Vom Glauben reden ist gar nicht sooo schwer. Ein paar Kleinigkeiten sind dabei allerdings schon zu beachten. Hier mein ABC der Glaubenskommunikation. Heute: P wie Präsenz.
Aufmerksamkeit ist zu einer knappen Ressource geworden. Ständig werden wir mit Reizen überflutet und mit Botschaften regelrecht bombardiert. Kein Wunder, dass wir nicht immer bei der Sache sind, wenn wir miteinander reden. Aber es ist dann auch kein Wunder, wenn dabei nicht viel rumkommt, wenn das Smartphone nicht aus den Augen gelassen wird oder wenn sich die Frage nach vorne schiebt, was es heute wohl zu essen gibt. Das Zauberwort, das den Unterschied macht, heißt Präsenz: ganz da sein, aufmerksam sein, bewusst reden und zuhören, das Gesagte an sich heran lassen, es verarbeiten und verdauen. Jeder kennt das – auch wenn es viel zu selten dazu kommt.
Wie lässt sich das ändern?
Als erstes wäre schon viel gewonnen, wenn wir unsere Multitasking-Fähigkeiten realistisch einschätzten. Nicht nur Männer haben damit nämlich Probleme. Das Gehirn ist nicht dafür gemacht, ständig mehrere Dinge gleichzeitig zu machen. Also: eins nach dem andern! So wie in „Ganz einfach“ von Gerhard Schöne (Menschenskind, 1985):
„Wenn ich schlafe, schlafe ich.
Wenn ich aufsteh, steh ich auf.
Wenn ich gehe, gehe ich.
Wenn ich esse, eß ich.
Wenn ich schaffe, schaffe ich.
Wenn ich plane, plane ich.
Wenn ich spreche, spreche ich
Wenn ich höre , hör' ich.“
Sich Zeit für das nehmen, was man gerade tut, das dauert höchstens oberflächlich betrachtet länger. Ich bin fest davon überzeugt, dass es unter dem Strich sogar Zeit spart, wenn man die Dinge zwar gründlich, aber dafür eben effektiv tut. Wie auch immer – ein gutes Gespräch braucht Zeit, und „so viel Zeit muss sein“. Das beginnt schon mit der Vorbereitung. Unternehmensberater empfehlen zum Beispiel zwischen zwei Sitzungen einen Puffer von mindestens 30 Minuten, und zwar ohne Wegezeit! Umschalten geht eben nicht auf Knopfdruck. Denn das Gespräch mit einem neuen Gegenüber beginnt schon lange vor dem ersten Wort.
Eine Straßenaktion von Arno Backhaus lautet: „Ich habe keine Zeit.“ Wenn man sich mit dieser Botschaft längere Zeit in die Fußgängerzone stellt, erntet man nicht nur Kopfschütteln über diesen offensichtlichen Widerspruch, sondern meistens wird man auch angesprochen, und zwar von Leuten, deren Interesse durch diesen Spruch geweckt wird. Offenbar ahnen sie, dass jeder gleich viel Zeit hat. Die Frage ist nur, wofür wir sie investieren. Ein gutes Gespräch ist jedenfalls immer eine gute Investition.
Letztlich ist eine gute Präsenz aber weniger eine Frage des Zeitmanagements als eine Frage der Persönlichkeit. Und zur Persönlichkeit reift man, indem man anderen Persönlichkeiten begegnet und etwas von ihrer Energie in sich aufnimmt. „Menschen werden zu Menschen durch Menschen“, sagt ein afrikanisches Sprichwort (Ubuntu). Oder eben: Präsenz entsteht durch Präsenz. Präsenz ist ‚ansteckend‘. Denn der Präsenz einer Persönlichkeit kann man sich nur schwer entziehen. Wenn es gut läuft, wird man in die Präsenz quasi hineingezogen.
Das Beste, was man machen kann, um die eigene Präsenz zu erhöhen, ist also, sich anderen präsenten Persönlichkeiten auszusetzen. #glaubenskommunikation #präsenz #evjulife #ubuntu