Wir finden, dass es wichtig ist, schon als Schüler Geld zu verdienen. Schließlich erinnern wir uns noch gut an unsere eigenen ersten Jobs – als Babysitterin einer Großfamilie, bei einem Philatelisten, in dessen Laden wir tatsächlich für fünf Mark die Stunde Briefmarken sortierten, in einer Arztpraxis, in einem Büro oder beim Knochenjob in der Landwirtschaft auf dem Feld. So lernten wir früh, dass es nicht immer leicht ist, Geld zu verdienen – und die Moneten nicht nur von Mama oder Papa als Taschengeld verteilt werden. Auch unsere Kinder führen wir früh an das Thema heran: Wer zusätzlich seinen Geldbeutel füllen möchte, muss etwas dafür tun. Manchmal unterstützen die Großeltern das Ganze und rufen hin und wieder dazu auf, das Auto zu putzen oder im Garten mit anzupacken – und zahlen dafür nicht mehr nur in Süßigkeiten, sondern sogar mit Münzen. Unsere Tochter hat nun entschieden, ihren Kontostand mit einem „richtigen“ Job anzuheben – und einen, wie wir finden, besonders leckeren Arbeitsplatz gefunden: Sie steht in einer Bude und verkauft Erdbeeren. Für uns ist die Tätigkeit rund um die Beere, die botanisch gar keine ist, nicht nur ein kommunikativer Job in Pandemie-Zeiten. Vielmehr hat die Arbeit Auswirkungen auf die ganze Familie – denn wir kaufen gern bei unserer Tochter. Seit einer Woche gibt es deshalb bei uns täglich Erdbeerkuchen: Mal kommt die rote Leckerei auf eine cremige Unterlage aus Pudding, mal pur auf Biskuit- oder Mürbeteig. Ein runder Kuchen reicht wegen der großen Nachfrage längst nicht mehr, stattdessen füllen wir Bleche. Trotzdem haben wir uns an dem Backwerk noch nicht sattgegessen. Und während diese Zeilen entstehen, kommt schon wieder dieser Appetit auf ...
Eva Baumgartner