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Land gibt über 200 Millionen für Schutzausrüstung aus

07:11
10.10.2020
In der ersten Zeit der Corona-Krise versuchten viele Pflegeheime und Krankenhäuser vergeblich, Schutzausrüstung für ihr Personal zu kaufen. Die Lieferwege waren versperrt und die Preise astronomisch. Da sprang das Land als Beschaffer ein - und zahlte Riesensummen.

Stuttgart (dpa/lsw) - Plastikhandschuhe, Overalls und Masken - für den Corona-Schutz von Ärzten, Pflegern und anderen Beschäftigen im Gesundheitssektor hat das Land bereits 201 Millionen Euro ausgegeben. Zahlungsverpflichtungen in Höhe von 20 Millionen Euro stehen noch aus, wie aus einer Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine SPD-Anfrage hervorgeht.

Die Ausrüstung wurde vom Land beschafft, als die üblichen unmittelbaren Lieferwege zu Beginn der Pandemie zusammengebrochen waren. Die Kommunen übernahmen die Verteilung der Ausrüstung vor Ort. Ein Großteil ist zuletzt mit der abschließenden Lieferung Ende Juli 2020 kostenfrei verteilt worden. Ein kleinerer Teil ist in die Notfallreserve des Landes übergegangen.

Die Qualität der Ware hat sich erkennbar verbessert und die Preise haben sich wieder nach unten bewegt. Die Lieferwege sind nach weiteren Angaben des Ressorts von Manne Lucha (Grüne) offen. Vor diesem Hintergrund hat sich das Land aus der Notfallbeschaffung zurückgezogen.

Aktuell hat das Land für Landeseinrichtungen wie Polizei und Justiz 2,6 Millionen der besonders effizienten FFP2-Masken und 25,3 Millionen OP-Masken ausgeschrieben.

(dpa/lsw)

Große Corona-Sorgen in Europa - Gesundheitssysteme unter Druck

19:26
09.10.2020
Fast überall in Europa bereiten steigende Corona-Infektionszahlen den Regierungen neue Sorgen. In Ländern wie Frankreich und Spanien wird schon über die Verhängung des Notstands nachgedacht.

In Europa ist die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erstmals über die Marke von 100 000 gesprungen. Vielerorts sind die Intensivstationen von Krankenhäusern bereits am Limit. Regierungen verhängen strengere Maßnahmen, um die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen. Ein Überblick über die Entwicklung in der vergangenen Woche in wichtigen Ländern:

SPANIEN ist mit 850 000 Infektionen besonders schlimm betroffen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen lag zuletzt bei 115. In der vergangenen Woche starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Freitag 541 Menschen. Der Anteil der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern steigt. Landesweit gelten strenge Beschränkungen und Maßnahmen, auch Maskenpflicht im Freien. Viele Gebiete und Gemeinden sind abgeriegelt. Über die Hauptstadt verhängte die spanische Regierung am Freitag den Notstand. In Madrid und einigen Vororten dürfen die Menschen ihre Wohngemeinde nur mit triftigem Grund verlassen - etwa für den Weg zur Arbeit oder für Arztbesuche. Betroffen sind knapp 4,8 Millionen Menschen. Der Notstand soll zwei Wochen gelten.

FRANKREICH hat in mehreren Großstädten bereits die höchste Corona-Warnstufe verhängt - unter anderem in Paris, Lyon und Marseille. Gesundheitsminister Olivier Véran warnt, dass es noch schlimmer wird. Sorge herrscht über die Lage in den Pariser Krankenhäusern. Dort nimmt der Anteil der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen zu. Die Regierung reagiert etwa mit Schließungen von Bars in den Regionen, in denen die Lage besonders ernst ist. Generelle Ausgangsbeschränkungen im ganzen Land sollen verhindert werden. Mit mehr als 20 000 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden gab es am Freitag einen Tageshöchstwert.

TSCHECHIEN - ehemals ein Corona-Musterschüler - ist nach den jüngsten Zahlen der EU bei den Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner zum traurigen Spitzenreiter geworden. Im Schnitt steckten sich binnen 14 Tagen 374,6 Menschen je 100 000 Einwohner an. Am Donnerstag wurden in dem 10,7-Millionen-Einwohner-Land 5394 neue Fälle verzeichnet - der dritte Tagesrekord in Folge. Die Regierung hat Kultur- und Sportveranstaltungen verboten. Sollte die Kurve nicht abflachen, droht nach Ansicht von Experten bald ein dramatischer Engpass im Gesundheitssystem.

GROSSBRITANNIEN leidet ebenfalls stark: Mangel an Tests, ein Flickenteppich an Regelungen, marode Kliniken, Zehntausende Todesfälle. Der im Frühjahr selbst erkrankte Premier Boris Johnson steht zunehmend in der Kritik, ein schlechter Krisenmanager zu sein. Seine Regierung spricht von einer «gefährlichen» Lage. Besonders stark betroffen sind der Norden Englands, Schottland, Nordirland und Teile von Wales. Experten zufolge stehen vor allem in Nordengland die Kliniken vor dem Kollaps. Am Freitag meldeten die Behörden landesweit knapp 14 000 neue Fälle.

ITALIEN sorgt sich über den steilen Anstieg der Infektionsfälle in dieser Woche. Das Land, das im März Europas Corona-Hotspot war, registrierte am Freitag 5372 neue Ansteckungen. Der große Unterschied: Jetzt sterben pro Monat so viele Menschen an Covid-19 wie damals an einem Tag. Die Intensivstationen sind mit annähernd 400 Covid-Patienten nicht am Limit. Rom verschärft ständig die Maßnahmen - nun gilt eine Maskenpflicht auch im Freien. Besonders stark kletterten die Werte am Freitag in der Lombardei im Norden und in Kampanien im Süden.

In den NIEDERLANDEN wurden am Freitag knapp 6000 Neuinfektionen gemeldet, ähnlich viele wie auch am Donnerstag. Die Zahl der Patienten in Krankenhäusern und auf Intensivstationen steigt schnell. Kliniken haben die Versorgung für andere Patienten drastisch reduziert und Hunderte Operationen abgesagt. Innerhalb von sieben Tagen infizierten sich zuletzt 841 Menschen je 100 000 Einwohner. Vergangene Woche wurden im Schnitt 16 Tote am Tag gemeldet. Bürger und Experten fordern deutlich strengere Maßnahmen. Masken sind für öffentliche Räume dringend empfohlen, bislang aber nicht Pflicht.

BELGIEN verzeichnete zuletzt ebenfalls rasch steigende Zahlen. Die 14-Tage-Inzidenz - die Zahl an Infektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb zwei Wochen - lag zuletzt bei 280,7. In der Hauptstadt Brüssel sind Cafés und Bars nun für einen Monat geschlossen. Die Regierung verschärfte auch die landesweiten Regeln: Bürger dürfen pro Monat nur noch mit drei Personen außerhalb der Familie engen Kontakt pflegen. Um 23.00 Uhr ist Sperrstunde.

(dpa)

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