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Diese Corona-Regeln ändern sich in Niedersachsen

09:24
07.06.2020
Niedersachsen wagt trotz örtlicher Corona-Ausbrüche den nächsten Schritt der Lockerungen. Am Montag wird erneut eine Reihe von Vorgaben zur Eindämmung des Virus aufgehoben. Im fünfstufigen Lockerungsplan des Landes ist es die vierte Stufe. Profitieren kann vor allem das Gastgewerbe. Auch der Kulturbetrieb kann langsam wieder anlaufen - allerdings unter strengen Auflagen.

Ministerpräsident Stephan Weil begründete die Lockerungen mit einem landesweit stabilen Infektionsgeschehen. „Wenn wir das Infektionsgeschehen unter Kontrolle behalten, können wir weiter Schritt für Schritt zu einem Alltag unter den Bedingungen von Corona zurückkehren“, sagte der SPD-Politiker am Freitag.

VERANSTALTUNGEN: Events im Freien mit bis zu 250 Teilnehmern werden unter Auflagen wieder erlaubt. Das gilt auch für Kulturangebote, wenngleich Theater, Konzerthäuser und Kinos noch geschlossen bleiben. Besucher der Open-Air-Veranstaltungen müssen eineinhalb Meter Abstand zu Mitgliedern anderer Haushalte einhalten und Sitzplätze einnehmen. Die Verordnung sieht zudem vor, dass die Veranstalter die Kontaktdaten der Gäste protokollieren und drei Wochen aufbewahren.

REISEN: Passend zur Sommersaison wird auch das Urlaubsgeschäft ausgeweitet. Hoteliers können ihre Häuser von Montag an bis zu 80 Prozent auslasten, statt wie bisher zu 60 Prozent. Werden ausschließlich Geschäftsreisende aufgenommen, darf die Quote sogar überschritten werden. Für Ferienwohnungen fällt die siebentägige Wiederbelegungsfrist weg. Und auch touristische Busreisen sind unter Auflagen wieder möglich.

FEIERN: Erstmals dürfen auch Bars in Niedersachsen wieder öffnen, mit Ausnahme von Shisha-Bars. Clubs und Discos bleiben geschlossen. Hochzeiten, Taufen und auch Beerdigungen können dafür von Montag an wieder mit bis zu 50 Teilnehmern stattfinden. Bisher lag die Obergrenze dafür bei 20.

SPORT: Nach den Freibädern dürfen Schwimmer jetzt auch wieder die Hallenbäder besuchen. Gleichzeitig wird die Schließung von Duschen und Umkleiden von Sportstätten aufgehoben. Sportler müssen sich also nicht mehr im Auto umziehen oder verschwitzt nach Hause fahren.

AUSBLICK: Die fünfte Phase des Stufenplans könnte zum 22. Juni in Kraft treten. Dann läuft die neue Corona-Verordnung aus. Wenn das Infektionsgeschehen es nötig mache, könnte die Verordnung aber auch verlängert werden, sagte die stellvertretende Leiterin des Krisenstabs, Claudia Schröder, am Freitag. Bereits jetzt ist geplant, dass es von Mitte Juni an für alle Kinder wieder ein zeitlich eingeschränktes Angebot für den Kita-Besuch geben soll. Auch die Schüler haben vom 15. Juni an wieder alle Unterricht in den Schulen. 

dpa

Brasilien veröffentlicht keine Zahlen mehr

08:43
07.06.2020
Brasilien veröffentlicht keine Gesamtzahl der Corona-Fälle mehr. Die Regierung hat ihre Statistik zur Erfassung der Corona-Infizierten und der Toten in Zusammenhang mit Covid-19 geändert, wie die die Tageszeitung „Folha de São Paulo“ am Samstag (Ortszeit) berichtet. Es wird nur noch die Zahl der Toten in den vergangenen 24 Stunden publiziert. Das Gesundheitsministerium entfernte auch die Datensammlung, die die Entwicklung der vergangenen Monate aufzeigte, aus dem Netz.

Die Änderungen widersprechen dem international üblichen Vorgehen und den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Brasilien ist nach den USA das weltweit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land. Mehr als 36.000 Menschen sind offiziellen Angaben bereits an den Folgen einer Virus-Infektion verstorben. Die Infektionen steigen immer noch rasant an.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro bestätigte die Änderung der Methode. Außerdem werden die Daten jetzt um 22 Uhr am Abend veröffentlich, nach der Hauptnachrichtensendung „Journal Nacional“ des TV-Senders Globo, wie Bolsonaro betonte.

Der Richter am Obersten Gericht, Gilmar Mendes, sprach von einer Manipulation der Daten, wie sie nur von totalitären Regimen vorgenommen werde. Damit solle die Verantwortlichkeit für einen eventuellen Genozid während der Pandemie wegmanövriert werden, schrieb Mendes in den sozialen Medien.

Parlamentspräsident Rodrigo Maia verlangte unverzüglich eine Rückkehr zu der international üblichen statistischen Erfassung. Das sei vor allem für die öffentliche Gesundheit wichtig, damit Orte mit Infektionen identifiziert werden können. „Es ist offensichtlich, dass volle Transparenz fundamental ist“, sagte Maia. Ähnlich äußerten sich zahlreiche Epidemiologen.

Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität sind in Brasilien rund 672.000 Menschen mit dem Virus infiziert. Allerdings liegt die tatsächliche Zahl der Infizierten weitaus höher, da Brasilien weltweit zu den Ländern mit den geringsten Testkapazitäten gehört. Nach Berechnungen der Zeitung „Folha de São Paulo“ stirbt in Brasilien pro Minute ein Mensch an den Folgen des Coronavirus. 

dpa