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Corona-Erholung: US-Banken scheffeln Milliardengewinne

14:54
14.07.2021
Die großen US-Geldhäuser reduzieren ihre Risikovorsorge aufgrund der Erholung der Wirtschaft von der Corona-Krise - das kommt den Bilanzen zugute. Dabei laufen die Geschäft nicht überall rund.

New York - Der US-Finanzriese Citigroup hat im zweiten Quartal wegen stark gesunkener Kapitalpuffer für ausfallbedrohte Kredite wieder deutlich besser verdient. Im Vierteljahr bis Ende Juni schrieb die Bank unterm Strich einen Gewinn von 6,2 Milliarden Dollar (5,2 Mrd Euro), wie sie am Mittwoch in New York mitteilte.

Damit schnitt die Citigroup besser als von Experten erwartet ab. Die Aktie startete mit deutlichen Kursaufschlägen in den US-Handel. "Das Tempo der weltweiten wirtschaftlichen Erholung übertrifft unsere Erwartungen", sagte Citi-Vorstandschefin Jane Fraser. Das Geschäftsklima und das Verbrauchervertrauen seien im Aufschwung.

Vor einem Jahr, als die Pandemie die Weltwirtschaft fest im Griff hatte, hatte sich die Bankenbranche noch für das Schlimmste gewappnet. Hohe Rückstellungen wegen einer befürchteten Welle an Kreditausfällen in der Corona-Krise ließen das Quartalsergebnis der Citigroup damals auf 1,1 Milliarden Dollar einbrechen.

Doch ein anhaltender Konjunkturabsturz konnte dank enormer Staatshilfen abgewendet werden. Inzwischen sind die Aussichten schon wieder viel besser. Die Citigroup konnte ihre Risikovorsorge verringern und löste im jüngsten Quartal Rückstellungen von 2,4 Milliarden Dollar auf. Von diesem Effekt profitierte die Bilanz.

Das Tagesgeschäft lief indes nicht besonders rund. Insgesamt gingen die konzernweiten Erträge um zwölf Prozent auf 17,5 Milliarden Dollar zurück. Das Kreditkartengeschäft schwächelte weiter. Zudem belasteten niedrige Zinseinkünfte, ein Einbruch im Handelsgeschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und steigende Ausgaben das Geldhaus.
Die Bank of America steigerte den Quartalsgewinn ebenfalls kräftig. Der Überschuss fiel mit 9,2 Milliarden Dollar (7,8 Mrd Euro) mehr als zweieinhalb Mal so hoch aus wie ein Jahr zuvor, wie der Finanzkonzern mitteilte. Hier ließ neben dem Abbau der Risikovorsorge auch ein positiver Steuereffekt das Ergebnis kräftig steigen. Die Erträge sanken hingegen um vier Prozent auf 21,5 Milliarden Dollar.

Der US-Kreditriese Wells Fargo verdiente in den drei Monaten bis Ende Juni nach eigenen Angaben 6,0 Milliarden Dollar (5,1 Mrd Euro). Vor einem Jahr hatten hohe Rückstellungen für drohende Kreditausfälle in der Corona-Pandemie noch einen Verlust von 3,8 Milliarden Dollar verursacht. Nun löste auch Wells Fargo einen wesentlichen Teil davon wieder auf, was das Quartalsergebnis kräftig steigen ließ.

Im Corona-Jahr deutlich weniger Kirchenaustritte in Bayern

14:32
14.07.2021
Weniger Kirchenaustritte im Krisenjahr in Bayern wie in Deutschland: Lag es daran, dass die Menschen in der Pandemie mehr als sonst den Halt der Religionen suchten? Die Kirchen betonen: Es haben uns so oder so immer noch zu viele verlassen.

Die beiden großen Kirchen in Bayern hatten 2020 deutlich weniger Kirchenaustritte zu verzeichnen. Insgesamt verließen rund 92 900 Menschen die Glaubensgemeinschaften, im Vorjahr waren es 110 700. Bundesweit sah die Entwicklung vergleichbar aus.

Die katholischen Bistümer verzeichneten im Freistaat rund 66 300 Austritte, berichtete die Deutsche Bischofskonferenz am Mittwoch in Bonn. Im Vorjahr waren noch 78 300 Menschen im Freistaat aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die Gesamtzahl der Katholiken sank damit in Bayern auf 6,16 Millionen.

Aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche traten etwa 26 600 Menschen aus, im Jahr 2019 waren dies noch knapp 32 400, wie die Landeskirche in München mitteilte. Zum Jahresende 2020 zählte die protestantische Kirche 2,25 Millionen Mitglieder, im Jahresvergleich etwa zwei Prozent weniger.

Krisen gelten traditionell als "gute Zeiten" für Religionen, da sie dann als Sinnstifter gefragt sind. Doch die Kirchen hüteten sich davor, die Verlangsamung bei den Austrittszahlen als Trendumkehr zu werten. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete die Statistik als "schmerzlich". "Viele haben das Vertrauen verloren und möchten mit dem Kirchenaustritt ein Zeichen setzen", sagte Bätzing.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und bayerische Landesbischof, Heinrich Bedford-Strohm, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wie die zurückgehende Zahl von Kirchenaustritten zu deuten ist, können wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch schwer sagen." Derzeit erlebe die Kirche auf jeden Fall einen regelrechten "Taufboom", weil viele die Feier während der Corona-Pandemie aufgeschoben hätten und jetzt nachholen wollten.

Der Passauer Bischof Stefan Oster verwies ebenfalls auf die Besonderheit des Corona-Jahres, "das so anders war als alles, was wir bisher kannten". Er betonte: "Unsere karitativen und beratenden Einrichtungen sind in manchen Bereichen an ihre Leistungsgrenzen gestoßen, weil sehr viele Menschen ihrer Hilfe bedurften."

Ein Sprecher des Bistums Regensburg sprach von "Kirchenaustritten auf hohem Niveau". Die Regensburger Diözese richtete daher wieder ein "Austrittstelefon" ein, bei dem sich Menschen melden können, die einen Kirchenaustritt vollzogen haben oder sich diesen überlegen.

Dabei haben die Regensburger mit rund 9400 Austritten bei 1,12 Millionen Gläubigen eine relativ geringe Austrittsquote. Das Erzbistum München-Freising stand mit fast 22 600 Austritten bei 1,61 Millionen Mitgliedern deutlich schlechter da.

Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" sprach von einem "neuerlichen dramatischen Warnruf an die Kirchenleitung". Ein Sprecher der Bewegung sah eine "wachsende Entfremdung vieler Katholikinnen und Katholiken von ihrer Kirche".