Noch immer hält zäher Februar-Nebel die Äste und Zweige der Bäume fest umschlossen. Vom Winter und diesem ewigen Grau habe ich echt langsam die Nase voll. Daher fahre ich an diesem Morgen zu Benjamin Schuster nach Lampertheim. Vielleicht hat der Florist ja ein paar Tipps für mich, wie sich bunte Sträuße einfach binden lassen – mit Tulpen, Hyazinthen und Co. Damit sollte man den Frühling doch eigentlich locken können.
„Das klappt bestimmt“, meint der Blumenhändler gut gelaunt, „und gerade Zweige können uns dabei eine Hilfe sein.“ Tatsächlich ist das Blumenbinden nämlich eine Kunst – und Florist nicht von ungefähr ein Lehrberuf. Trotzdem können auch Laien mit Birken-, Weide- oder Haselzweigen hübsche blühende Kreationen herstellen.
Gerüst im Glas
Dazu schlägt mir Benjamin Schuster drei Modelle mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad vor. „Das leichteste ist, sich ein Glas oder ein anderes Gefäß zu besorgen. Vor allem mit biegsamen Weidezweigen lässt sich darin nämlich schnell ein Gerüst bauen“, erklärt der Lampertheimer.
Die Weidezweige schlagen dann einen Bogen von einer Seite der Gefäßwand zur anderen. Zwischen mehrere dieser Bögen lässt sich jetzt der Schnitt weiterer Bäume stecken. Dazu kommt Heidelbeergrün und schließlich sorgen Ginster, Tulpen, Ranunkeln und Freesien für fröhliche Farbtupfer.
Versteckte Hilfe
Für das nächste Werkstück werden Zweige, die mehr oder weniger gleich lang sind, zunächst parallel nebeneinander auf einen Tisch gelegt. Ein ganz normales Haushaltsgummi holt man sich zudem in Reichweite.
„Je besser die Vorbereitung, umso leichter fällt eher Ungeübten die Arbeit“, betont der Florist augenzwinkernd, der auch Kurse für die Volkshochschule in seiner Heimatstadt gibt.
Die auf dem Tisch liegenden Zweige werden schließlich mit der Hand aufgenommen. Um das so entstandene Bündel gibt der Fachmann nun das Gummi, das das Ganze locker zusammenhält. Dazwischen lassen sich wiederum Frühjahrsblumen stecken.
Weil das Gummi dabei nachgibt, bleibt die Grundform des entstehenden Straußes erhalten. Um die kleine Hilfe zu verstecken, bindet Benjamin Schuster am Ende Naturbast über das Haushaltsgummi.
Extravagante Form
Der dritte und herausforderndste Strauß soll eine extravagante Form erhalten. Dazu werden sechs etwa 30 Zentimeter lange Birkenzweige an beiden Enden zusammengebunden. Dieser dünne Bund wird anschließend in zwei Hälften – zu je drei Zweigen – aufgeteilt und auseinandergezogen. Ein etwa zehn Zentimeter langes Zweigstück wird nun in der Mitte dazwischengesteckt und wiederum mit Bast befestigt. So entsteht eine Ellipse, die mit kleineren Zweigen zusätzlich quer ausgesteift wird.
Weitere Zweige fasst Benjamin Schuster dann zu einem 15 Zentimeter langen Bündel von rund drei Zentimetern Durchmesser zusammen. Damit entsteht ein Ständer für den elliptischen oberen Teil des Gerüsts. Letzteres wird nun wiederum mit Grün und bunten Blumen ausgesteckt. Danach kommt das Ganze in eine mit Wasser gefüllte Schale.
Zufrieden betrachte ich die drei entstandenen Werke, als sich gerade die Sonne den Weg durch die Wolken bahnt. „Vielleicht“, denke ich, „kommt jetzt tatsächlich der lang ersehnte Frühling.“
Daniela Hoffmann