Letztes Update:
20210222155527

London will bis Ende Juni alle Corona-Maßnahmen aufheben

15:54
22.02.2021
Die britische Regierung will bis zum 21. Juni alle Beschränkungen in der Coronavirus-Pandemie in England aufheben. Das sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Montag bei der Vorstellung seines Lockdown-Fahrplans im britischen Unterhaus in London.

Der Lockdown soll in mehreren Schritten im Abstand von fünf Wochen aufgehoben werden. Voraussetzung ist demnach jedoch, dass sich die positiven Trends bei der Reduzierung von Infektionszahlen und der Impfkampagne fortsetzen ließen und keine neue Virus-Variante die Lage verändere. Ausschlaggebend seien nicht die vorgesehenen Zeitpunkte, sondern die Daten aus der Pandemie, sagte Johnson.

Man werde den Weg aus dem Lockdown vorsichtig, aber unwiderruflich gehen, so der Premier. Zu verdanken habe man das der Entschlossenheit der Briten und dem Erfolg der Impfkampagne.

Bereits am 8. März sollen in dem größten britischen Landesteil alle Schulen wieder geöffnet werden. Die Landesteile Schottland und Wales setzen hingegen auf eine graduelle Öffnung der Schulen, die bereits in dieser Woche begonnen hat. Auch soziale Kontakte sollen in England von der zweiten März-Woche wieder mehr als bisher erlaubt sein. Beispielsweise dürfen Heimbewohner wieder Besucher empfangen.

Der nächste Schritt soll am 29. März erfolgen. Bis zu sechs Personen oder zwei Haushalte dürfen sich dann wieder im Freien treffen. Auch Sport-Einrichtungen im Freien wie Tennis- oder Golfplätze dürfen dann wieder öffnen.

Vom 12. April an sollen Läden, Museen, Büchereien wieder Besucher empfangen dürfen. Auch Pubs und Restaurants sollen dann wieder öffnen, wenn auch nur für den Betrieb in Außenbereichen.

Frühestens am 17. Mai sollen auch wieder Kinobesuche und Hotelübernachtungen möglich sein, sowie Vereinssport in Innenräumen. Bis zu 30 Menschen dürfen sich wieder zu Hochzeiten oder anderen wichtigen Veranstaltungen treffen. Eventuell könnten auch internationale Reisen wieder erlaubt werden. Bis zu 10 000 Menschen könnten beispielsweise in Fußballstadien zusammenkommen.

Die Infektionszahlen in Großbritannien sind in den vergangenen Wochen dramatisch gesunken. Gleichzeitig wurden in dem Land bereits mehr als 17,5 Millionen Menschen mit einer ersten Dosis gegen das Coronavirus geimpft.

(dpa)

Merkel will Paketlösung für Öffnungen - Infektionszahlen steigen

15:53
22.02.2021
Ein Ende des Corona-Lockdowns in Deutschland ist angesichts der weiteren Ausbreitung der ansteckenderen Virusvarianten vorerst nicht in Sicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich für eine Strategie der Öffnung verschiedener Bereiche in Paketen aus und mahnte zugleich zur Vorsicht. Zahlreiche Kitas und Schulen machten in zehn Bundesländern am Montag den Anfang. Zur Absicherung dieses Öffnungsschrittes sollen Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrkräfte voraussichtlich in der Impfreihenfolge nach vorne rücken. Zudem sollen vermehrte Tests helfen, das Coronavirus wieder stärker unter Kontrolle zu bringen.

Merkel plädierte angesichts der Sorgen vor einer dritten Corona-Welle erneut für eine vorsichtige Strategie. Öffnungsschritte müssten mit vermehrten Tests gekoppelt und klug eingeführt werden, sagte Merkel nach Angaben von Teilnehmern in Online-Beratungen des CDU-Präsidiums. Merkel sieht nach ihren Angaben drei Bereiche, für die man Pakete einer Öffnungsstrategie schnüren müsse: persönliche Kontakte, Schulen und Berufsschulen sowie Sportgruppen, Restaurants und Kultur.

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sagte nach diesen Informationen, die Mutationen des Coronavirus zerstörten leider gerade die gute Entwicklung in Deutschland. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, der Anteil der britischen Variante betrage 20 bis 25 Prozent. «Man muss sicher davon ausgehen, dass dieser Anteil noch weiter zunimmt.» Öffnungsschritten seien durch das Vordringen der Mutationen komplizierter geworden.

Nach rund zweimonatiger Schließung und Notbetreuung öffneten in zehn Bundesländern wieder Kindertagesstätten und Grundschulen teilweise. Nun ist aus Sicht der Regierung erst einmal Geduld gefragt. Bereits durch diese Teilöffnungen gebe es «ein erhebliches Mehr an Kontakten und damit auch an Übertragungsrisiken», sagte Seibert. Niemand wolle Öffnungen wieder zurücknehmen. «Was wir aufmachen, das wollen wir dann auch durchhalten.» Wichtig sei es nun aber, zunächst ganz genau zu schauen, in welchem Umfang die Schulöffnungen das Infektionsgeschehen veränderten.

In diesen Tagen soll nach den Informationen aus dem CDU-Präsidium eine Arbeitsgruppe mit Kanzleramtschef Braun und den Chefs der Länder-Staatskanzleien zum Thema Öffnungen tagen. Die für den 3. März geplanten nächsten Bund-Länder-Beratungen sollen vorbereitet werden. Ab dem 7. März sollen den bisherigen Plänen zufolge Geschäfte wieder öffnen können, wenn es in Regionen drei Tage lang nicht über 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern und sieben Tagen gibt. Am Montag stieg die Sieben-Tage-Inzidenz aber von 60,2 auf 61,0. Seit mehr als einer Woche liegt sie über 57.

Dass das Virus sich wieder ausbreitet, zeigt auch der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert von am Sonntag 1,10 (Vortag 1,07): 100 Infizierte stecken rechnerisch 110 Menschen an. Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Michael Müller (SPD), sagte der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten» (Montag): «Auch ein R-Wert deutlich unter 1 und eine sinkende Auslastung der Intensivmedizin werden wichtige Kriterien für nächste Lockerungsschritte sein.» Kultur und Gastronomie sollen laut Müller teils öffnen können, wenn Bundesländer «stabil über mehrere Wochen» unter den Inzidenzen 35 oder 50 blieben. Bereits am 1. März sollen in Bayern Gärtnereien, Gartenmärkte und Blumenläden öffnen dürfen, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in München ankündigte.

Grundschulen und Kitas nahmen nach Öffnungen in Niedersachsen und Sachsen in weiteren zehn Ländern ihren Betrieb auf oder weiten ihn aus. Unterricht soll im Wechselbetrieb mit halben Klassen oder im Vollbetrieb mit festen Gruppen stattfinden.

Die Lehrkräfte an Grundschulen und die Kitaerzieherinnen und -erzieher sollen bei den Impfungen voraussichtlich höher priorisiert werden. Die laut Statistischem Bundesamt rund eine Million Betroffenen sollen wohl aus der Gruppe drei (erhöhte Priorität) in die Gruppe zwei (hohe Priorität) aufrücken. Dafür müsse die Impfverordnung geändert werden, hatte Spahn in der ARD gesagt. Seinen früheren Aussagen zufolge soll Gruppe zwei ab April zum Zug kommen. Auch viele chronisch Kranke und Menschen über 70 sind hier versammelt. Wieviel später Gruppe drei bei einem Vorziehen der Lehrer drankommt, sei Spekulation und könne nicht gesagt werden, sagte der Sprecher Spahns.

Bundesfamilienministern Franziska Giffey (SPD) plädiert im ZDF dafür, mobile Impfteams an Kitas und Schulen zu schicken. Der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) kündigte in der ARD für sein Land an, ab diesem Montag würden Erzieherinnen und Erzieher, Lehrer und Lehrerinnen sowie Ärzte und Ärztinnen «und alle aus dem medizinischen Bereich» geimpft.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz befürchtet, dass Hochbetagte und Schwerkranke bei der Impfung ins Hintertreffen geraten könnten, wenn die Gruppe zwei erweitert wird. Die Gesundheitsexpertin der Unionsfraktion, Karin Maag, warnte in der «Süddeutschen Zeitung» (Montag) vor «ganz schwierigen Abwägungen» bei so einem Schritt.

Das Corona-Kabinett befasste sich laut Seibert zudem mit der geplanten Ausweitung der Angebote für Schnelltests. Ab 1. März sollen alle Bürger kostenlos von geschultem Personal auf das Coronavirus getestet werden können. Das soll in Testzentren, Praxen oder Apotheken möglich sein.

(dpa)

Alle externen Inhalte nachladen?
Datenschutzerklärung
nachladen