Digitaler Kapitalismus wird in der Wissenschaft längst diskutiert, doch werden sich auch Joe Biden und seine Vizepräsidentin des Themas annehmen? "Es muss auf der Agenda stehen", sagt Shoshana Zuboff, die jedoch anmerkt, dass sich Biden im Wahlkampf mit Kritik an der Tech-Industrie zurückgehalten hat. Trotzdem ist sie zuversichtlich: Neue Meinungsumfragen unter amerikanischen Bürger_innen würden zeigen, dass auch in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Macht – und möglicherweise auch den Machtmissbrauch – der Tech-Konzerne entsteht.
74 Prozent der Amerikaner_innen, so Zuboff, machen sich Sorgen über Falschinformationen in sozialen Netzwerken. Viele von ihnen wollen ihre privaten Daten schützen und haben Angst, dass ihre persönlichen Informationen missbraucht werden. Auch die Macht der Tech-Konzerne würden die Bürger_innen in den USA zunehmend kritisch sehen.
"Es geht um einen Bruch im Vertrauen der amerikanischen Öffentlichkeit gegenüber Facebook und den Tech-Unternehmen", analyisiert Zuboff. "Das wird der Wind in den Segeln unserer Gesetzgeber sein.” Es sei in der Geschichte der USA immer so gewesen, dass die öffentliche Meinung der Gesetzgebung weit voraus war."Das Gesetz hat die Öffentlichkeit nicht geführt, sondern ist ihr gefolgt", meint die Autorin und Harvard-Ökonomin. -mb
Moritz Baumann