Die Europäische Union müsse weiter in eine ambitionierte Industriepolitik investieren, fordert die Digitalexpertin Francesca Bria. "Regulierung allein wird nicht reichen." Es brauche den politischen Mut, eine – nach eigenen Standards entwickelte – digitale Infrastruktur aufzubauen. Das Projekt GAIA-X, mit dem eine vertrauenswürdige Dateninfrastruktur in Europa aufgebaut wird, sei hier ein Schritt in die richtige Richtung.

Nur durch aktive Industriepolitik könne die EU in der Rivalität mit den Vereinigten Staaten und China bestehen, sagt Bria. Wer eigene Standards in punkto Datensicherheit und dem Schutz der Privatsphäre setzen will, müsse in der Liga der führenden Digital-Staaten mitspielen. Sollte Europa hier den Anschluss verpassen, habe dies nicht nur Auswirkungen auf Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch auf Demokratie und Menschenrechte. -mb

Moritz Baumann

Wie geht man heute und in Zukunft mit Daten um und wem gehören sie? Diese Frage wurde bereits in vielen Foren und Interviews des diesjährigen #DigiCap gestellt. Auch im Gespräch mit Francesca Bria kommt dieses Thema zur Sprache. Sie betont, dass Daten auch als öffentliches Gut angesehen werden könnten, um sie zum Beispiel für die Daseinsvorsorge zu nutzen. Um dies zu verwirklichen, werde es jedoch höchste Zeit: “Wir sind meistens viel zu langsam. Denn Monopole und Kartelle im digitalen Raum entstehen sehr schnell. Und die Monopolisierung in der digitalen Wirtschaft ist ein Geschäftsmodell, bei dem Daten manipuliert werden.” -fw

Felix Winnands

Unternehmen sollten in der Corona-Krise nicht einfach mit Steuergeldern gerettet werden, sondern es müssten immer auch Auflagen mit Geldern und Krediten verbunden sein. “Auflagen helfen, die Systeme in etwas Nachhaltiges umzuformen”, sagt Francesca Bria. Es brauche effiziente politische Maßnahmen, um die Kontrolle über den Prozess zu behalten. -fw

Felix Winnands