Lernen in der Corona-Pandemie hieß und heißt in Thüringen oft: digital, außerhalb der Schule oder im Wechselmodell. Bildungspolitiker gehen von erheblichen Lernrückständen aus. Um diese zu beseitigen, will die CDU-Fraktion Prioritäten im Lehrplan setzen.
Um Bildungsrückstände aus der Zeit der Corona-Pandemie aufzuholen, dringt die Thüringer CDU-Fraktion auf mehr Flexibilität bei der Abarbeitung des Lehrplans. «Man muss sagen, dass der Lehrplan nicht mehr abgearbeitet werden kann», sagte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Tischner, am Dienstag in Erfurt. Daher schlage man vor, einzelne Schuljahre strecken zu können. Als Beispiel nannte Tischner, dass etwa der Stoff aus dem zweiten Schulhalbjahr einer siebenten Klasse dann noch bis in das erste Halbjahr der achten Klasse vermittelt werden solle.
Der Bildungspolitiker betonte, dass auch dies nur dann funktioniere, wenn Prioritäten gesetzt würden - indem zum Beispiel bestimmte Lehrplaninhalte als Wahlthemen ausgewiesen werden. Dafür müsse das Ministerium klar sagen, welche Themen auch in zwei oder drei Jahren nicht prüfungsrelevant sein werden. «Diese Entscheidungen müsste das Bildungsministerium jetzt treffen», sagte Tischner.
Der 39-Jährige plädierte außerdem für «vier bis fünf» Förderunterrichtsstunden pro Woche an den Schulen. Dafür sollten andere Fächer zurückstecken. Welche das sind, sollen die Schulen selbst entscheiden können.
Wie auch die Landesregierung schlägt die CDU-Fraktion die Einbindung externer Partner vor, um Lernrückstände bei Schülern aufzuholen. Dies könnten Volkshochschulen, Nachhilfeinstitute, Lehrer im Ruhestand, Lehramtsstudenten, aber auch reguläre Studenten etwa naturwissenschaftlicher Fächer sein.
Das Bundeskabinett hatte vergangene Woche grünes Licht für ein zwei Milliarden Euro schweres Nachholprogramm gegeben. Tischner sagte, Thüringen könne darüber vom Bund mit rund 70 Millionen Euro rechnen. Der Freistaat solle für zwei Jahre noch einmal jeweils 20 Millionen Euro drauflegen. Vergangene Woche brachte das Bundeskabinett ein solches zwei Milliarden Euro schweres Programm auf den Weg.
CDU-Fraktionschef Mario Voigt griff Bildungsminister Helmut Holter (Linke) scharf an: «Der oberste Schulleiter Thüringens ist eine Fehlbesetzung», sagte Voigt. Er kritisierte vor allem, dass Thüringen bei der Beschaffung von digitalen Endgeräten für Schulen nicht voran komme. Demnach sei nicht damit zu rechnen, dass rund zehn Millionen Euro Fördermittel zur Anschaffung solcher Geräte bis Jahresende ausgegeben werden. Voigt bezog sich nach eigenen Worten auf Angaben der Landesregierung im Bildungsausschuss des Landtages.