Letztes Update:
20210222155508

Ifo-Geschäftsklima hellt sich trotz Lockdowns auf

11:27
22.02.2021
Der Februar ist ein weiterer Monat im Lockdown, der die Wirtschaft bremst. Und dennoch gibt es hoffnungsvolle Zeichen.

München - Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich im Februar trotz Corona-Beschränkungen aufgehellt. Verglichen mit dem Vormonat stieg das Ifo-Geschäftsklima um 2,1 Punkte auf 92,4 Zähler, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte.

Das ist der höchste Stand seit Oktober. Analysten hatten zwar mit einer Verbesserung gerechnet, allerdings nur mit einer geringfügigen auf 90,5 Punkte.

"Die deutsche Wirtschaft zeigt sich trotz Lockdown robust, vor allem wegen der starken Industriekonjunktur", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Situation. Die Unternehmen bewerteten sowohl ihre momentane Lage besser als auch die Zukunftsaussichten. Das Geschäftsklima stieg in allen betrachteten Wirtschaftssektoren an. Selbst in dem von den Corona-Beschränkungen stark getroffenen Handel besserte es sich etwas.

In der Industrie, die durch den Lockdown wesentlich weniger stark betroffen ist als der Handel und die Dienstleister, stieg das Geschäftsklima sogar auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Im Dienstleistungsbereich bleibt die Situation im Gastgewerbe laut Ifo-Institut schwierig. In der Tourismusbranche habe sich jedoch erstmals wieder vorsichtiger Optimismus mit Blick auf die Urlaubssaison gezeigt. In der Bauwirtschaft belastete die zuletzt kalte Witterung.

"Das war eine deutlich positive Überraschung", sagte Uwe Burkert, Chefökonom der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Offensichtlich schauten die Unternehmen durch die Risiken einer dritten Corona-Welle hindurch.

Ähnlich äußerte sich Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Die Unternehmen schnupperten Frühlingsluft. Offenbar erwarteten die Firmen, dass sich die Pandemie mit den höheren Temperaturen zurückziehe und die Politik den Lockdown zumindest ab Ende März lockern könnte. Hauptrisiko sei eine dritte Corona-Welle.

Deutscher Ausbildungsmarkt steuert auf Lehrstellen-Krise zu

11:20
22.02.2021
Eine fundierte berufliche Ausbildung gilt in Deutschland noch immer als unabdingbare Grundlage für viele Karrieren. Die Corona-Krise forciert ein Problem, das nicht neu ist: Es gibt zu wenige Lehrstellen.

Nürnberg - Deutschland steuert einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge auf eine Lehrstellen-Krise zu.

Jeder zehnte ausbildungsfähige Betrieb könnte zum neuen Ausbildungsjahr weniger Lehrstellen anbieten als noch im Vorjahr, fanden die Nürnberger Wissenschaftler in ihrer Studie heraus, die am Montag in Berlin gemeinsam mit der OECD vorgestellt wurde.

"Wir sind im letzten Jahr mit einem blauen Auge davongekommen", sagte IAB-Direktor Bernd Fitzenberger der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze habe um acht bis zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen - und auch die Zahl der Bewerber sei gesunken. "Die Jugendlichen konnten viel schwerer erreicht werden", sagte Fitzenberger, es habe keine Praktika gegeben, Ausbildungsmessen hätten im Internet stattfinden müssen.

Die große Gefahr sei, dass die Jugendlichen auf der Strecke blieben. Nur ein Teil bleibe im Schulsystem und strebe statt einer beruflichen Ausbildung einen höheren Bildungsabschluss an. Die Erfahrung: Wenn erst einmal einige Jahre zwischen Schule und Berufsstart vergangen sind, dann ist die Chance auf eine ordentliche Ausbildung meist vertan.

Hinzu komme ein weiterer fataler Aspekt: "Die Qualität der Ausbildung im letzten Jahr hat vermutlich auch gelitten", sagte Fitzenberger. Lehrlinge konnten nicht ohne weiteres mit zum Kunden genommen werden, eine geregelte Ausbildung unter den Bedingungen von Kurzarbeit und Homeoffice sei schwierig. "Wo nicht gekocht wird, kann man auch nicht kochen lernen", sagte Fitzenberger.

Der IAB-Experte befürchtet nicht nur, dass viele Jugendliche auf der Strecke bleiben und ihre Karrierechancen nachhaltig geschädigt werden - mit gesellschaftlichen Folgen wie häufiger Arbeitslosigkeit als Langzeiteffekt. Die nicht ausgebildeten Fachkräfte fehlten auch dem Arbeitsmarkt der Zukunft. "Arbeitsmarkt und Konjunktur werden sich nach der Krise sehr schnell erholen. Dann werden die Fachkräfte fehlen", sagte Fitzenberger. Erfahrungen aus der Finanzkrise von 2009 zeigten: "Es besteht die Gefahr, dass Jugendliche, die jetzt keine Ausbildung beginnen können, dies später auch nicht mehr nachholen."

Fitzenberger sprach sich dafür aus, dringend die Ausbildungsprämie zu verlängern und deren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. "Wir müssen über eine Verlängerung reden", sagte er. Finanzielle Anreize alleine reichten jedoch nicht zur Lösung des Problems. Es müssten auch Praktika und Berufsberatung an den Schulen wieder ermöglicht werden. "Sonst verlieren wir die Jugendlichen für das Ausbildungssystem", betonte der Wissenschaftler.