In einem Gefängnis in Mannheim gibt es nun den ersten mit dem Coronavirus infizierten Insassen im Land. Wie sich der Untersuchungshäftling ansteckte und ob er in der Haft Kontaktpersonen infizierte, ist unklar.
Im Südwesten gibt es in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Mannheim den landesweit ersten mit dem Coronavirus infizierten Häftling. Wie sich der in U-Haft sitzende 25-Jährige angesteckt hat, ist nach Angaben aus dem Justizministerium noch unklar. Nach Bekanntwerden des Falls wurden in dem Gefängnis rund 50 Kontaktpersonen des Mannes getestet, sagte ein Ministeriumssprecher am Sonntag. Ergebnisse gebe es noch nicht.
Zuvor hatten mehrere Medien über den Fall berichtet. Demzufolge war der 25-Jährige nach entsprechenden Symptomen vom Anstaltsarzt untersucht und sofort isoliert worden. Der Mann sei zuvor allein in seiner Zelle untergebracht gewesen.
Ob und inwieweit nun auch in anderen Haftanstalten vorsorglich auf das Virus getestet wird, «wird in den jeweiligen Anstalten vor Ort in enger Abstimmung mit den jeweiligen Gesundheitsämtern nach den Richtlinien des Robert Koch-Instituts und der zentralen Hygienekommission (ZHK) entschieden», sagte der Ministeriumssprecher weiter. Der aktuelle Fall sei am vergangenen Freitag den Behörden gemeldet worden.
Besuche sind in den landesweit 17 Gefängnissen seit Mitte März nicht mehr erlaubt, Freunde und Angehörige können per Videoschalte mit den Häftlingen Kontakt halten.
Landesjustizminister Guido Wolf (CDU) sagte der «Heilbronner Stimme» und dem «Mannheimer Morgen», die Abteilung, auf der der Gefangene zuletzt untergebracht war, werde vorsorglich unter Quarantäne gestellt. Weiter sagte Wolf den Zeitungen, im Südwest-Justizvollzug habe man inzwischen deutlich mehr Kapazitäten geschaffen, um infizierte Häftlinge und deren Kontaktpersonen isolieren zu können.
Grund für die geringere Belegung sei zum einen, dass die Vollstreckung von Ersatzfreiheitsstrafen und die Erzwingungshaft aufgeschoben und unterbrochen worden sei. Die Betroffenen seien lediglich zu Geldstrafen verurteilt worden, sagte Wolf. Weiter seien die Vollstreckungen von kurzen Freiheitsstrafen von bis zu sechs Monaten bis zum 15. Juni aufgeschoben. «Durch die Maßnahmen hat sich die Belegung landesweit um insgesamt 770 Gefangene reduziert. Jetzt haben wir genügend Möglichkeiten für Isolationen, wenn es bei Gefangenen zu Infektionen kommt», sagte der CDU-Politiker den Zeitungen.
Die Zahl der Infizierten unter den Bediensteten in den Südwest-Justizvollzugsanstalten bewege sich im mittleren zweistelligen Bereich. «Die meisten sind wieder genesen, elf Bedienstete sind derzeit noch in Quarantäne», sagte Wolf.
(dpa/lsw)