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Kostenlose Schnelltests für alle in Baden-Württemberg geplant

15:55
17.02.2021
Nach der Bundesregierung will auch die grün-schwarze Landesregierung das Angebot für kostenlose Schnelltests auf das Coronavirus für alle Menschen ohne Symptome ausweiten. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte am Mittwoch in Stuttgart, die positive Entwicklung der letzten Wochen sei ermutigend. Gerade mit Blick auf die Virusmutationen sei ein zielgerichteter und systematischer Einsatz von Schnelltests ein wichtiger Baustein, um gefährdete Gruppen noch besser zu schützen und die jetzt erreichten Erfolge nicht zu verspielen.

Das Land stellt gut vier Millionen Schnelltests aus der Notreserve zur Verfügung. Es sollen auch weitere sieben Millionen Schnelltests der neuen Generation zur Selbstanwendung vom Land gekauft werden, bei denen das Teststäbchen nur noch wenige Zentimeter in die Nase gesteckt werden muss. Sozialminister Manne Lucha (Grüne) sagte, dass Testangebot werde nun auch auf pflegende Angehörige oder Berufsgruppen mit erhöhtem Infektionsrisiko erweitert. Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte, die Schnelltests könnten helfen, Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen.

Die Ausweitung der Tests soll mit den Partnern vor Ort erfolgen. Der Einsatz von Corona-Schnelltests soll auch bundesweit vom 1. März an ausgedehnt werden - etwa mit kostenlosen Testmöglichkeiten in Apotheken und in Arztpraxen. Der Landesapothekerverband im Südwesten hatte aber schon davor gewarnt, dass man für Massentests nicht ausgerüstet sei. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sprach sich erneut für kommunale Schnelltestzentren aus. Dafür hätten die Kommunen bei dem Spitzengespräch erneut ihre Unterstützung zugesagt. Notwendig seien leicht zugängliche und wohnortnahe Angebote. Kostenlose Schnelltests für alle gibt es beispielsweise schon im Landkreis Böblingen.

Die Tübinger Notärztin Lisa Federle, die die Strategie des Landes bislang kritisch begleitete, erklärte nun: «Wir sind jetzt endlich einen großen Schritt weitergekommen auf dem Weg, dass im ganzen Land systematisch getestet wird.» Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte: «Eine flächendeckende Teststrategie auf der Basis von Schnelltests muss ein zentraler Baustein für das Wiederhochfahren von Wirtschaft und Gesellschaft werden.»

SPD-Fraktionschef Andreas Stoch forderte Sozialminister Lucha auf, die neuen, vor der Zulassung stehenden Schnelltests rasch zu beschaffen. Im vergangenen Jahr sei das Land etwa im Vergleich zu Bayern bei der Bestellung von Antigen-Schnelltests zu zögerlich gewesen. Die erweiterte Teststrategie soll auch die angestrebte Öffnung von Schulen und Kitas flankieren. Das Land will sie vom 22. Februar schrittweise öffnen.

(dpa/lsw)

Britische Wissenschaftler wollen Freiwillige mit Corona infizieren

14:57
17.02.2021
Für ein besseres Verständnis des Coronavirus will Großbritannien absichtlich Probanden mit dem Erreger infizieren. Es handele sich um die weltweit erste solche «Human Challenge»-Studie zu Sars-CoV-2, teilte das Wirtschaftsministerium in London am Mittwoch mit. Bis zu 90 Freiwillige zwischen 18 und 30 Jahren würden in einer «sicheren und kontrollierten Umgebung» dem Virus ausgesetzt. Gesucht würden gesunde, junge Menschen. Die Probanden würden nicht zuvor geimpft, sagte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage.

Das Projekt soll in den kommenden Wochen starten. Man wolle unter anderem herausfinden, wie das Immunsystem auf das Virus reagiert und wie Infizierte Viruspartikel in die Umgebung abgeben, hieß es. Die Studie werde auch eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Impfstoffen spielen. In Folgestudien könnten Probanden mit einem neuen Wirkstoff geimpft und dann dem Virus ausgesetzt werden, so das Ministerium. Dieses Vorgehen bei der Erprobung von Impfstoffen hat den Vorteil, dass die Wirksamkeit vergleichsweise effizient getestet werden kann. Das übliche Verfahren sieht hingegen vor, Zehntausende zu impfen und dann zu schauen, ob sich weniger Menschen auf natürliche Weise infizieren als in einer ungeimpften Kontrollgruppe.

Human Challenge Trials, bei denen gesunde Menschen einem Erreger ausgesetzt werden, kamen in der Vergangenheit zum Beispiel bei der Entwicklung von Grippe- oder Malaria-Impfstoffen zum Einsatz. Allerdings wurde den Probanden dabei - anders als bei der nun zunächst geplanten britischen Studie - zunächst ein potenzieller Wirkstoff verabreicht.

«Die Sicherheit der Freiwilligen hat Vorrang», betonte das Ministerium. Genutzt werde der Corona-Erreger, der seit März 2020 in Großbritannien auftritt und nicht die weitaus ansteckendere Variante B.1.1.7, die im Herbst in Südostengland erstmals aufgetreten war. Ärzte und Wissenschaftler würden die Probanden rund um die Uhr überwachen. Die Freiwilligen würden eine Entschädigung für ihre Teilnahme erhalten, hieß es ohne weitere Details.

Die Studien würden beim Verständnis helfen, wie sich das Coronavirus auf Menschen auswirkt, sagte Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng. Ziel sei, die besten und effektivsten Impfstoffe für die langfristige Anwendung zu finden. Partner sind das Londoner Imperial College sowie das Pharma-Forschungsinstitut hVivo, das bereits ähnliche Studien bei anderen Mitteln durchgeführt hat.

Großbritannien ist eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder Europas. Bisher sind offiziellen Angaben zufolge mehr als 115 000 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben. Seit gut zwei Monaten läuft eine Massenimpfung. Bisher ist landesweit mehr als 15,5 Millionen Menschen eine Dosis gespritzt worden. Für den vollen Schutz ist aber eine zweite Impfung nötig. Diese haben bisher etwa 550 000 Menschen erhalten.

In Deutschland gelten «Human Challenge»-Studien als unwahrscheinlich. Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) hatte solche Tests im Herbst als unethisch abgelehnt. Zudem gebe es medizinische Vorbehalte: «Challenge-Studien zeigen vielleicht ein verfälschtes Bild, da Erkenntnisse, die nur mit jungen, gesunden Menschen gewonnen wurden, möglicherweise nicht auf Ältere und chronisch Kranke übertragbar sind. Aber diese Personengruppen sind durch Covid-19 am stärksten bedroht», betont der Verband auf seiner Internetseite. Künstlich herbeigeführte Ansteckungen entsprächen nicht den echten Infektionen im Alltag.

(dpa)

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