Journalistenverbände haben sich empört über Angriffe auch auf deutsche Reporter in der US-Hauptstadt Washington gezeigt. „Es zeigt sich wieder einmal, wie sehr die Anhänger von Donald Trump die Demokratie und Pressefreiheit verachten, angestachelt durch den abgewählten US-Präsidenten und seine Leute“, teilte der Bundesvorsitzende des Deutsche Journalisten-Verbandes (DJV), Frank Überall, am Donnerstag mit. Der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke sprach von einem „nicht akzeptablen Angriff auf die Pressefreiheit“.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) stellte fest: „Die Bilder von Angriffen auf (...) Journalisten, von zerstörten Filmausrüstungen und Graffitis im Kapitol, die zu Mord an Medienschaffenden aufrufen, waren erschütternd, aber leider nicht überraschend.“ RSF-Geschäftsführer Christian Mihr weiter: „Präsident Trump hat seit Jahren seine Anhängerschaft aufgewiegelt und eine nie da gewesene Feindseligkeit gegenüber den Medien geschürt. Im vergangenen Jahr wurden nach Zählung von Reporter ohne Grenzen so viele (...) Journalisten in den USA körperlich angegriffen wie nie zuvor.“
Zuvor hatten Journalisten von Angriffen auf die Pressevertreter vor dem Kapitol berichtet, wo Anhänger von US-Präsident Trump am Mittwoch den Sitz des Kongresses stürmten. Der ZDF-Büroleiter Elmar Theveßen erklärte im „heute journal“, er und sein Team seien von Personen umringt worden, die er dem extremistischen Milieu zuordnen würde.
„Man hat uns bedroht, man hat angefangen, unsere Ausrüstung umzuwerfen, auch zu zerschlagen und uns wurde klar bedeutet, wir sollten verschwinden“, so Theveßen. Er und auch die Kollegen unter anderem der ARD und von RTL seien aber unverletzt geblieben.
Wegen der Attacke war nach ZDF-Angaben eine weitere Schalte von Theveßen ins „heute journal spezial“ 45 Minuten nach dem regulären „heute journal“ kurzzeitig nicht möglich. „Der ZDF-Korrespondent wurde dann zunächst per Telefon bildlos geschaltet, da auch die Videotelefone von den Demonstranten zerstört worden waren. Im "heute journal update" war er dank Ersatzausrüstung wieder im Bild zu sehen“, teilte das ZDF mit.
In den ARD-„Tagesthemen“ musste eine Schalte mit Studioleiterin Claudia Buckenmaier abgebrochen werden, als Buckenmaier auf sich nähernde Menschenmengen verwies: „Wir gehen hier jetzt besser weg.“
Michael Rabba