Axel Voss startete die Diskussionsrunde mit einem Manifest: „Wenn wir nicht schnell handeln, dann werden wir eine digitale Kolonie der USA oder China“, sagt er. „Wir sind abhängig von Software, Cloudservice und Browser aus anderen Ländern. Deshalb sind wir abhängig. Wenn wir weiterhin so arbeiten, werden wir zur Kolonie. Und es ist die Frage, ob wir das wollen.“
Die Entwicklungen bei Datenschutz oder Datensicherheit, die Europa vorantreibt, würden nur den Status-quo erhalten, aber es ist keine Zukunftsstrategie. „Alle müssen zusammenarbeiten, damit Europa sich für die Zukunft positioniert.“
Der Autor Andrew Keen sieht das anders. Er stellt die DLD-Frage in Bezug auf unseren Kontinenten: Was kann Europa hinzufügen? „Wir müssen nicht den nächsten Browser oder die nächste Suchmaschine erfinden. Sondern wir können andere Dinge tun, unsere eigene Note zur Digitalisierung hinzufügen.“ Schließlich brauche die Welt nicht nur digitale Technologien. „Europa ist führend in analogen Industrien, sagt Keen. Europa müsse sich auf die eigenen Stärken konzentrieren und diese als Vorreiter ausbauen. Das können analoge Bereiche sein, wie die Demokratie - in der er in den USA und China große Defizite sieht.
Die Chinesin Li Xin von Caixin Media sieht Deutschland und Europe nicht in Verzug, behauptet sie. Europa habe gute Unternehmen, gute Technologien, vor allem wenn es um den B2B-Sektor geht. In dem Bereich würde das Interesse chinesischer Unternehmen steigen, Partnerschaften mit Firmen einzugehen oder hiesige Technologien zu nutzen.
Zum Abschuss nennt Andrew Keen den wichtigsten Aspekt, den Europa in der heutigen Welt und im Umfeld von USA und China beitragen kann: Freiheit! "Denn Freiheit im Internet kommt weder aus den USA noch aus China."
Schönes Schlusswort: Li Xin fasst die Beiträge aller drei Regionen zu einem idealen Internet zusammen: Aus Europa komme der Idealismus, aus den USA die Infrastruktur und Technologie und aus China die Agilität, sich anzupassen.