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Blüten und Gemüse in einem Beet.

Prächtiger Gemüsegarten

09:42
25.07.2023
Türkis-violett glänzen die Kohlblätter im Sonnenlicht. Die orangefarbenen Zucchiniblüten wetteifern in ihrer Leuchtkraft mit den roten und gelben Stängeln des Buntmangolds. „So prächtig kann Gemüse sein. Da haben es viele Zierpflanzen ganz schön schwer“, denke ich, als ich an diesem Morgen durch den Mannheimer Luisenpark schlendere. „Der Bio-Garten hier ist während der Bundesgartenschau tatsächlich zu einem Besuchermagneten geworden“, freut sich die gärtnerische Leiterin des Parks, Ellen Oswald.
Diesen Bereich hat sie zusammen mit der Gruppe „Gemeinsam gärtnern“ angelegt. Deren Mitglieder sind Hobbygärtner, die ehrenamtlich in der grünen Lunge der Stadt mitarbeiten und sich dabei manchen Trick von den Profis abgucken.
Beim Anlegen des Gemüsegartens wollte das Team möglichst nachhaltig vorgehen und hat dabei etliche Materialien umfunktioniert oder weiterverwendet, die es auf dem Areal eh schon gab. So entstand aus einer alten Winterabdeckung für Kakteen ein Tomatenhäuschen. Die Beeteinfassungen für das Gemüse wurden aus Ruten der in der Nähe stehenden Platanen geflochten.
„Durch die Abgrenzung der Beete gibt man einem Gemüsegarten Struktur. Das funktioniert hier im Luisenpark genauso wie zu Hause“, sagt Ellen Oswald. Danach darf dann alles eingepflanzt und ausgesät werden, was gefällt.
„Zumindest fast“, meint die Gärtnermeisterin augenzwinkernd. Denn nicht alle Gemüsepflanzen sind gute Nachbarn. So vertragen sich vor allem Sorten, die einen ähnlichen Bedarf an Nährstoffen und Wasser haben. Gleichzeitig sollten sie sich jedoch im Wuchs von Blättern und Wurzeln möglichst unterscheiden. Zwischen hoch wachsendem Lauch lässt sich etwa prima Kohl anpflanzen.
Auch Krankheiten und Schädlinge gibt es in den sogenannten Mischkulturen weniger als in Monokulturen. Beispielsweise hält Basilikum den Mehltau von Tomaten und Gurken fern.
„Blumen können ebenfalls helfen“, betont Ellen Oswald. Tagetes schrecken Fliegen, Ameisen und Fadenwürmer ab. Nützlich sind auch Kapuzinerkresse, Korn- und Ringelblumen.
Daneben blühen im Bio-Garten des Luisenparks Zinnien, Sonnenblumen, Kosmen und Kalifornischer Goldmohn, der sich selbst ausgesamt hat, zwischen dem Gemüse und ziehen Bienen an. In ausgedienten Kübeln und Kästen wachsen Erdbeeren.
Ergänzt wird das Ganze durch eine Esskastanie. „Ein echter Zukunftsbaum, der mit dem immer wärmeren und trockeneren Klima gut zurechtkommt“, betont Ellen Oswald.
Mir fällt zudem eine Konstruktion auf, die in ihrer Form an ein Tipi erinnert. „Das ist ein Maracuja-Zelt“, erklärt mir die Chef-Gärtnerin. Die Triebe der Passionsfrucht ranken sich daran empor – gemeinsam mit weiß, gelb und karminrot blühenden Lappen-Prunkwinden.
„Wirklich prachtvoll“, sage ich und blinzle in die Sonne. „Wir wollen hier Nützliches und Schönes gleichzeitig zeigen. Das muss in einem Gemüsegarten schließlich kein Gegensatz sein“, betont Ellen Oswald.
Immer wieder kommen Besucherinnen und Besucher mit Fragen auf sie zu, weil ihnen die Vielseitigkeit des Konzepts gefällt und sie zumindest Teile davon daheim übernehmen wollen.
Kinder stibitzen derweil einige der reifen Erdbeeren. Ellen Oswald nimmt’s mit Humor. „Es soll ja schließlich ein Garten sein, der alle begeistert“, findet sie.

Daniela Hoffmann / Garten-Blog Mannheimer Morgen