Freiheit ist für Düzen Tekkal einer der wichtigsten Werte, der ihr Leben geprägt hat, wie sie in „Values“ im Gespräch mit Helena Ernst berichtet. Diese Freiheit war auch eine Emanzipation, denn trotz des Vorbilds der starken Großmutter musste sie gemeinsam mit den Schwestern in der eigenen Familie erst einmal für ihre Freiheiten eintreten. Ein weiterer zentraler Wert ist für sie der Mut, der sie dazu gebracht hat, 2014 in den Irak zu reisen, den damals „gefährlichsten Ort der Welt“, mitten in den gerade ausgebrochenen Krieg. Und warum hat sie immer weitergemacht? „Ich bin Journalistin geworden, um über meine Religionsgemeinschaft und meine Geschichte zu berichten – eine Geschichte, die niemanden interessiert hat. Aber der IS hat uns zu trauriger Berühmtheit gebracht. Plötzlich wurde die Geschichte, die ich in Friedenszeiten erzählen wollte, erzählbar für die ganze Welt.“
Ihr war klar: Das war ihr Weg, der Weg, für den sie geboren war. Trotz aller Angst um ihr Leben brach sie auf, mitten hinein in das Kriegsgeschehen, ohne jedes Krisentraining. Doch auf einmal machte alles Sinn: Tekkal war unter den Menschen dort, die im Angesicht des Todes die unmittelbare Wahrheit aussprachen, und sie konnte diese Wahrheit in die westliche Welt vermitteln, damit diese endlich zu Hilfe kam. Mit dem Krieg kam ein anderer Kampf, nämlich der, endlich gehört zu werden. „Ich musste eine Teflonpersönlichkeit entwickeln, damit ich weiter funktionierte“, so Tekkal – bis sie sich Hilfe holte, um auch wieder Schwäche zulassen zu können. Denn auch das war ihr wichtig, dass sie sich selbst treu bleibt und auf ihre eigenen Bedürfnisse hört.