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IWF wird globale Konjunkturprognose für dieses Jahr erhöhen

15:07
30.03.2021
Der Internationale Währungsfonds (IWF) wird seine globale Konjunkturprognose für dieses und nächstes Jahr trotz der Corona-Pandemie anheben. Im Januar sei für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 5,5 Prozent prognostiziert worden, nun sei mit einer «weiteren Beschleunigung» zu rechnen, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Dienstag. Die Wirtschaft in vielen Industriestaaten werde sich dank der Impfkampagnen in diesem Jahr erholen, zudem habe es unter anderem in den USA weitere Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur gegeben, sagte Georgiewa. Die neue Prognose soll am Dienstag veröffentlicht werden.

Georgiewa warnte in dem vorab verbreiteten Redetext, dass sich eine Erholung in zwei Geschwindigkeiten abzeichne: Auf der einen Seite die zwei größten Volkswirtschaften, die USA und China, die die Krise noch in diesem Jahr hinter sich lassen dürften, und auf der anderen Seite die schwer von der der Corona-Krise erschütterten ärmeren Länder. In Schwellen- und Entwicklungsländern werde das Pro-Kopf-Einkommen bis nächstes Jahr um ein Fünftel niedriger sein, warnte Georgiewa. «Dieser Einkommensverlust bedeutet, dass Millionen Menschen Armut, Obdachlosigkeit und Hunger erfahren werden», sagte sie.

Die Regierungen ärmerer Länder haben einen geringeren finanziellen Spielraum, um sich gegen die Folgen der Corona-Krise zu stemmen. Georgiewa mahnte, für eine nachhaltige globale Erholung müssten alle Länder Zugang zu Corona-Impfstoffen haben. «Der Zeitpunkt, zu handeln, vergeht schnell. Je länger es dauert, die Produktion von Impfstoffen und deren Verteilung zu beschleunigen, desto schwieriger wird es, die Erfolge zu realisieren», sagte Georgiewa.

Die IWF-Chefin warnte zudem, dass die rasche wirtschaftliche Erholung in den USA zu einem «schnellen» Anstieg der Leitzinsen führen könnte. Das wiederum würde zum Abzug von Kapital aus Entwicklungs- und Schwellenländern führen und diese zusätzlich schwächen, sagte sie. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) rechnet allerdings bis auf Weiteres noch nicht mit einer Erhöhung des Leitzinses.

(dpa)

Empfehlung für Astrazeneca nur noch für über 60-Jährige?

15:06
30.03.2021
Der Impfkampagne gegen das Coronavirus in Deutschland droht ein neuer Rückschlag. Die Ständige Impfkommission (Stiko) erwägt, den Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca nur noch für Menschen über 60 Jahre zu empfehlen. Das geht aus einem Beschlussentwurf der Stiko hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) wollten noch am Dienstag kurzfristig mit den Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen beraten. Danach war eine Pressekonferenz geplant.

Hintergrund der Diskussion ist eine Reihe von Hirnvenenthrombosen, die im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen aufgetreten sind, vorwiegend bei Frauen unter 55. In Deutschland sind bislang 31 Fälle solcher Blutgerinnsel nach Impfungen mit Astrazeneca bekannt, wie das Paul-Ehrlich-Institut am Dienstag berichtete.

Die Länder Berlin und Brandenburg haben die Impfungen mit Astrazeneca bei Menschen unter 60 Jahren bereits am Dienstagmittag gestoppt. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) verwies auf neue Daten über Nebenwirkungen und sprach von einer «Vorsichtsmaßnahme». Auch in München werden bis auf Weiteres keine Menschen unter 60 mehr mit dem Präparat geimpft.

Der Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen impft Frauen unter 55 Jahren nur noch mit dem Impfstoff von Biontech. Der Kreis Euskirchen hatte bereits am Montag die Schutzimpfung von Frauen unter 55 mit dem Wirkstoff von Astrazeneca vorläufig gestoppt. Nachdem eine geimpfte Frau (47) vergangene Woche gestorben war, sei dem Kreis nun der Verdacht auf «eine schwerwiegende Erkrankung» einer 28-Jährigen nach der Impfung mit Astrazeneca gemeldet worden, hieß es. Beide hatten laut Kreis eine Sinusvenenthrombose erlitten.

Deutschland - und zahlreiche andere Staaten - hatten die Impfung mit dem Astrazeneca-Stoff bereits Mitte März vorübergehend ausgesetzt, weil mehrere Fälle mit Thrombosen (Blutgerinnseln) in den Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet wurden. Danach aber wurde das Präparat aber wieder verabreicht. Die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema hatte die Sicherheit des Vakzins bekräftigt, auch die Stiko hatte sich für eine weiteren Einsatz den Mittels ausgesprochen.

Anfangs war der Impfstoff in Deutschland nur für 18- bis 64-Jährige empfohlen worden, da für Ältere nicht genügend Studiendaten verfügbar waren. Nun deutet sich nochmals eine geänderte Altersempfehlung an.

In dem Beschlussentwurf der Ständigen Impfkommission heißt es, basierend auf der momentanen Datenlage empfehle die Stiko «im Regelfall» die Impfung mit Astrazeneca «nur Menschen im Alter >60 Jahre». Der Einsatz unterhalb dieser Altersgrenze «bleibt indes nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoakzeptanz nach sorgfältiger Aufklärung möglich».

Zur Diskussion über Hirnvenenthrombosen heißt es in dem Beschlussentwurf: «Obwohl deutlich mehr Frauen betroffen waren, schränkt die Stiko vorsorglich ihre Empfehlung für beide Geschlechter ein.»

In Nordrhein-Westfalen sprachen sich die Leiter von fünf der sechs Uni-Kliniken für einen vorläufigen Stopp von Impfungen jüngerer Frauen mit Astrazeneca aus. Das Risiko von weiteren Todesfällen sei zu hoch, heißt es in einem gemeinsamen Brief an den Bundes- und die Landesgesundheitsminister.

In Deutschland sind bislang mehr als zwei Dutzend Fälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit Astrazeneca bekannt, wie das Paul-Ehrlich-Institut berichtete. Bis Montagmittag (29. März) waren dem Institut 31 Fälle gemeldet worden, in 19 Fällen wurde zusätzlich eine Thrombozytopenie gemeldet. In neun Fällen war der Ausgang tödlich, wie das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Institut in Langen berichtete.

Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen laut PEI alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt. Laut Impfquotenmonitoring des Robert-Koch-Instituts wurden bis einschließlich Montag 2,7 Millionen Erstdosen und 767 Zweitdosen von Astrazeneca verimpft.

Kanadas Expertengremium für die Corona-Impfkampagne empfahl inzwischen offiziell die Aussetzung der Impfkampagne mit Astrazeneca für Menschen im Alter unter 55 Jahren. Das Komitee habe Sicherheitsbedenken und wolle Berichte über seltene Blutgerinnsel bei einigen immunisierten Patienten näher untersuchen, hieß es. Medienberichten zufolge war das Mittel in der Altersgruppe unter 55 bislang aber nicht großflächig eingesetzt worden.

(dpa)

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