Letztes Update:
20210424073603

Ladenöffnungen bringen englischen Buchhändlern dickes Plus

07:31
24.04.2021
Die erste Öffnungswoche nach dem monatelangen Corona-Lockdown hat den Buchhändlern in England ein gewaltiges Plus beschert. 3,7 Millionen Bücher im Wert von insgesamt 31,4 Millionen Pfund (36,13 Mio Euro) gingen in der Woche bis zum 17. April über den Tresen, wie Branchendienste berichteten. Das war jeweils rund ein Drittel mehr als in der Vorwoche. Im größten britischen Landesteil durften Buchhandlungen wie alle anderen nicht lebensnotwendigen Geschäfte erst am 12. April wieder öffnen. Der Branchenriese Waterstones berichtete von großem Ansturm auf seine 243 Filialen in England und Wales.

Landesweit gab es Schlangen vor den Geschäften. «Die Verkäufe laufen exzellent. Die ersten Tage haben sich angefühlt wie Weihnachten», sagte der Buchhändler James Ashmore aus dem Ort Holmfirth der Zeitung «The Guardian».

Wegen der raschen Ausbreitung der zunächst in Südostengland entdeckten Corona-Variante hatte die britische Regierung Anfang Januar einen erneuten Lockdown verfügt. In einzelnen Regionen hatten Geschäfte wegen der dortigen Neuinfektionslage aber schon länger geschlossen.

Wohl auch wegen mehrerer Lockdowns mit weitreichenden Ausgangsbeschränkungen erzielten die meisten großen Handelsketten 2020 deutlich höhere Einnahmen. Erstmals seit Erfassung der Zahlen vor acht Jahren wurden in Großbritannien mehr als 200 Millionen Bücher verkauft, wie das Marktforschungsinstitut Nielsen anhand seiner monatlichen Verbraucherumfragen errechnet hat. Das entspricht einem Wert von 1,76 Milliarden Pfund - und einem Plus von 5,2 Prozent beziehungsweise 5,5 Prozent im Vergleich zu 2019.

Schon kurz nach Beginn der Pandemie hatten Umfragen ergeben, dass die Menschen in Großbritannien deutlich häufiger zu Büchern griffen. Der Anstieg sei auch unabhängigen Buchhändlern zugute gekommen, hieß es. Sie seien von ihrer örtlichen Kundschaft gut unterstützt worden. Ein Treiber während der Pandemie war zudem das Homeschooling: Umfragen zufolge gaben Eltern und Großeltern gut die Hälfte mehr für Schulbücher aus als vor der Corona-Krise.

(dpa)

Maibaum digital und Mai-Bonsai dahoam - Dorfplätze bleiben leer

07:32
24.04.2021
Nicht höher als der Kirchturm soll der Maibaum sein - das gebietet der Respekt. Dieses Jahr allerdings gibt es mancherorts erheblich kleinere Exemplare. Denn die Corona-Krise macht bereits im zweiten Jahr in Folge die traditionellen Maifeiern mit dem Aufstellen neuer Bäume unmöglich - und so hat ein oberbayerischer Brauchtumsverein den Mini-Maibaum dahoam kreiert: Klein und Küchentisch-tauglich im Maßstab 1:100. Zwei Frauen in dem niederbayerischen Ort Train wiederum haben eine Vorgartenversion entwickelt. Und Deggendorf feiert den «Digitalen Maibaum».

Vielerorts aber bleiben die Dorfplätze dieses Jahr leer. «Man fährt durch Ortschaften - und sieht nur: Da stand mal ein Maibaum», berichtet der Bezirksheimatpfleger von Oberbayern, Norbert Göttler. Übrig seien derzeit oft nur Halterungen.

Am 1. Mai werden traditionell in Bayern, aber auch in anderen Ländern wie Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen neue Bäume aufgestellt. Alle zwei bis fünf Jahre wird gemeinhin ein Maibaum erneuert. Die Farbe platzt mit der Zeit ab, der Versicherungsschutz wird schwierig. Zudem lockt das Dorffest, mit dem das Aufstellen begangen wird.

Auch wenn immer öfter und laut Göttler vor allem nördlich von München der Kran anrückt: Die Tradition verlangt Muskelkraft. Mit Stangen hieven an die 20 Helfer die Maibäume in die Höhe. Abstand halten unmöglich. «Man braucht zum Maibaum-Aufstellen eine Menge Leute. Das ist unter Corona-Bedingungen nicht möglich», sagt Göttler.

Ein Verkaufsschlager ist deshalb schon seit Wochen der Maibaum-Bonsai aus Gilching im Landkreis Starnberg. 33 Zentimeter hoch, mit originalen Zunftzeichen und Ortswappen, hat der Verein «Guichinger Brauchtum» die Mini-Version des örtlichen Maibaums als Bastel-Paket für eine Maifeier «dahoam» aufgelegt. Der Maibaum-Bonsai hat fast genau den Maßstab 1:100 - der echte Gilchinger Maibaum misst 30 Meter.

«Bei einer Maifeier kommen locker einmal 1000 Leute zusammen - da führt kein Weg hin», erläuterte der Vereinsvorsitzende René Weber seine Idee. Die Nachfrage nach dem Mai-Bäumchen war enorm. Die ersten 100 Stück, hergestellt in Eigenarbeit aus Baumarkt-Material, waren binnen vier Tagen vergriffen. Der Verein fertigte nach. Der Bauanleitung lagen Links zu Online-Videos mit Volkstänzen bei - zum Üben zu Hause. «Mein Ziel ist auch, dass mehr Leute mittanzen, wenn wir wirklich im nächsten Jahr den neuen Maibaum aufstellen», sagte Weber.

Aus Pflöcken, die normalerweise junge Bäume nach dem Umpflanzen stützen, hat Andrea Bugl mit ihrer Schwester Karin in Train im niederbayerischen Landkreis Kelheim einen etwa 2,50 Meter hohen Maibaum zusammengestellt: für den Garten, oder - im Christbaumständer - fürs Wohnzimmer. Auch diese Kreation finde Anklang: «Wir sind jetzt bei guten 200. Jeden Tag kommen neue Bestellungen rein», sagt Bugl. Mitgeliefert werden je nach Wunsch Wappen, Farben, Bänder und Fahne. Der große Maibaum im Ort müsse voraussichtlich demnächst umgelegt werden, sagt Bugl.

(dpa)

Alle externen Inhalte nachladen?
Datenschutzerklärung
nachladen