.07.2021
Die rasante Entwicklung der Coronavirus-Impfstoffe muss auch die Bekämpfung der anderen weltweiten Pandemie, der HIV-Pandemie, beflügeln - mit diesem Aufruf begann am Sonntag die viertägige Tagung der Internationalen Aids-Gesellschaft (IAS) aus Genf.

«In der Coronavirus-Pandemie erleben wir, wie dank internationaler Zusammenarbeit in Rekordzeit mehrere wirksame Impfstoffe entwickelt wurden», sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. «Aids darf durch die Coronavirus-Pandemie nicht in den Hintergrund rücken.» Sie begrüßte HIV-Forscherinnen und Forschern aus aller Welt. Die Tagung war eigentlich in Berlin geplant und fand wegen Corona nun online statt. Der Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen moderiert die Veranstaltung.

Vor 40 Jahren wurde die Immunschwächekrankheit Aids erstmals in einem US-Wissenschaftsjournal beschrieben. Sie wird durch das HI-Virus ausgelöst. Rund 36 Millionen Menschen starben weltweit daran.

Besonders aufrüttelnd war in der Auftaktveranstaltung die Aids-Aktivistin Yvette Raphael aus Südafrika. Sie monierte die schleppende Verteilung der Corona-Impfstoffe in ärmeren Ländern. «Sie können sich nicht als entwickelte Welt betrachten, solange Ihre Menschlichkeit nicht entwickelt ist», sagte sie.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn akzeptierte die Kritik zwar. Er frage sich etwa, ob nicht gegen die in Afrika mehrfach ausgebrochene Ebola-Krankheit früher Impfstoff auf den Markt gewesen wäre, wenn sie in der westlichen Welt gewütet hätte. Er betonte aber, dass bald genügend Corona-Impfstoff vorhanden sei: «Noch ein paar Monate, und wir werden zum ersten Mal in der Weltgeschichte sehen, dass es eine weltweite Antwort gegeben hat, die alle Menschen der Welt erreicht.»

Wie bei HIV/Aids habe auch die Coronavirus-Pandemie der Welt die ungleiche Verteilung von Reichtum sowohl innerhalb von Ländern als auch international drastisch vor Augen geführt, sagte die Chefwissenschaftlerin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Soumya Swaminathan. Wie Betroffene in allen Gesellschaftsschichten und in aller Welt gleich gut und schnell erreicht werden, müsse künftig bei jeder Krankheit von Anfang an berücksichtigt werden.

Der US-Immunologe und Präsidentenberater Anthony Fauci erinnerte daran, dass die schnelle Entwicklung der Corona-Impfstoffe der Vorarbeit auf dem Gebiet von HIV und Aids zu verdanken sei. Der Bonner Virologe und Aids-Forscher Hendrik Streeck sagte: «Wir haben die Mittel, jetzt ist der Zeitpunkt, Aids zu beenden.»

(dpa)

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