Keine Protestaktionen vor der Versammlungshalle,
keine kritischen Aktionäre am Rednerpult - sondern nur sechs
Bayer-Manager in einer sorgsam choreographierten Video-Übertragung.
Als erster Dax-Konzern hat Bayer sein
Aktionärstreffen komplett online durchgeführt. Bei Aktionärsvertretern stieß das Modell allerdings auf
wenig Begeisterung.
"Ich muss zugeben, dass dies eine ganz besondere Situation für uns alle hier ist. Einerseits sind wir damit digitaler Pionier -
andererseits fehlt uns der direkte Austausch mit Ihnen", sagte
Bayer-Chef Werner Baumann gleich zu Beginn seiner Rede. Nach Bayer-Angaben nutzten zeitweise fast 5000
Teilnehmer die Möglichkeit, die Online-Hauptversammlung im Livestream
zu verfolgen.
Gerade einmal sechs Vorstände und Aufsichtsratsmitglieder saßen mit weitem Abstand
zueinander im Übertragungsstudio. Die Aktionäre hatten ihre
Fragen schon Tage vor der Versammlung einreichen müssen. Bayer zufolge gingen 245 Fragen von 40 Anteilseignern ein. Das waren
eigentlich nicht viel weniger als bei der "normalen" Hauptversammlung
2019, als sich 69 Aktionäre mit 276 Fragen zu Wort meldeten.
Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz, Marc Tüngler, fand dennoch wenig Gefallen an der Premiere. "Es ist richtig für die Corona-Zeit, aber auch nur dafür",
sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Über die Krise hinaus tauge das Modell nicht. "Es ist definitiv kein Gewinn für die deutschen Aktionäre", meinte Tüngler. Zwar habe sich Bayer viel Mühe gegeben." Aber es ist nicht vergleichbar mit einer normalen Veranstaltung. Es fehlt der Dialog zwischen Eigentümern, Vorstand und Aufsichtsrat", findet er.