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Corona-Drama in Indien: Wieder mehr als 4000 Tote an einem Tag

09:26
09.05.2021
Die Krankenhäuser sind am Limit, die Krematorien auch. Im Kampf gegen die dramatische Corona-Situation in Indien ist keine Entspannung in Sicht.

Neu Delhi - Die Corona-Lage in Indien spitzt sich trotz internationaler Hilfe weiter zu. Wie das Gesundheitsministerium am Sonntag in Neu Delhi mitteilte, wurden zum zweiten Mal hintereinander mehr als 4000 Tote binnen 24 Stunden gezählt. Zudem gab es wieder mehr als 400 000 Neuinfektionen. Die Gesamtzahl der Toten nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 stieg auf rund 242 300. Inzwischen haben sich bereits mehr als 22 Millionen Inder mit dem Corona-Virus angesteckt. Vermutet wird, dass die Zahlen noch viel höher liegen.

In absoluten Zahlen ist das riesige Land in Südasien mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern hinter den USA am stärksten von der Pandemie betroffen. Die Dunkelziffer in Indien dürfte allerdings deutlich höher liegen: Vielerorts ist es schwer, überhaupt auch nur getestet zu werden. Besonders in ländlichen Regionen sterben viele Opfer zu Hause und tauchen nicht immer in der Statistik auf.

Gesundheitssystem und Krematorien sind an der Belastungsgrenze, in den Krankenhäusern fehlt medizinischer Sauerstoff. Für die rasante Ausbreitung werden Sorglosigkeit, große religiöse Feste und Wahlkampfveranstaltungen sowie das Auftreten von Virusmutationen in den vergangenen Wochen verantwortlich gemacht. Mehrere Bundesstaaten verhängten inzwischen Lockdowns. Die Opposition forderte Premierminister Narendra Modi zu landesweiten Beschränkungen auf.

Inzwischen haben mehr als 40 Länder Hilfe an Indien geliefert. Deutschland schickte eine große Sauerstoffgewinnungsanlage sowie 120 Beatmungsgeräte. Derweil verständigten sich die EU und Indien in Porto auf neue Gespräche über ein Freihandelsabkommen - auch, um «ungenutztes Potenzial» für die Erholung von Corona auszuschöpfen.

EKD-Chef wirbt für Freiheiten für Geimpfte und ein «Gönnen-Können»

09:00
09.05.2021
Hannover - Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat für mehr Freiheiten für Geimpfte und einen Geist des «Gönnen-Könnens» geworben. «Dass die seelischen Inzidenzwerte immer mehr in die Höhe steigen, wissen wir seit Langem», sagte Bedford-Strohm am Samstag in Hannover auf der digital organisierten Tagung der EKD-Synode. «Deswegen ist es so wichtig, alles an Freiheiten zu ermöglichen, was mit dem Gesundheitsschutz vereinbar ist.» Er ermutige alle, die noch nicht gegen das Coronavirus geimpft seien, dazu, sich mit den bereits Geimpften zu freuen, die nun ohne Risiko bestimmte Freiheiten wieder genießen können.

«Niemandem nutzt die Aufrechterhaltung aller Restriktionen auch der Geimpften», sagte der Münchner Landesbischof. «Es wäre auch nicht verantwortbar, all denen, die in Restaurants, Hotels, in der Kulturwelt und vielen anderen Branchen am Ende ihrer materiellen und seelischen Kräfte sind, die nun wieder ohne Gesundheitsrisiko mögliche Kundschaft einfach vorzuenthalten.» Neid sei keine christliche Tugend.

«Wir alle hierzulande gehören faktisch zu den Bevorzugten dieser Welt, wenn man die extreme Ungerechtigkeit in der weltweiten Verteilung der Impfstoffe in den Blick nimmt», gab Bedford-Strohm zu bedenken. «Impfstoffe sind für die ärmeren Länder der Südhalbkugel schlicht unerschwinglich, weil sich die entwickelten Länder 80 Prozent der verfügbaren Impfstoffe gesichert haben.» Dies sei ein humanitärer Skandal und eine ausgesprochene Kurzsichtigkeit, denn das Virus könne nur global besiegt werden oder gar nicht. Deswegen gelte das «Gönnen-Können» auch global. «Wir sollten nicht zögern, Impfstoffmengen abzugeben, auch wenn sich dann die eigene Impfung etwas verzögert.»