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Apotheken können bald wieder Impfzertifikate ausstellen

05:44
24.07.2021
Nach dem Hack eines Servers können Geimpfte weiter keine Zertifikate in Apotheken bekommen. Das soll sich aber wieder ändern.

Berlin - Ab nächster Woche sollen Apotheken in Deutschland schrittweise wieder Corona-Impfzertifikate ausstellen können.

Das Bundesgesundheitsministerium teilte der Deutschen-Presse Agentur am Freitag mit, Apotheken würden in der nächsten Woche nach und nach wieder Zugang zum Portal des Deutschen Apothekerverbands (DAV) bekommen und somit wieder Impfzertifikate aushändigen können. Der DAV hatte die Ausstellung in Rücksprache mit dem Ministerium gestoppt, da es am Donnerstag Berichte über eine Sicherheitslücke gab.

Dem "Handelsblatt" war es demnach gelungen, "mithilfe von professionell gefälschten Dokumenten" auf dem DAV-Server einen Gastzugang für einen nicht existierenden Apothekeninhaber zu erzeugen, mit dem dann zwei Impfzertifikate online ausgestellt worden seien.

Laut Gesundheitsministerium waren von der Sicherheitslücke potenziell nur die wenigen hundert Apotheken betroffen, die nicht Mitglied des DAV sind. "Alle erteilten Zugänge werden bereits überprüft und verifiziert. Nach aktuellem Kenntnisstand ist es zu keinem Betrug bei der Erstellung von Impfzertifikaten gekommen", teilte das Ministerium mit.

Es werde außerdem daran gearbeitet, die Sicherheit bei der Ausstellung von Impfzertifikaten zu erhöhen, indem der Prozess in die Telematikinfrastruktur eingebunden wird. Die Telematikinfrastruktur vernetzt verschiedene Akteure im Gesundheitswesen digital, zum Beispiel Ärzte und Krankenkassen.

Schulschließungen: Wirtschaftsweise fürchtet Langzeitfolgen

05:42
24.07.2021
Die Corona-Infektionszahlen steigen, die vierte Pandemiewelle im Herbst steht bevor. Eine Expertin warnt vor allem vor den ökonomischen Folgen, sollten die Schulen wieder schließen.

Nürnberg - Die "Wirtschaftsweise" Veronika Grimm befürchtet wegen der steigenden Infektionszahlen und einem erneut drohenden Unterrichtsausfall an den Schulen von Herbst an erhebliche wirtschaftliche Langzeitfolgen.

Der Ausfall an Wirtschaftsleistung durch Bildungsverluste könnte nach Berechnungen bis zum Ende des Jahrhunderts in die Billionen gehen, sagte Grimm der Deutschen Presse-Agentur. Anhaltender Bildungsverlust sei das größte Risiko einer vierten Corona-Welle in Deutschland. "Das Problem ist, dass man wieder keine Strategie hat, etwa durch Testen vor die Welle zu kommen", sagte Grimm.

Politisch sei es vermutlich keine Option, im Falle stark steigender Infektionszahlen die Schulen ohne Einschränkungen offen zu halten - zumal ein Großteil der Schülerinnen und Schüler nicht gegen Covid-19 geimpft sei. "Das kann signifikante wirtschaftliche Auswirkungen in der langen Frist nach sich ziehen", sagte Grimm. Die Gefahr sei, dass Erfolge auf dem Arbeitsmarkt für die Betroffenen ausblieben und sich der ohnehin schon eklatante Fachkräftemangel noch einmal deutlich verstärke. Es bestehe zudem die Gefahr, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern zurückfalle, in denen solche Einschränkungen nicht notwendig sind oder nicht stattfinden.

Aktuell laufe die Konjunktur allerdings gut, sagte die Wirtschaftsweise, die an der Universität Erlangen-Nürnberg einen Lehrstuhl für Volkswirtschaft hat. Insbesondere in der Fahrzeugindustrie und auf dem Bau werde die wirtschaftliche Aktivität aber weiterhin durch Lieferengpässe zurückgehalten. Der Dienstleistungssektor habe dagegen neuen Schwung aufgenommen. "Im Moment sieht man, dass die Nachfrage anzieht", sagte Grimm. Die Chemische Industrie verzeichne sogar ein Plus von fünf Prozent beim Ausstoß im Vergleich zum April 2021.

Auch Marc Schattenberg, Volkswirt bei der Deutschen Bank, sieht die Konjunktur derzeit auf einem guten Weg. Die Wachstumsverluste des ersten Quartals seien möglicherweise bereits im zweiten Vierteljahr ausgeglichen worden. Auf Jahresbasis dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung um vier Prozent wachsen, sagte er. Nachdem die Industrie lange Zeit das Zugpferd der Konjunktur gewesen sei, leide sie nun unter den Lieferschwierigkeiten. "Die Dienstleistungen haben den Staffelstab übernommen", sagte Schattenberg. Ein positives globales Umfeld mit stabiler Nachfrage nach deutschen Exporten vor allem aus China und den USA stabilisiere die Lage zudem.