Die Lage in Göttingen hat sich nach dem jüngsten Corona-Ausbruch weiter leicht entspannt. Der statistische Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in Stadt und Kreis Göttingen innerhalb von sieben Tagen sei auf 31,43 gesunken, sagte ein Stadtsprecher am Mittwoch. Am Montag und Dienstag waren es noch 42,72 beziehungsweise 35,4. Ab einem Wert von 50 könnte es weitere Beschränkungen des öffentlichen Lebens in Stadt oder Kreis geben.
Die Stadt hatte daraufhin alle Schulen und einige Kindertagesstätten geschlossen sowie den Vereinen jeden Mannschaftssport untersagt. Angesichts der Entwicklung sei es nun das Ziel, die Schulen ab Montag wieder zu öffnen, sagte der Sprecher. In Stadt und Landkreis waren am Mittwoch 204 Menschen am Coronavirus erkrankt.
Nach Darstellung der Stadt war es zu dem Corona-Ausbruch gekommen, weil Familienmitglieder bei privaten Feiern aus Anlass des muslimischen Zuckerfestes gegen geltende Maßnahmen verstoßen hatten. In der Folge gab es 175 Infektionen. Zuvor wurden in Göttingen wochenlang kaum noch Neuinfektionen registriert.
Göttingens Sozialdezernentin Petra Broistedt (SPD) bedauerte einem Bericht des „Göttinger Tageblattes“ (Mittwoch) zufolge in einer Sitzung des Sozialausschusses, in Zusammenhang mit den Feiern den Begriff „Großfamilien“ verwendet zu haben. Dies habe zur Stigmatisierung von Menschen geführt. Der Stadtsprecher bestätigte den Bericht. Broistedt sagte nach seinen Angaben: „Die Wortwahl hat Raum für Vorurteile und voreilige Schlussfolgerungen geboten. Das war zu keiner Zeit Intention der Stadtverwaltung. Es ist nicht in unserem Sinn, Menschen zu diskriminieren.“
Die Göttinger CDU forderte, den für das Infektionsgeschehen Verantwortlichen die gesetzlich festgelegten Bußgelder aufzuerlegen. Es sei dabei völlig egal, welche Herkunft oder Religion diese Menschen haben, sagte der Fraktionsvorsitzende Olaf Feuerstein. Es gehe einzig darum, ob ein Fehlverhalten vorliege oder nicht. „Wenn man sich das Ausbruchsgeschehen im Landkreis und der Region anschaut, sind fast alle davon auf das Fastenbrechen zum Ende des Ramadan in Göttingen zurückzuführen“, sagte Feuerstein.
dpa