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Umfrage: Corona-Belastungen jetzt stärker als im ersten Pandemie-Jahr

13:34
22.06.2021
Die Corona-Krise hat viele Bürger laut einer Umfrage in diesem Frühling mehr bedrückt und direkter betroffen als ein Jahr zuvor. Dass sie die Situation psychisch belastet habe, sagten im Mai 49 Prozent der Befragten über sich, wie die Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller ergab. Bei einer Befragung von Juni 2020 hatten dies 44 Prozent bejaht. Eine Corona-Infektion in der eigenen Familie hatte demnach nun fast jeder Fünfte (19 Prozent), nachdem es vor einem Jahr 7 Prozent waren. Dass sie wirtschaftliche Einbußen hatten, sagten jetzt 28 Prozent nach zuvor 31 Prozent.

Fast zwei Drittel (65 Prozent) machen sich der Umfrage zufolge Sorgen, auch in Zukunft weitere Pandemien samt Einschränkungen und Lockdowns zu erleben - 29 Prozent haben diese Befürchtung nach eigenen Angaben nicht, 6 Prozent wissen es nicht. Dass sie mehr Rücksicht auf andere Menschen und deren Gesundheit nehmen, bejahten demnach drei Viertel der Befragten (76 Prozent), dass sie nun bewusster mit der eigenen Gesundheit umgehen knapp zwei Drittel (64 Prozent).

Nach einem so schwierigen Jahr für das Gesundheitswesen sei dies immerhin eine erfreuliche Nachricht, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller, Hubertus Cranz. Durch umsichtiges Verhalten könnten alle einen Beitrag leisten, gesünder zu leben und sich und die Mitmenschen vor Erkrankungen zu schützen.

Bei der Frage, welche Aktivitäten wieder an erster Stelle stünden, wenn es einen Gemeinschaftsschutz (Herdenimmunität) gegen das Virus gibt, wurden vor allem Besuche bei Freunden und Verwandten genannt: «Unmittelbar sobald möglich» würden dies 34 Prozent tun, «im Lauf der dann folgenden Wochen» ebenfalls 34 Prozent. Von mehr als 50 Prozent in diesen beiden Kategorien genannt wurden auch Feste bei Freunden und Verwandten sowie Restaurantbesuche. Sport in geschlossenen Räumen wie Fitnessstudios oder Schwimmhallen nannten 28 Prozent.

Für die aktuelle Umfrage wurden den Angaben zufolge 1000 Menschen ab 18 Jahre vom 18. bis 25. Mai vom Institut Nielsen befragt.

(dpa)

Länder lockern an Schulen - Sorge vor weiteren Nachteilen für Schüler

13:33
22.06.2021
Während die Corona-Regeln für Schüler teils gelockert werden, dringt der Kinderschutzbund auf mehr Vorbeugung und besseren Schutz an Schulen. Auch in dieser Phase der Pandemie, in der sich die besonders ansteckende Delta-Variante ausbreitet, werde dafür politisch wieder nicht genug unternommen, sagte Verbandspräsident Heinz Hilgers dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). Er verwies auf bessere Digitalausstattung oder den rechtzeitigen Einbau von Lüftungen. Seine Bilanz: «Das ist ein einziges Trauerspiel.» Er fürchte, dass die Kinder erneut die Verlierer der Pandemie sein werden.

Angesichts weiter sinkender Corona-Zahlen wurden in einigen Bundesländern nun jedoch erst einmal Lockerungen für Schulen bekannt. So sollen Schülerinnen und Schüler an Bayerns Grundschulen im Unterricht künftig keine Masken mehr tragen müssen, sofern sie an ihrem Platz sitzen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Kabinettskreisen erfuhr. Damit folgt Bayern dem Beispiel anderer Bundesländer. In Sachsen müssen sich Schüler und Lehrer bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter zehn in Zukunft nur noch ein- statt zweimal wöchentlich auf Corona testen. Zudem sollen Schulen und Kitas auch bei hohen Infektionszahlen und einer Inzidenz über 100 nicht mehr so schnell schließen. Und Berlin kündigte an, dass die Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen bei niedrigen Infektionszahlen nach den Sommerferien wieder komplett in den Schulen unterrichtet werden.

In Berlin sollen bei privaten Treffen bald außerdem nach dpa-Informationen bis zu 100 Personen erlaubt sein, Sachsen hebt bei niedrigen Infektionszahlen die Maskenpflicht im Freien auf.

Hilgers vom Kinderschutzbund nannte es insgesamt bedenklich, wie viele Freiheiten jetzt schon wieder gewährt werden. «Da werden Feste mit 1000 Menschen gefeiert, die Fußball-Stadien werden immer voller. Mein Rat wäre deshalb, es mit den Freiheiten nicht zu übertreiben, um im Herbst nicht in eine neue Krise hineinzurutschen.»

Die zunächst in Indien nachgewiesene Delta-Variante verbreitet sich inzwischen in vielen Ländern schnell. Als gesichert gilt, dass sie deutlich ansteckender ist als alle anderen bekannten Varianten.

Zuletzt ging die Inzidenz - gemeint ist die Zahl der Neuinfektionen binnen einer Woche je 100 000 Einwohner - in Deutschland weiter zurück. Am Dienstagmorgen lag sie nach Angaben des Robert Koch-Instituts bei 8,0 - am Vortag war der Wert noch bei 8,6; in der Vorwoche bei 15,5. Binnen eines Tages meldeten die Gesundheitsämter dem RKI 455 Neuinfektionen. 31,6 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind dem RKI-Impfdashboard zufolge vollständig geimpft, 51,2 Prozent zumindest einmal.

Auch die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte, die Schulen müssten endlich krisenfest gemacht werden. Die Vorsitzende Maike Finnern sagte dem RND, das beinhalte Investitionen in Gebäude, Infrastruktur, mehr Personal und Luftfiltergeräte in Klassenräumen. Auch die Lehrkräfte wünschten sich in erster Linie Präsenzunterricht für alle. Sie betonte aber zugleich: «Der Schutz der Gesundheit aller hat auch in der Schule Vorrang.» Konkret befand sie: «Auch nach den Ferien werden Hygienekonzepte wie eine Teststrategie und Masken eine wichtige Rolle spielen, um eine Ausbreitung der Delta-Variante zu unterbinden.»

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte der «Süddeutschen Zeitung»: «Es ist unser Ziel, dass Schule nach den Ferien so normal wie möglich wieder starten kann. Das sind wir den Kindern und Jugendlichen schuldig.»

Die Bundesärztekammer rät deshalb von Reisen in Urlaubsgebiete ab, in denen die Delta-Variante grassiert. «Auf Reisen in Regionen, die von der Delta-Variante besonders betroffen sind, sollte verzichtet werden», sagte Präsident Klaus Reinhardt der Funke Mediengruppe (Dienstag).

(dpa)

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