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Virologe Drosten: Forscher müssen Unsinn auch beim Namen nennen

09:46
08.11.2020
Der Virologe Christian Drosten hat den Wert unabhängiger Wissenschaft gegen teils harsche Kritik in sozialen Medien verteidigt und auf die Logik des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns verwiesen. In der Corona-Pandemie sei es seine Aufgabe, «die Methoden meines Fachgebietes zu erklären, die Grenzen wissenschaftlicher Studien aufzuzeigen, einzuordnen, was Fakt und was Fiktion ist», erklärte Drosten in einer am Sonntag in Marbach im Neckar veröffentlichten Rede, mit der er an den Geburtstag des Dichters und Philosophen Friedrich Schiller erinnerte. Forscher müssten «ein realistisches Bild zeichnen und nicht das gewünschte». Daher fühle er sich auch verpflichtet, «korrigierend einzugreifen und ausgemachten Unsinn auch einmal beim Namen zu nennen».

Doch wenn man als Wissenschaftler so agiere, sei man heute sofort «mittendrin im breiten öffentlichen Meinungskampf» um die Corona-Pandemie. «Und das ist für jemanden, dem es um Fakten und gesicherte Erkenntnis geht, eine, sagen wir mal, interessante und lehrreiche Erfahrung.» Wissenschaftliche Beiträge würden nicht mehr sachlich und kühl diskutiert, sondern seien Teil einer «ungemein hart geführten» Debatte. «Das Ganze findet rund um die Uhr bei hohen Temperaturen im Schleuderwaschgang der sozialen Medien statt.»

Drosten warb um Verständnis dafür, dass sich die wissenschaftliche Sicht auf neuartige Viren auch ändern könne, es gelte die Logik des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns. Der Weg sei mit einer Expedition ins Unbekannte zu vergleichen, die Irrungen und Rückschläge mit einschließe. «Ursprüngliche Theorien und Annahmen können sich als falsch erweisen und gleichzeitig wichtige neue Impulse liefern. Für Menschen, die dies nicht gewohnt sind, ist das mitunter schwer nachzuvollziehen.» Zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr hatten viele Wissenschaftler zum Beispiel das Tragen von Mund-Nasen-Masken für eher unnötig erachtet - inzwischen werden diese als wichtiges Schutzinstrument empfohlen.

Drosten (48) arbeitet an der Berliner Charité und berät in der Corona-Pandemie auch die Bundesregierung. Das Deutsche Literaturarchiv Marbach vergibt die Schillerrede jährlich an einen neuen Redner und will damit an den Geburtstag von Friedrich Schiller (1759-1805) erinnern, der in Marbach geboren wurde.

(dpa/lsw)

Studie: Corona-Krise verändert die Einkaufsgewohnheiten

08:48
08.11.2020
Die Corona-Krise hat die Einkaufsgewohnheiten der Verbraucher in Deutschland nachhaltig verändert. Die Menschen machen sich seltener als früher auf den Weg in die Supermärkte und zu Discountern, aber dafür fallen die Einkäufe meist größer aus. Da geht aus einer aktuellen Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Nielsen hervor, für die 20 000 Haushalte befragt wurden.

Das neue Einkaufsverhalten habe mit der Corona-Pandemie begonnen, es sei aber auch in den Monaten danach - in der «neuen Normalität» - beibehalten worden, betonte Nielsen-Handelsexperte Alexander Proske. Gerade Familien mit jungen Kindern seien häufig dazu übergegangen, am Wochenende ihren Bedarf möglichst auf einmal einzukaufen.

Vom veränderten Einkaufsverhalten profitieren Nielsen zufolge vor allem kleine Verbrauchermärkte und Supermarktketten wie Edeka oder Rewe. «Sie bieten eine große Auswahl an Produkten und sind leicht zu erreichen», sagte Proske. Dies seien «die neuen Schlüsselkriterien» für viele Verbraucher. Die Discounter hätten dagegen nicht von dem Trend zu Großeinkäufen profitieren können. Alles deute darauf hin, dass auch in der zweiten Corona-Welle der Trend zu Großeinkäufen anhalten werde, sagte Proske.

Shopping-Trips werden Nielsen zufolge nun häufiger geplant. Spontane Einkäufe seien seltener geworden - auch weil viele im Homeoffice arbeiteten und nicht mehr auf dem Heimweg kurz in einen Laden hineinspringen könnten. Wichtig sei für viele Konsumenten heute, keine Zeit zu verschwenden, keine Schlangen an den Kassen zu haben und ihre kompletten Einkäufe möglichst auf einen Rutsch zu erledigen.

Eher zu den Verlierern gehören in der Corona-Krise denn Marktforschern zufolge die Drogeriemärkte. Denn das Interesse an Produkten zur Körper- und Schönheitspflege hat seit Ausbruch der Corona-Krise deutlich nachgelassen. Ein Beispiel: Seit der Maskenpflicht haben Nielsen zufolge 58 Prozent der Lippenstift-Nutzerinnen ihre Gewohnheiten verändert: 32 Prozent tragen keinen Lippenstift mehr, 26 Prozent tragen ihn seltener.

(dpa)

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