Wir sind übrigens sehr glücklich darüber, einen Hobby-Heimwerker in der Familie zu haben. Handelt es sich bei einem gelernten Handwerker schließlich um eine Spezies, die offenbar vom Aussterben bedroht und nie greifbar ist (was wir in der Pandemie vielleicht noch ein bisschen mehr spüren). Hakt oder klemmt es aber in unseren heimischen vier Wänden, ist stets eine Person in greifbarer Nähe, die – mal gleich, mal etwas später – anpackt und den Schaden richtet. Doch mitunter gestalten sich diese Reparaturen aufregender, als wir es uns vorstellen. Eins vorneweg: Wir wissen, welche Herausforderung handwerkliche Arbeiten für Laien sind, haben schließlich selbst schon als Kind mit dem Vater Fliesen verlegt und opfern heute viele Ferientage dafür, mehr oder weniger schön zu streichen oder im Garten Gehwegplatten zu verlegen. Deshalb ist es für uns nicht schlimm, dass wir im Bad den Hahn mit dem blauen Punkt aufdrehen müssen, wenn wir warmes Wasser wollen. Oder dass sich unser Gartentörchen nicht ganz öffnen lässt, weil bei der ersten Treppenstufe irgendwas mit dem Abstand schiefgegangen ist. Doch die jüngste „Reparatur“ verhilft uns in den letzten Tagen zu sportlichen Höchstleistungen, denn unser elektrischer Rollladen ist kaputt. Nach der ersten Instandsetzung durch den Hobby-Werker bewegt sich zwar alles wieder, doch drücken wir den Schalter nach unten, gehen die Lamellen nun hoch, drücken wir hoch, fährt alles runter. Nach einem weiteren Reparatur-Versuch sind wir sicher, dass unser Ehemann uns zu mehr Bewegung verhelfen will: Drücken wir die Rollläden hoch, gehen sie tatsächlich nach oben – um sich dann aber wie von Geisterhand nach ein bis zwei Minuten wieder runter zu bewegen. Den Müll bringen wir deshalb nur noch im Laufschritt raus. Und auch der Nachwuchs ist gefordert, wenn er die Räder aus dem Schuppen holen will, bevor sich das magische Zeitfenster wieder schließt. Als wir auf dem Weg ins Büro nun die Plakate sehen, die für Handwerk-Nachwuchs werben, beschließen wir, dass ein solcher Beruf auch für unsere Kinder geeignet wäre. Und uns – ehrlich gesagt – auch gutgetan hätte.
Eva Baumgartner