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Bayern will «Impfturbo» einschalten

20:14
22.02.2021
München (dpa) - In bayerischen Schulen und Kindergärten sollen sich rund 200 000 Beschäftigte so schnell wie möglich gegen das Coronavirus impfen lassen können. Das sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Montagabend nach der Einigung von Bund und Ländern auf beschleunigte Impfungen der Belegschaft von Grund- und Förderschulen sowie Kinderbetreuungseinrichtungen. «Aber das kann in Sachen Impfbeschleunigung nur ein Anfang sein», sagte Holetschek. «Wir müssen jetzt gemeinsam in den Impfturbo schalten.»

Ziel müsse sein, den Impfstoff des Pharmaunternehmens Astrazeneca so schnell und unkompliziert wie möglich anzubieten, sagte Holetschek. Das bezieht sich darauf, dass viele Menschen den Astrazeneca-Impfstoff wegen Berichten über Nebenwirkungen und mögliche mangelnde Wirksamkeit gegen Virusvarianten ablehnen. «Für Bayern kann ich sagen: Ich will, dass wir den sicheren und wirksamen Impfstoff von Astrazeneca so schnell wie möglich verimpfen», sagte Holetschek dazu. «Verzögerungen können wir uns angesichts des Infektionsgeschehens und von hochansteckenden Virusvarianten nicht erlauben.»

Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher sollen von der dritten in die zweite Gruppe der Impf-Reihenfolge vorgezogen werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat dazu einen Entwurf für eine Änderung der Impfverordnung vorbereiten lassen, die voraussichtlich an diesem Mittwoch in Kraft treten soll.

(dpa)

Merkel will Paketlösung für Öffnungen - Schnelltests verzögern sich

19:46
22.02.2021
Schritte, Stufen, Pakete - die Politik überlegt fieberhaft, wie der Corona-Lockdown weiter gelockert werden kann. Allen Hoffnungen stehen aber wieder steigende Infektionszahlen entgegen. Auch bei einem anderen wichtigen Baustein gibt es einen Rückschlag.

Wegen der Ausbreitung der ansteckenderen Varianten des Corona-Virus ist in Deutschland kein Ende des Lockdowns in Sicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich am Montag in Berlin für eine Strategie der Öffnung verschiedener Bereiche in «Paketen» aus. Zugleich mahnte Merkel zur Vorsicht. Lehrer und Erzieher sollen nun voraussichtlich früher geimpft werden. Ein weiterer wichtiger Baustein im Kampf gegen die Pandemie, die geplanten kostenlosen Schnelltests, wird sich jedoch wahrscheinlich verzögern.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuletzt immer wieder angekündigt, dass ab 1. März das Angebot für alle Bürger kommen solle, sich kostenlos von geschultem Personal mit Antigen-Schnelltests testen zu lassen - etwa in Testzentren, Praxen oder Apotheken. Darüber solle nun aber erst bei den Bund-Länder-Beratungen am 3. März gesprochen werden, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert nach einer Sitzung des Corona-Kabinetts.

«Die Verschiebung der #Schnelltests ist bedauerlich», twitterte FDP-Chef Christian Lindner. «Testen, Testen, Testen ist ein Baustein für mehr Freiheit. Die Enttäuschung beim Impfstart darf sich nicht wiederholen. Wieso funktioniert in Österreich schon in der Praxis, was bei uns verschoben wird?»

Zur Absicherung von Kita- und Schulöffnungen sollen Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte früher geimpft werden. Nach einem Entwurf des Gesundheitsministeriums rücken «Personen, die in Kinderbetreuungseinrichtungen, in der Kindertagespflege und an Grundschulen tätig sind», von der dritten in die zweite Gruppe der Impf-Reihenfolge. Die geänderte Impfverordnung könnte an diesem Mittwoch in Kraft treten. Die Gesundheitsminister der Bundesländer sprachen sich bei einem Treffen ohne Gegenstimmen für diese neue Regelung aus, wie Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) mitteilte.

Die Bundeskanzlerin plädierte angesichts der Sorgen vor einer dritten Corona-Welle erneut für eine vorsichtige Strategie. Öffnungsschritte müssten mit vermehrten Tests gekoppelt und klug eingeführt werden, sagte Merkel nach Angaben von Teilnehmern in Online-Beratungen des CDU-Präsidiums. Merkel sieht nach ihren Angaben drei Bereiche für «Pakete» einer Öffnungsstrategie: persönliche Kontakte, Schulen und Berufsschulen sowie Sportgruppen, Restaurants und Kultur.

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sagte nach diesen Informationen, die Mutationen des Coronavirus zerstörten leider gerade die gute Entwicklung. Regierungssprecher Seibert sagte, der Anteil der ansteckenderen britischen Variante betrage 20 bis 25 Prozent. «Man muss sicher davon ausgehen, dass dieser Anteil noch weiter zunimmt.» Öffnungsschritte seien dadurch komplizierter geworden.

Nach rund zweimonatiger Schließung und Notbetreuung öffneten in zehn Bundesländern am Montag wieder Kindertagesstätten und Grundschulen teilweise. Bereits dadurch gebe es «ein erhebliches Mehr an Kontakten und damit auch an Übertragungsrisiken», sagte Seibert. Niemand wolle Öffnungen wieder zurücknehmen. «Was wir aufmachen, das wollen wir dann auch durchhalten.» Wichtig sei es nun, ganz genau zu schauen, wie Schulöffnungen das Infektionsgeschehen verändern.

In den nächsten Tagen soll nach den Informationen aus dem CDU-Präsidium eine Arbeitsgruppe mit Kanzleramtschef Braun und den Chefs der Länder-Staatskanzleien zum Thema Öffnungen tagen. Sie soll die nächsten Bund-Länder-Beratungen am 3. März vorbereiten. Nach bisherigen Plänen könnten Geschäfte am 7. März wieder öffnen - aber nur in Regionen, wo es drei Tage in Folge nicht mehr als 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen gibt. Am Montag stieg diese Sieben-Tage-Inzidenz bundesweit aber von 60,2 auf 61,0. Seit mehr als einer Woche liegt sie über 57.

Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Michael Müller (SPD), sagte «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten»: «Auch ein R-Wert deutlich unter 1 und eine sinkende Auslastung der Intensivmedizin werden wichtige Kriterien für nächste Lockerungsschritte sein.» Kultur und Gastronomie sollen teils öffnen können, wenn Bundesländer «stabil über mehrere Wochen» unter den Sieben-Tage-Inzidenzwerten 35 oder 50 blieben.

CDU-Chef Armin Laschet hingegen sagte diesen beiden Zeitungen (Dienstag): «Ein Stufenplan, der regelt, welche Inzidenzwerte erreicht werden müssen, um bestimmte Bereiche wieder zu öffnen, könnte uns zu sehr binden.» Aus Sicht des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten helfen «starre Automatismen» nicht.

Binnen eines Tages wurden 4369 Corona-Neuinfektionen und 62 weitere Todesfälle verzeichnet. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 67 903.

Wann genau Lehrkräfte an Grundschulen und Kitaerzieherinnen und -erzieher beim Impfen an die Reihe kommen, ist trotz geplanter höherer Priorisierung unklar. Betroffen sind laut Statistischem Bundesamt etwa eine Million Menschen. Spahns früheren Aussagen zufolge soll die Impfgruppe zwei, zu der die Lehrer gehören sollen, ab April zum Zug kommen. Auch viele chronisch Kranke und Menschen über 70 sind hier versammelt.

(dpa)

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