Angesichts eines deutlichen Anstiegs der Neuinfektionen hat Israels Gesundheitsministerium die Krankenhäuser des Landes angewiesen, ihre Corona-Abteilungen wieder zu öffnen. Ein Sprecher des Ministeriums bestätigte am Sonntag, ein entsprechender Brief sei an die Kliniken geschickt worden.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag, bei einer Sitzung mit Leitern verschiedener Ministerien und Experten habe er mehrere Szenarien über den weiteren Pandemieverlauf gehört, alle davon düster. „Wenn wir nicht sofort unser Verhalten hinsichtlich der Maskenpflicht und Abstandsregeln ändern, werden wir uns gegen unseren Willen neue Sperrmaßnahmen einbrocken.“
Am Montag wolle er das Corona-Kabinett versammeln, um über mögliche Schritte zur Eindämmung der Pandemie zu beraten. Auch in den Palästinensergebieten wurde in den vergangenen Tagen ein Anstieg der Neuinfektionen verzeichnet.
In einem am Samstag veröffentlichen Bericht des israelischen Armee-Geheimdienstes war eindringlich
vor einer zweiten Corona-Welle gewarnt worden. Ohne rasche Eindämmungsmaßnahmen müsse das Land damit rechnen, dass
die Zahl der Neuinfektionen binnen eines Monats auf mehr als 1000 am Tag steigen werde. Dann seien auch hunderte von Toten zu befürchten.
Israel hatte zu Beginn der Corona-Welle sehr schnell mit rigorosen Maßnahmen reagiert, die Pandemie verlief in dem kleinen Mittelmeerland zunächst relativ glimpflich. Im Mai begannen schrittweise Lockerungen.
Seit Ende Mai ist die Zahl der Neuinfektionen wieder stetig angestiegen. Das Finanzministerium ist jedoch aus Sorge vor weiterem wirtschaftlichen Schaden gegen die Verhängung neuer Sperrmaßnahmen.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist der Erreger Sars-CoV-2 bisher bei 20 686 Menschen in Israel nachgewiesen worden, 305 sind gestorben.
dpa