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20201116201218
Winfried Kretschmann Wir alle sehnen uns danach, dass dieser Spuk ein Ende hat. 19:37
16.11.2020

Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen - Über 1700 Infizierte im Südwesten

19:36
16.11.2020
Gleich zwei Alten- und Pflegeheime in Mannheim haben mit Corona-Ausbrüchen zu kämpfen. Acht Menschen sterben. Landesweit steigt die Zahl der Infizierten weiter an.

In zwei Alten- und Pflegeheimen in Mannheim sind nach Corona-Ausbrüchen acht Bewohner gestorben. Mehr als 120 Bewohner und Mitarbeiter haben sich nach Angaben der Einrichtungen mit dem Virus angesteckt. Landesweit ist die Zahl der Infizierten auf mehr als 118 700 gestiegen, wie das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg am Montag (Stand 16.00 Uhr) mitteilte. Im Südwesten registrierte die Behörde innerhalb eines Tages 1739 neue Corona-Infektionen.

In einem Pflege- und Altenheim im Mannheimer Stadtteil Gartenstadt seien vier Frauen und drei Männer im Alter zwischen 77 und 88 Jahren am Wochenende und vergangenen Woche gestorben, teilte die Evangelische Kirche Mannheim als Betreiber mit. 51 der 90 Bewohner seien infiziert. Auch 20 Mitarbeiter hätten sich mit dem Coronavirus angesteckt. Besuche seien aktuell nicht gestattet. Derzeit gelte es, die Infektionskette zu unterbrechen, hieß es am Montag von der Leitung. Wie es zu dem Ausbruch kam, sei noch unklar.

In einem Mannheimer Seniorenzentrum wurden 42 Bewohner sowie acht Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Ein über 80-Jähriger mit Vorerkrankungen sei am Sonntag gestorben, teilte ein Sprecher des Heims am Montag mit. Alle 127 Bewohner seien nun in Quarantäne auf ihren Zimmern. Die betroffenen Mitarbeiter seien in häuslicher Isolation. Auch hier seien derzeit keine Besuche möglich. Ein Testteam des Universitätsklinikums Mannheim sei vor Ort.

Im Zusammenhang mit dem Virus starben bis Montag landesweit laut zuständiger Behörde 2296 Menschen - das waren 32 mehr als am Vortag. Als genesen gelten den Angaben zufolge 74 511 Menschen.

397 schwer Covid-19-Erkrankte befanden sich zuletzt in intensivmedizinischer Behandlung, 223 von ihnen wurden den Angaben zufolge invasiv beatmet - etwa über einen Schlauch.

Landesweit ist der Wert für Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen mit 134,3 leicht gestiegen. Alle 44 Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg liegen über dem Grenzwert von 50, ab dem ein Kreis als Risikogebiet gilt.

(dpa/lsw)

Keine Verschärfung - aber Kretschmann warnt vor hartem Winter

19:35
16.11.2020
Die baden-württembergischen Corona-Regeln bleiben zwar erstmal wie sie sind - doch warnt Ministerpräsident Kretschmann vor neuen Maßnahmen, wenn sich die Lage nicht deutlich verbessert. Harte Zeiten ständen an. Es gelte, «eine Schippe draufzulegen».

Angesichts der anhaltend hohen Infektionszahlen hat der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Menschen im Südwesten auf weitere harte Monate eingestimmt. «An Lockerungen ist in den kommenden Wochen nicht zu denken», sagte der Grünen-Politiker am Montagabend nach den Gesprächen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder. «Wir müssen uns vielmehr auf lange, harte Wintermonate einstellen».

Die Infektionszahlen stagnierten zwar. Sie seien aber zu hoch, um die aktuellen Einschränkungen zu lockern. «Wir müssen alle noch eine Schippe drauflegen», appellierte Kretschmann.

Zuvor hatten Bund und Länder in einer mehrstündigen Beratung vereinbart, die weitere Entwicklung zunächst noch zu beobachten. Am 25. November wollen Merkel und die Ministerpräsidenten die Lage erneut bewerten und dann gegebenenfalls auch Vorschriften verschärfen. Das Offenhalten von Kitas und Schulen habe aber nach wie vor eine Priorität, sagte Kretschmann. «Klar ist: wenn sich in den kommenden Tagen kein deutlicher Abwärtstrend zeigt, werden wir um strengere Maßnahmen nicht herumkommen», warnte der Ministerpräsident.

Die Bürger rief er unter anderem dazu auf, private Kontakte noch einmal deutlich zu reduzieren - «auf das absolute und unbedingt notwendige Minimum». Sie sollten gänzlich auf private Feiern verzichten und private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten auf einen festen weiteren Hausstand beschränken. Das schließe auch Kinder und Jugendliche mit ein. «Treffen Sie sich nicht heute mit den einen und morgen mit den anderen», appellierte er.

Im Beschluss von Bund und Ländern heißt es zudem, Bürger sollten auch auf nicht notwendige private Reisen und touristische Tagestouren verzichten, außerdem auf Besuche in Bereichen mit Publikumsverkehr. Besonders gefährdete Menschen sollen mit günstigen FFP2-Masken vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus bewahrt werden. Über 65-Jährige und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen sollen insgesamt 15 dieser Masken gegen eine geringe Eigenbeteiligung erhalten können. Die Kosten dafür trägt der Bund.

Die notwendige Trendwende sei noch nicht erreicht worden, warnte Kretschmann in seiner Ansprache weiter. «Die Kraft der zweiten Welle ist noch nicht gebrochen.» Sie sei stärker als die erste, in der längere Tage und höhere Temperaturen geholfen hätten.

Zuvor hatten sich führende baden-württembergische Politiker bereits skeptisch zu Lockerungen, aber auch zu schärferen Auflagen geäußert. CDU-Fraktionschef Wolfgang Reinhart rechnete vor Beginn der Gespräche nicht mit weiteren Verschärfungen oder Lockerungen. «Wir sollten noch eine weitere Woche warten, bis wir die Auswirkungen der Maßnahmen realistisch beurteilen können. Dann lässt sich besser in den Rückspiegel schauen», sagte der CDU-Politiker vor Beginn der Beratungen.

Notwendig sei auch eine Strategie, die über den November hinausreiche, forderte SPD-Chef Andreas Stoch. Dies gelte sowohl für den Fall einer kontrollierten Wiedereröffnung derzeit geschlossener Bereiche als auch für den Fall, dass die Lage sich nicht bessere. «Es müssen ausgewogene und differenzierte Konzeptionen auf den Tisch, die die enormen Kraftanstrengungen insbesondere in den Bereichen Kunst, Kultur und Sport berücksichtigen», sagte Stoch. «Allein auf das Prinzip Hoffnung zu setzen, war bisher leider immer falsch.» Stoch forderte auch einheitliche Corona-Regeln und klare Ansagen für die Advents- und Weihnachtsmärkte. Weitere Corona-Hotspots von Feiernden vor Weihnachten müssten unbedingt verhindert werden.

Das Landesgesundheitsamt untermauerte den Appell Kretschmanns zur Vorsicht mit den jüngsten Zahlen zu den Infektionen: Demnach sind in Baden-Württemberg innerhalb eines Tages 1739 neue Corona-Infektionen registriert worden. Die Zahl der nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 angesteckten Personen stieg damit auf mehr als 118 700, wie die Behörde am Montag (Stand 16.00 Uhr) mitteilte. Landesweit legte der Wert für Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen auf 134,3 leicht zu.

Im Zusammenhang mit dem Virus starben bisher landesweit 2296 Menschen - das waren 32 mehr als am Vortag. Unter anderem kamen in den vergangenen Tagen nach Corona-Ausbrüchen in zwei Alten- und Pflegeheimen in Mannheim acht Bewohner ums Leben. In einem Heim im Stadtteil Gartenstadt seien vier Frauen und drei Männer im Alter zwischen 77 und 88 Jahren am Wochenende und vergangenen Woche gestorben, teilte die Evangelische Kirche Mannheim als Betreiber mit. 51 der 90 Bewohner seien infiziert. Auch 20 Mitarbeiter hätten sich mit dem Coronavirus angesteckt. Besuche seien aktuell nicht gestattet.

(dpa/lsw)

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