Das Syndikat Erzéihung a Wëssenschaft der Gewerkschaft OGBL richtete am Mittwoch einen offenen Brief an Gesundheitsministerin Paulette Lenert.
Darin bemängelten sie die Einschränkungen, die vor allem für Grundschulkinder schwer ertragbar seien. Es gelte, das Alltagsleben der Kinder so normal wie möglich zu gestalten, um negative Auswirkungen auf die Kinderpsyche zu vermeiden.
Offener Brief an Frau Paulette Lenert, Gesundheitsministerin
Rückkehr in die Schule: Keine Normalität für Kinder!
Der Lockdown bedeute nicht nur für die meisten Erwachsenen der Verlust ihres gewohnten sozialen Umfeldes und jeglicher Tagesstruktur. Auch Kinder mussten durch die Corona-Pandemie tiefgehende Einschnitte erleben: Von einem Tag auf den anderen wurden sie von ihren wichtigsten Bezugspersonen getrennt, litten unter Kontaktverboten und Ausgangsbeschränkungen. Auch wenn alle Einschränkungen darauf abzielten, eine zu rasche Verbreitung von COVID-19 zu verhindern - demnach die Gesundheit der Menschen zu schützen - so sorgten sie doch gleichzeitig durch ihre Wucht bei vielen dieser Menschen für eine noch größere Angst vor einer möglichen Corona-Erkrankung, und infolge für damit einhergehende, nicht zu unterschätzende psychische Belastungen. Dabei definiert selbst die WHO Gesundheit als "ein Zustand des vollständigen, körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit und Gebrechen".
Nach Wochen der sozialen Isolation, erlauben die angekündigten Lockerungen, langsam zur Normalität zurückzukehren. Auch viele Kinder wollen so schnell wie möglich ihr normales Leben zurück und freuen sich auf die Wiederaufnahme des Unterrichts. Wenn einige Beschränkungen auch weiterhin Bestand haben werden, so gilt es doch, das Alltagsleben der Kinder so normal wie möglich zu gestalten, auch um weitreichende negative Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die Kinderpsyche zu vermeiden. Doch werden die Schüler ihre Schule nicht so wiederfinden, wie sie sie verlassen haben (und auch nicht viele ihrer Freunde und Lehrer). Halbe Gruppengrößen, die ständige Isolation der einzelnen Gruppen, die Betreuung von Kindern in Räumlichkeiten, die dafür nicht vorgesehen wurden (Hitze, Belüftung, Akustik, ...), drastische Beschränkungen, die ungezügeltes Austoben im Pausenhof verhindern (Maskenpflicht, Abstandsregeln, gesperrte Spielplätze, ...), ständige Kontrolle durch die Vertrauenspersonen, damit ja auch alle „sanitären Richtlinien“ eingehalten werden - all dies wird bei den Schülern tief reichende Spuren hinterlassen.
Angesichts der im Privatleben eines jeden Bürgers bevorstehenden Kontakt-Lockerungen, des unvermeidbaren Aufeinandertreffens von Geschwistern aus unterschiedlichen schulischen Gruppen im Familienkreis, einer maximalen Klassengröße von 15(!) Schülern bei Schulöffnung in unseren Nachbarländern und nicht zuletzt in Anbetracht dessen, dass die Schüler nach Wochen des Homeschooling ein Recht auf, qualitativ hochwertigen Unterricht und einer Betreuung durch qualifiziertes Personal haben, appelliert der SEW/OGBL an die Gesundheitsministerin: „Bitte tun Sie den Kindern das nicht an!“
Luxemburg, 13. Mai 2020