Mieses Internet, Suche mit der Lupe und dazu noch Stress mit den Nachbarn: Die wegen der Coronakrise aus der Taufe gehobene "Home Tour" der Darts-Profis aus Wohnzimmern, Küchen und Hobbyräumen verkam zum Auftakt unfreiwillig zur Show mit Pleiten, Pech und Pannen.
Besonders hart traf es Ex-Weltmeister Gary Anderson: Der Schotte musste seine Teilnahme zurückziehen, weil seine Verbindung ins World Wide Web zu schwach war. Nichts zu lachen hatte auch John-Rowby Rodriguez. Der Österreicher musste im Vorfeld brav um Erlaubnis bei den Nachbarn bitten, um nach 20 Uhr noch auf die eigene Dartscheibe werfen zu dürfen. Die dumpfen Geräusche kamen auf der andere Seite der Wand nicht so gut an. Rodriguez hatte aber Glück, die Nachbarn gaben grünes Licht.
Auch das Internet sorgte immer wieder für Probleme. Beim ersten Online-Wettbewerb des führenden Verbandes Professional Darts Corporation (PDC) treten die 128 teilnehmenden Profis seit Freitagabend in ihren eigenen vier Wänden an - und sind damit auch für ihre Internetverbindung selbst verantwortlich.
Nicht verantwortlich waren sie dagegen für die Qualität der Übertragungen, die sehr zu wünschen ließ. An den ersten Abenden brach der frei zugängliche Livestream der PDC mehrmals zusammen. Zudem glich das Bild oft einem Pixelmeer, da die Profis mit ihren Webcams die Dartscheibe abfilmten und meist nicht über die beste Bandbreite verfügten. Per Videocall wurden die Spieler verbunden, die Fans verfolgten die Duelle via Splitscreen. Für viele auch nebensächlich, dass der genaue Einschlagsort der Pfeile oft nur mit einer Lupe erkennbar war.
Dabei war PDC-Vorstand Barry Hearn im Vorfeld einfach nur glücklich, "dass wir den Fans in diesen beispiellosen Zeiten Live-Darts liefern können." Im Rahmen der Home Tour werden sich an 32 aufeinanderfolgenden Abenden jeweils vier Spieler im Format "Jeder gegen Jeden" messen. Die Sieger jeder Gruppe qualifizieren sich für die 2. Runde.
Die sportliche Bedeutung hält sich allerdings in Grenzen, die Spiele gehen in keine offizielle Wertung ein. Unter anderem auch deshalb ist der Weltranglistenerste Michael van Gerwen nicht mit dabei. Außerdem hätte der 31-jährige Niederländer weitere Hürden zu überwinden: "Es muss leise sein, aber mit einem neugeborenen Baby, einem zweieinhalb Jahre alten Kind und drei Hunden funktioniert das nicht wirklich", sagte er dem TV-Sender RTL7.
Für den bisherigen Höhepunkt des "Wohnzimmer-Turniers" sorgte der Engländer Luke Woodhouse. Der Weltranglisten-57. warf in seiner Küche einen Neun-Darter - das äußerst seltene perfekte Spiel im Darts. Einzig der frenetische Jubel der Fans fehlte diesmal.