Vom Glauben reden ist gar nicht sooo schwer. Ein paar Kleinigkeiten sind dabei allerdings schon zu beachten. Hier mein ABC der Glaubenskommunikation. Heute: Q wie Qualität.
Als Jesus seine Jünger lehrte, wie sie beten sollen, hatte er eine Bitte: „Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.“ (Matth. 6,7) Viel hilft viel, so meinen die, denen es an Gottvertrauen fehlt.
Viel hilft viel, auch beim Reden, so meinen die, denen es an Vertrauen in die Kraft des Wortes fehlt. Manche Politiker verstehen sich auf die „Kunst“, viel zu reden, ohne viel zu sagen. Dasselbe gilt auch für Prediger. „Hör bald auf!“, empfahl auch Martin Luther den Predigern. Auch wenn das damals etwas anderes bedeutete als heute, wo Reden von mehr als 30 Minuten Länge kaum noch aufgenommen werden können – das macht Luthers Empfehlung umso wichtiger.
Für die Kommunikation des Evangeliums gilt: Qualität vor Quantität! Nun heißt kurz nicht unbedingt gut. Schlecht reden, das geht auch mit wenig Worten. Aber eins ist klar: Eine Rede kann noch so gut sein – wenn sie zu lang ist, ist es zu viel des Guten, und die Wirkung verpufft. Schade drum!
Jesus war ein Meister der kurzen, knackigen Rede. Als er gebeten wurde, das ganze jüdische Gesetz auf den Punkt zu bringen, schreckte er davor nicht zurück – und antwortete mit dem Doppelgebot der Liebe. Als er seine Jünger lehrte, wie sie beten können, wagte er, die wichtigsten Anliegen eines Gotteskindes in wenigen Sätzen zusammenzufassen und schuf mit dem Vaterunser einen Text, der sich schnell einprägt. Zum Vergleich: Das jüdische Pendant, das 18-Bitten-Gebet, braucht dreimal so viele Bitten und fast 20 mal so viele Worte!
Auch die Gleichnisse Jesu kommen in der Regel mit einem einzigen Bild aus, das viel einprägsamer ist als lange Erklärungen.
Viele Worte machen ist wie Seifenblasen machen: Kaum sind die Seifen geblasen, zerplatzen sie auch schon wieder. Worte mit Bedacht wählen dagegen ist wie Steine meißeln: Sie haben Bestand, im besten Fall über Generationen hinweg.
Nun kommt man natürlich nicht immer darum herum, viele Worte machen zu müssen. Wer etwas zu sagen hat und dafür, sagen wir, 45 Minuten zur Verfügung hat, sollte diese Zeit auch nutzen. Man braucht ja nicht 45 Minuten zu monologisieren. Gelegentlich eine (ernstgemeinte) Frage an die Zuhörenden kann einen Vortrag deutlich kurzweiliger machen. Verstärkt wird dieser Effekt noch, wenn die Zuhörenden Gelegenheit haben, untereinander ins Gespräch zu kommen. Wenn es zum Beispiel bei einer Predigt um ein Thema geht, das so ziemlich jeder aus seinem Leben kennt (und darum sollte es eigentlich immer gehen) dann wird es meistens als willkommene Auflockerung empfunden, wenn man dazu aufgefordert wird, sich über dieses Thema kurz mit dem Nachbarn auszutauschen. Die Fragestellung muss natürlich möglichst klar und konkret sein, aber das ist eine Frage der Übung.
Je mehr die Zuhörenden einbezogen werden, desto besser! Schon ein guter Blickkontakt kann die Aufmerksamkeit deutlich erhöhen. Das ist das Mindeste, was man von einer guten Rede erwarten kann.
Ein gutes Kriterium für die Qualität einer Rede ist, ob die Zuhörenden später angeben können, worum es dem Redner ging. Können sie es, dann hat die Rede ihr wichtigstes Ziel erreicht. Können sie es nicht, dann ging die Rede wohl letztlich ins Leere, auch wenn sie außerdem noch so klug oder gedrechselt oder locker oder unterhaltsam war. #glaubenskommunikation #kommunikationdesevangeliums #vaterunser #redecoaching #evjulife