Wir können nicht beurteilen, ob Corona hier die Ursache ist: Doch Wandertage sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Wir selbst erinnern uns an so manchen anstrengenden Ausflug mit der Klasse, an kilometerlange Strecken mit einem Lehrer, der Wanderstiefel trug und uns auf einen hohen Berg scheuchte, den wir heute wohl eher als harmlosen Hügel bezeichnen würden. Oder daran, dass wir meist die Orte ansehen mussten, die unsere Lehrerinnen und Lehrer schon immer mal besuchen wollten. Doch wir haben uns nie laut beklagt, es war nun mal Wandertag: Da war Bewegung Pflicht, und unsere gesamte Klasse ertrug das „Leid“ gemeinsam, das am Ende doch immer sehr lustig war. Nun stehen bei unseren Kindern Wandertage auf dem Programm. „Und, was habt ihr vor?“, wollen wir vom Nachwuchs wissen. Bei einem Sohn steht der Besuch einer Stadt an, beim Zweiten gibt es einen Spaziergang im Ort, beim dritten Kind führt der Weg in ein Museum - Klassiker wie damals. Dann berichtet Kind Nummer Vier: „Wir treffen uns im Klassenzimmer!“ „Und was macht ihr danach?“, bohren wir weiter - und erwarten irgendein Ausflugsziel, für das man Weg zurücklegen muss. Doch weit gefehlt: „Wir bestellen Döner und schauen einen Film“, berichtet der Filius - natürlich vollauf begeistert. Wir fragen uns, was Film und Döner denn mit Wandern zu tun haben: „Wird ein Film zu irgendeinem Thema geschaut, oder einer, der sich ums Wandern dreht?“ „Nee, Action“, antwortet der Sohn nur noch wortkarg. Vermutlich ist es mit den guten alten Wandertagen bald vorbei, sinnieren wir vor uns hin. Oder wir werden einfach alt. Aber vielleicht wandert ja wenigstens das eine Kind, das für alle die Döner holt!
Eva Baumgartner