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Pandemie-Frust: Forscher fordert mehr Freiräume für Jugend

05:11
13.07.2021
Der Berliner Jugendforscher Klaus Hurrelmann hat im zweiten Pandemiesommer mehr Freiräume für junge Leute gefordert - auch nachts. «Das ist sehr, sehr einfallslos, was viele Städte und Kommunen da bisher auf die Reihe bekommen haben», sagte Hurrelmann der Deutschen Presse-Agentur. Noch deutlich mehr als andere Altersgruppen seien Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 22 Jahren am Ende ihrer Geduld. «Das ist eine Lebensphase, in der man raus muss, in der man sich erproben muss, Räume erobern.»

Viele Jugendliche wollten endlich wieder ein freies Leben führen und sich so benehmen und bewegen können wie es für ihre Alter angemessen sei. Hurrelmann regte an, Plätze für Aktivitäten freizugeben und vorher die Anwohner zu informieren. «Da lässt sich ja dann sagen: Nehmt Rücksicht auf die Jugend, sie hat auch Rücksicht auf euch genommen. Und darum geben wir hier jetzt mal für ein paar Tage eine Sondergenehmigung.»

Viele fühlten sich immer noch eingesperrt und hätten das Gefühl, gar nicht richtig leben zu können. Bei bis zu einem guten Drittel könnten deshalb Frust und Ohnmachtsgefühle auch in Randale und Aggressionen umschlagen. Diese Gruppe sei seit dem vergangenen Sommer nach aktuellen Studien größer geworden, sagte Hurrelmann. Es sei vielfach ein dumpfer, provokativer Protest, vorwiegend von jungen Männern mit wenig Perspektiven mit Blick auf Schule und Berufsausbildung. Da baue sich Schritt um Schritt ein Unbehagen auf - und irgendwann könne sich das auch in Krawallen entladen.

«Die Disziplin der jungen Leute ist nach wie vor hoch, aber nicht mehr so hoch wie noch vor sechs Monaten», sagte Hurrelmann. «Das bröckelt.» Rund zwei Drittel hielten sich weiter an die Regeln und nähmen Rücksicht auf die Älteren. «Aber man merkt: Jetzt sind die Zurücksetzungen mehr im Fokus und sie haben auch die Geduldigen unter den jungen Leuten erreicht.» 2020 seien es rund 30 Prozent der jungen Leute gewesen, die Schwierigkeiten mit den Corona-Regeln hatten. «Dieser Anteil ist weiter gestiegen. Nun sind es 35 Prozent. Und das wird auch noch weiter steigen», so Hurrelmanns Prognose.

Als Freifahrtschein will Hurrelmann seine Ratschläge allerdings nicht verstanden wissen. «Die Polizei sollte nachts Parks räumen, wenn ein ganz eindeutiger Verstoß gegen Regeln vorliegt. Das muss sein. Das brauchen junge Leute auch als Signal», sagte er.

(dpa)

Grün-Schwarz gibt 170 Millionen Euro an Corona-Hilfen für Nahverkehr

04:55
13.07.2021
Die grün-schwarze Regierung im Südwesten ersetzt den Verkehrsunternehmen im Land erneut im großen Stil coronabedingte Ausfälle. Das Land stelle bis zu 170 Millionen Euro dafür bereit, teilten die Fraktionsvorsitzenden Andreas Schwarz für die Grünen und Manuel Hagel für die CDU der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart mit. Darauf habe man sich mit den kommunalen Landesverbänden verständigt. Zunächst war nur von 130 Millionen Euro die Rede gewesen. Doch der Bund hatte sein Hilfsprogramm für den Öffentlichen Nahverkehr Mitte Mai aufgestockt und an die Bedingung geknüpft, dass die Länder den Rettungsschirm zur Hälfte mitfinanzieren.

Der Landesverband Deutscher Verkehrsunternehmen hatte die Einnahmeausfälle durch den Corona-Lockdown auf etwa 360 Millionen Euro für das laufende Jahr geschätzt. Schwarz und Hagel zeigten sich nun überzeugt, dass der Nahverkehr mit der Finanzspritze sicher durch das zweite Halbjahr kommen werde. «Die Betreiber von Bus- und Stadtbahnverkehr können aufatmen.» Die Verluste kamen daher, dass durch die Corona-Auflagen deutlich weniger Menschen den Nahverkehr nutzten und viele ihr Abonnement kündigten. Schon im vergangenen Jahr hatten Bund und Land dem ÖPNV unter die Arme gegriffen.

Der Grünen-Fraktionschef sagte, es sei wichtig, dass kein mittelständisches Verkehrsunternehmen durchs Raster falle. «Wenn wir bei der Mobilitätswende – mehr Bus- und Bahnverkehr, weniger Autos – entscheidend vorankommen wollen, ist es notwendig, für einen umweltfreundlichen und zuverlässigen Nahverkehr zu sorgen und ihn besonders in Krisenzeiten aufrechtzuerhalten.» Sein CDU-Kollege Hagel ergänzte, der ÖNPV sei gerade für Schülerinnen und Schüler und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer enorm wichtig. «Auch im Kampf gegen den Klimawandel, aber auch gegen den Verkehrskollaps in unseren Metropolen, für mehr Sicherheit im Verkehr und für eine bezahlbare Mobilität ist ein starker ÖPNV unverzichtbar.»

(dpa/lsw)

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