Experten sind mit Prognosen vorsichtig, ob der deutschlandweite Corona-Lockdown ab Mittwoch umfassend genug ist, damit die Ansteckungszahlen wieder sinken und das Gesundheitssystem rechtzeitig entlastet wird. «Seriös wird diese Frage niemand beantworten können», sagte Max Geraedts, der Leiter des Instituts für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie an der Universität Marburg, der Deutschen Presse-Agentur. «Die Erfahrungen mit dem ersten Lockdown in Deutschland lassen eine positive Wirkung erwarten, während Erfahrungen aus dem Ausland zum Teil keine so durchschlagenden Erfolge zeigen.»
Der Chefvirologe der Universität Heidelberg, Hans-Georg Kräusslich, sagte der dpa, man werde erst in rund zwei Wochen sagen können, welchen Erfolg die weitergehenden Maßnahmen bewirkt hätten. Der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie sagte, er hoffe, dass der Anstieg bis Weihnachten gestoppt werde. Im besten Fall habe man zum 10. Januar für einige Tage einen deutlich sinkenden Trend.
Geraedts sagte zur Frage, wann die Zahlen frühestens sinken könnten, darüber könne man nur spekulieren. Der Lockdown führe zu einer Reduktion der Kontakte, dagegen Weihnachten und eventuell Silvester erneut zu einer Erhöhung. «Danach geht es wieder runter, so dass spätestens Mitte Januar eine stärkere Reduktion der Neuinfektionen sichtbar sein müsste. Ich hoffe aber für alle diejenigen, die sich Tag und Nacht in den Krankenhäusern und den Altenpflegeeinrichtungen unter Bedrohung ihrer eigenen Gesundheit in den nächsten Wochen für andere Menschen einsetzen, das dies schneller geht.»
Alle drei Experten appellierten an die Mithilfe der Bevölkerung. Er glaube nicht, dass es um noch mehr und noch schärfere Vorgaben gehe, sondern darum, dass sich alle daran halten, sagte Kräusslich.