Vom Glauben reden ist gar nicht sooo schwer! Ein paar Kleinigkeiten sind dabei allerdings schon zu beachten. Hier mein ABC der Glaubenskommunikation. Heute: H wie Humor
„Die Christen müssten mir erlöster aussehen…, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte.“, sagte einst Nietzsche. Ein Seminarleiter erklärte den angehenden Geistlichen: „Wenn ihr vom Himmel predigt, lasst euer Gesicht strahlen! (Wenn ihr von der Hölle predigt, genügt euer normales Aussehen.)“
Na gut, das ist jetzt möglicherweise leicht übertrieben. Aber es ist wohl auch kein Geheimnis, dass Prediger nicht gerade in dem Ruf stehen, das Lachen erfunden zu haben. Humor und Glaube, das passt, sagen wir mal, nicht immer ganz reibungslos zusammen.
Dabei bewirkt Humor manchmal mehr als tausend Worte! Denn Humor erzeugt Aufmerksamkeit. Das mag banal klingen, ist es aber keineswegs. In einer Welt ständiger Reizüberflutung ist Aufmerksamkeit eine knappe Ressource geworden. Wer von seinen Zeitgenossen beachtet werden will, braucht einen Hingucker bzw. –hörer. Als zum Beispiel im „Reformationssommer“ 2017 Luther-Pilger aus aller Welt nach Wittenberg strömten, da war es eine echte Herausforderung, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Denn die konzentrierte sich in der Regel auf das Asisi-Panometer, die Thesentür, den Cranachaltar und das hier und da angebotene Luther-Bier. Na gut, und für italienisches Eis konnten sich die Menschen noch erwärmen. Aber viel mehr ging nicht. Trotzdem gelang es dem Straßenkünstler und Evangelisten Arno Backhaus, eine ganze Reihe von Sätzen so zu platzieren, dass die Menschen scharenweise hinschauten, stehen blieben, die Sätze kommentieren und in vielen Fällen fotografierten – Sätze zum Glauben, wohlgemerkt! Sätze wie diese: „Wir leben auf einem blauen Planeten, der sich um einen Feuerball dreht, mit einem Mond, der die Meere bewegt – und du glaubst nicht an Wunder?“ Oder: „Warum heißt es Gebet, wenn ich mit Gott rede? Aber Psychose, wenn Gott mit mir redet?“ Schon aus diesen Sätzen spricht der Schalk. Erst recht aus Sätzen wie diesen, die zwischenrein mit einflossen: „Warum sollte man 3 Minuten telefonieren, wenn man eine Sache auch in 8 Stunden per WhatsApp klären kann…?“ Oder: „Im nächsten Leben werde ich Kaffeeautomat. Du wirst geliebt, bekommst den ganzen Tag Aufmerksamkeit und ständig drückt dich jemand.“ Zugegeben: Mit dem Glauben haben diese Sätze nichts zu tun. Aber sie wecken die Aufmerksamkeit der Passanten und ebnen damit auch ernsteren Anstößen den Weg in das Bewusstsein.
Humor erzeugt Sympathie. Wer Menschen zum Lachen bringt, wird mit Dankbarkeit belohnt. Er hat bei seinen Gesprächspartnern „einen Stein im Brett“. Das funktioniert natürlich nicht automatisch. Wenn auf einen Einstiegswitz eine ansonsten humorlose Rede folgt, wirkt das wie ein Wahlversprechen, das nicht gehalten wird. Bei einer insgesamt gewitzten Rede dagegen wächst auch die Bereitschaft, sich auf ernste Themen einzulassen. Einem Redner, der mich zum Lachen bringt, erlaube ich auch schon mal, mich zum Weinen zu bringen, wenn es sein muss.
Und dann hat Humor auch etwas wunderbar Entwaffnendes. Ein wahrlich gewitzter Redner war Marcus Tullius Cicero. Im römischen Senat war sein Humor ebenso beliebt wie gefürchtet: „Als er sein Publikum erst einmal zum Lachen gebracht hatte, als er sozusagen den Boden gelockert hatte, schwemmte er die Argumente seiner Gegner … einfach hinweg.“ (Robert Harris, Dictator München 2017, S.442) Humor erschüttert die Überzeugungskraft der Gegner oft effektiver als die stringenteste Argumentation. (Apropos: Einer der Sätze von Arno Backhaus, der im Wittenberger Reformationssommer – besonders bei den Gästen aus Trumps Amerika – besonders große Heiterkeit auslöste, war dieser: „God bless America! PLEASE HURRY!“)
Wer eine gewürzte Rede halten will, tut also gut daran, seinem Humor (so er denn vorhanden ist) freien Lauf zu lassen. Besonders, wenn man über sich selber lachen kann, kann das sehr befreiend sein. Theologisch zugespitzt könnte man sagen: Im Lachen über sich selbst wächst der „in sich selbst verkrümmte Mensch“ (Luther) über sich hinaus. Und da Lachen ansteckend ist, hilft das auch Zuhörern und Gesprächspartnern, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. #evjulife #humor #arnobackhaus #glaubenskommunikation