Vom Glauben reden ist gar nicht sooo schwer. Ein paar Kleinigkeiten sind dabei allerdings schon zu beachten. Hier mein ABC der Glaubenskommunikation. Heute: Y wie Generation Y.
Wer das Evangelium kommunizieren will, muss seine Zielgruppe kennen. In der Jugendarbeit ist das zur Zeit vor allem (noch) die Generation Y, also die Generation derjenigen, die heute 19-34 sind. Auf den ersten Blick könnte man meinen, das sei eine dankbare Aufgabe, denn schließlich trägt die Generation Y bzw. why? die Sinn-Frage bereits im Namen. Das Evangelium als Antwort auf die zentrale Frage einer ganzen Generation – los geht‘s!
Doch so einfach ist es leider nicht. Denn die Generation Y fragt nicht in erster Linie nach dem Sinn des Lebens, sondern sie hinter-fragt den Sinn überkommener Traditionen und Denkgewohnheiten: Warum soll ich etwas glauben, was mir von den Eltern und Großeltern vorgegeben wird – geschweige denn von der Kirche?
Dazu kommt, dass die Generation Y diese Themen stärker als frühere Generationen als Privatsache ansieht. Über den Glauben redet man nicht, schon gar nicht öffentlich – höchstens in der Familie oder im Freundeskreis, aber eigentlich vor allem im „Selbstgespräch“. (Vgl. Sozialwissenschaftliches Institut der EKD, Was mein Leben bestimmt? Ich!, Hannover 2018 S.31) Über den Glauben reden, sich vielleicht sogar öffentlich zum Glauben zu bekennen, das ist heute für die meisten eher uncool, denn es passt nicht zum Credo der Generation Y, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist.
Besonders schlecht kommt die klassische Predigt weg: Warum sollte ich mir von einem Erwachsenen sagen lassen, was ich glauben soll? Ich informiere mich selbst! Ich entscheide selbst, was ich glaube!
Es gibt zwar nach wie vor Prediger, die Zulauf haben, und manche erreichen in der Mediengesellschaft sogar Kultstatus: Leo und Susanna Bigger etwa oder Johannes Hartl. Doch wenn der Name nicht zieht, ist es schwer geworden, die Aufmerksamkeit der Jugendlichen zu fesseln. Wenn gepredigt werden soll – etwa bei Jugendgottesdiensten oder Jugendwochen – ziehen es viele Jugendlichen vor, wenn einer aus ihrer eigenen Generation die Verkündigung übernimmt. Jugend für Jugend, das ist ein Konzept, das oft noch bessere Chancen hat als andere Formate.
Das hat durchaus Vorteile. Jugendliche Prediger sind natürlich prädestiniert für eine Verkündigung, die auf die jugendliche Zielgruppe zugeschnitten ist. Es ist ja auch gar nicht einzusehen, weshalb die Aufgabe der Verkündigung den Profis überlassen werden soll, besonders, wenn man sich dem „allgemeinen Priestertum der Gläubigen“ verpflichtet weiß. Und gibt es denn eine bessere Möglichkeit, in die Rolle des ‚Priesters‘ hineinzuwachsen, als wenn man schon als Jugendlicher damit anfängt? Früh übt sich, was ein Meister werden will!
Allerdings ist das mit dem Hineinwachsen so eine Sache, denn zu den Merkmalen der Generation Y gehört auch ein bewundernswertes Selbstbewusstsein. Trial and error, dieses Prinzip funktioniert dann aber nur noch eingeschränkt. Denn von Error wollen viele jugendliche Predigerinnen nichts wissen. Kritik annehmen, das passt nicht zu ihrem Selbstbild.
Trotzdem: Wenn Jugendliche Bereitschaft signalisieren, das Predigen selbst zu übernehmen, soll man sie nicht bremsen! Sie brauchen nur eben gute Begleiter. Und ein Begleiter ist dann gut, wenn er den Jugendlichen viel zutraut – auch, dass sie mit wohlwollender Kritik umgehen können.
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