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Foto: Ym Yik

Datenschutzbedenken: Norwegische Corona-App gestoppt

10:54
16.06.2020
Während am Dienstag in Deutschland die neue Corona-Warn-App an den Start gegangen ist, liegt ihr vor Monaten eingeführtes Pendant in Norwegen aus Datenschutzgründen vorerst auf Eis. Die norwegische Tracing-App „Smittestopp“ sollte nach Angaben des nationalen Gesundheitsinstituts (FHI) ab Dienstag keine Daten mehr einsammeln. Personendaten, die zentral gespeichert wurden, werden so bald wie möglich gelöscht. Zuvor hatte die norwegische Datenschutzbehörde angekündigt, die Verarbeitung der von der App eingesammelten persönlichen Daten vorübergehend verbieten zu wollen, wie das Gesundheitsinstitut bereits am Montag mitgeteilt hatte.

FHI-Direktorin Camilla Stoltenberg warnte, dass nun wertvolle Zeit zur Entwicklung und zum Testen der App verloren gehe und sich die Corona-Verbreitung in Norwegen darüber hinaus schlechter verfolgen lasse. Bis zum kommenden Dienstag will ihre Behörde nun auf die Ankündigung der Datenschützer reagieren. In Sachen Datenschutz gab es mehrmals Kritik an der App: Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zählte sie in einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung von elf Tracing-Apps zu den den drei weltweit gefährlichsten für die Privatsphäre der Nutzer - neben denjenigen in Bahrain und Kuwait.

„Smittestopp“ wurde nach Angaben der Gesundheitsbehörde bis Anfang Juni bereits 1,6 Millionen Mal heruntergeladen und hatte bis dahin fast 600.000 aktive Nutzer. Diese bat Stoltenberg, die App weiter auf ihren Smartphones zu behalten, damit sie reaktiviert werden könne, sobald man eine Lösung mit den Datenschützern gefunden habe.

Sarah Cames

Deutsche Corona-Touristen lösen am Ballermann auch Ängste aus

10:50
16.06.2020
Der Start eines Testprojekts mit deutschen Touristen eine knappe Woche vor der offiziellen Wiederöffnung der spanischen Grenzen löst auf Mallorca nicht nur Freude aus. Viele Mallorquiner hätten große Angst davor, dass es auf der Insel wegen der Besucher zu einem Wiederaufflammen der Corona-Krise komme, sagte Biel Barceló, der Präsident der Bürgerinitiative „Ciutat de s'Arenal“.

„Ich spreche hier mit vielen darüber. Einige brauchen Einnahmen und freuen sich, dass der Tourismus nach drei Monaten wieder langsam in Gang kommt, klar. Aber die Sorge ist weit verbreitet“, erzählt er am Dienstag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Die Neuansteckungsraten sind in Deutschland aktuell höher als bei uns auf den Balearen.“ Den angekündigten Kontrollmaßnahmen vertraue man außerdem nicht unbedingt. „Angeblich will man die Touristen jeden Tag anrufen und fragen, ob sie Symptome haben, ich weiß nicht...“ Und nicht zuletzt seien bekanntlich die meisten Besucher aus Deutschland sehr party- und trinkfreudig, ein vorsichtiges Verhalten könne man eher nicht erwarten, meinte Barceló ebenso ironisch wie hörbar beunruhigt.

Mit einem Brandbrief hatte „Ciutat de s'Arenal“ Ende Mai das sogenannte „Pilotprojekt“ zu verhindern versucht. Die rund 40.000 Bewohner von s'Arenal östlich der Hauptstadt Palma, wo die berühmt-berüchtigte Partymeile und Deutschen-Hochburg „Ballermann“ liegt, dürften nicht als „unfreiwillige Versuchskaninchen“ missbraucht werden, Mallorca sei kein Themenpark und gehöre nicht nur den Hoteliers und Reiseveranstaltern, hieß es damals. Das Projekt konnte man aber nicht verhindern. 

Sarah Cames