Lörrach - Stand Freitag Vormittag gibt es in Baden-Württemberg acht bestätigte Fälle des Coronavirus, in Basel zwei, im Landkreis Lörrach noch keinen. Derweil nimmt die Verunsicherung der Menschen zu. Es gibt bereits Tendenzen zu Hamsterkäufen.
Donnerstag, 12.30 Uhr, im Lörracher Kaufland: Eigentlich eine perfekte Zeit für den Einkauf – normalerweise herrscht dann wenig Betrieb. Gestern war das völlig anders. Die Parkdecks waren vollgeparkt und im Markt herrschte Hochbetrieb. Und was es sonst nicht einmal vor einem Feiertag gibt – eine Reihe leerer oder fast leerer Regale.
Ähnlich sieht es in anderen Märkten aus. „Wir haben bemerkt, dass vermehrt Konserven, Soßen, Nudeln und Desinfektionsmittel nachgefragt werden“, erklärt Hieber-Vertriebsleiterin Sylvia Achilles auf Nachfrage. „Wir haben die Situation aber im Griff“, beruhigt sie.
„Leer sind die Regale nicht“, bestätigt auch Claudia Henle vom Brombacher Henle-Markt. Allerdings gehen in ihrem Geschäft „wahnsinnig viele Desinfektionsmittel wie Sagrotan weg“. Nach einem Zeitungsartikel zum Thema Notvorrat ist laut Henle sogar der Verkauf von Mineralwasser in die Höhe geschnellt. Engpässe in der Versorgung sieht sie allerdings nicht: „Wir werden täglich neu beliefert.“
Hochbetrieb herrscht auch in den Lörracher Apotheken. Am heißesten begehrt sind Atemschutzmasken. Die aber sind „im Moment schwierig bis gar nicht zu bekommen“, sagt Apothekerin Nora Elsayed von der Bahnhof-Apotheke. „Die Verunsicherung bei den Menschen steigt von Tag zu Tag und das Telefon klingelt ständig“, beschreibt sie den derzeitigen Alltag in der Apotheke.
Ähnliche Erfahrungen machen auch Apotheker Andreas Balke und seine Kollegen in der Frosch-Apotheke. „Die Hysterie ist in vollem Gange“, sagt er. Die Nachfrage nach Atemschutzmasken und Desinfektionsmitteln sei exorbitant angestiegen. „Wir haben heute Vormittag 120 Flaschen Desinfektionsmittel verkauft, normalerweise ist es eine Flasche alle drei Tage“, verdeutlicht Balke die Ausnahmesituation.
Auch wenn die Apotheken das Thema Coronavirus nicht klein reden wollen, „versuchen wir die Menschen zu beruhigen, denn es gibt keinen Grund zur Panik“, betont Nora Elsayed. Andreas Balke versucht mit einem Beispiel zur Beruhigung beizutragen: „Täglich sterben auf deutschen Straßen zehn Menschen, trotzdem fahren alle Auto.“
Eine Vielzahl von Anrufen besorgter Bürger verzeichnet auch der Fachbereich Gesundheit im Lörracher Landratsamt. Bei Fragen nach Verhaltensregeln werden die Anrufer laut Pressesprecher Thorben Pahl auf die Richtlinien des Robert-Koch-Instituts hingewiesen, die man im Internet findet. Die genannten Apotheker haben eine einfache Faustregel parat: Jeder sollte die Vorsichtsmaßnahmen anwenden, die in jeder Grippesaison gelten. Dazu gehört vor allem das gründliche und häufige Händewaschen.
Keine panischen Reaktionen konnte der Allgemeinmediziner Ingolf Lenz bisher feststellen. „Die Menschen verhalten sich vernünftig. Selbst bei Grippesymptomen bleiben sie ruhig, vor allem auch, wenn sie nicht gerade aus dem Ausland gekommen sind.“