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Baden-Württemberg erweitert Corona-Strategie

10:14
26.04.2020
In Bussen, Bahnen und beim Einkaufen heißt es von Montag an im Südwesten: Maske auf. Mit einer per Zeitung verbreiteten Botschaft rief Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Wochenende noch einmal dazu auf, sich an die Maskenpflicht zu halten. «Aber bitte mit Maske!», heißt es in einer Anzeige, die am Samstag landesweit in den Zeitungen erschien. Auf einem Foto ist Kretschmann mit grauem Mund-Nasen-Schutz mit den drei Löwen aus dem Landeswappen zu sehen.

Bislang galt nur der dringende Appell, eine Maske aufzusetzen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Von Montag an gilt nun: Wer Bus oder Bahn fährt oder einkauft, muss eine tragen. Selbstgemachte Modelle sowie Tücher oder Schals, die Mund und Nase bedecken, sind ausreichend.

Aus der Opposition kam Kritik an der Anzeigenkampagne. «Wenn das Geld des Steuerzahlers schon für eine Kampagne für eine Maßnahme ausgegeben wird, die vom Weltärztepräsidenten als "lächerlich" bezeichnet wird, dann hätte ich mir gewünscht, dass man Sympathieträger aus den Bereichen Kultur, Sport und Wissenschaft gesucht hätte und nicht einfach eine Vorwahlkampagne für den Ministerpräsidenten gestaltet», sagte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke.

Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der «Schwäbischen Zeitung» befürwortet eine Mehrheit der Baden-Württemberger die Maskenpflicht. Knapp 60 Prozent bewerten sie sehr positiv oder eher positiv. Bei den Älteren sind es aber deutlich mehr als bei den Jüngeren. Während 73,1 Prozent der Baden-Württemberger über 65 Jahren die Maßnahme befürworteten, waren es bei den 18- bis 29-Jährigen nur 45,6 Prozent.

Um einen erneuten exponentiellen Anstieg der Corona-Fallzahlen zu verhindern, will die Landesregierung künftig mehr Menschen auf eine Infektion testen als bislang. Durch die schrittweise Lockerung der Beschränkungen könnte es wieder vermehrt zu Corona-Fällen kommen, deshalb sei es wichtig, Infizierte frühzeitig zu identifizieren und zu isolieren und Kontaktpersonen zu ermitteln, hieß es in einer Mitteilung.

Künftig sollen deshalb auch Menschen getestet werden, die in engem Kontakt zu Infizierten stehen, die in medizinischen oder Pflegeeinrichtungen arbeiten oder in deren Umfeld es eine Häufung von Erkrankungen gibt, auch wenn sie selbst keine Symptome zeigen. «Einen deutlichen Schwerpunkt der Testungen setzen wir auf Personen, die in Krankenhäusern oder der stationären Pflege arbeiten», sagte Sozialminister Manne Lucha (Grüne). Die neue Strategie sei bundesweit einmalig.

Von zuletzt knapp 80.000 könnte die Zahl der Tests dadurch auf mehr als 160.000 pro Woche steigen, hieß es. Damit wären die aktuell freien Kapazitäten ausgeschöpft. Etwa jeder zehnte Corona-Test sei zuletzt in Baden-Württemberg positiv ausgefallen - mehr als in anderen Bundesländern.

Weil die gesetzlichen Krankenkassen derzeit nicht zahlen, wenn Menschen ohne Symptome getestet werden, übernimmt nach eigenen Angaben zunächst das Land die Kosten - bis der Bund wie angekündigt die Finanzierung geregelt hat.

Bis zum Samstagnachmittag waren in Baden-Württemberg 30.739 Infektionen nachgewiesen worden.

(dpa/lsw)

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