#nulleurotour18: Neue Männer braucht das Land!
Wo sind die abenteuerlustigen Männer? Die 0-Euro-Tour wurde dieses Jahr von den Mädels beherrscht: 13 der 14 Teilnehmenden waren Mädels. Ohne die drei männlichen Mitarbeiter wäre der Erik ganz allein unter Frauen gewesen! Keine Ahnung, warum, aber die Mädels sind ohnehin fast immer in der Überzahl bei der 0-Euro-Tour. Na ja, aber das hat der Tour keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Die Truppe war diesmal besonders unternehmungslustig und risikofreudig. Aber der Reihe nach…
Dieses Jahr war der südliche Malerweg dran. Start war in Pirna, und da ging es am Montag auch schon gut los. In zwei Obst- und Gemüseläden bekamen wir kiloweise überreife Aprikosen und vier Bananen – eine gute Grundlage für die erste Etappe, die uns bis Naundorf führte. Dort landeten wir bei einer Familie, die uns ihren schönen Garten samt Feuerstelle und Bratwürsten zur Verfügung stellte. Auch die Nachbarn beteiligten sich an unserer Versorgung. Der eine brachte weitere Würstchen, der andere brachte einen Korb Äpfel. Und er hatte auch ein interessantes Feedback: „Toll, wie eure Anwesenheit die Leute dazu bringt, sich zu öffnen!“
Unser Gastgeber hatte dann auch gleich noch einen Tipp, wo wir am nächsten Tag unser Glück versuchen sollten: im Elbefreizeitland in Königstein. Die Besitzer seien gut drauf. Davon überzeugten wir uns. Direkt an der Elbe durften wir unsere Schlafsäcke ausrollen. Dafür befreiten wir das Gelände von Unkraut und Müll. Ach ja, und zu essen bekamen wir natürlich auch, am Mittwoch sogar warm. Eine besondere Begegnung gab es mit Sabrina, unserer Zeltplatznachbarin. Sie gesellte sich bei den Mahlzeiten zu uns, beteiligte sich – sie, die Konfessionslose! – an unseren theologischen Diskussionen, und am Mittwoch fuhr sie sogar noch für uns zum Bäcker und schenkte uns vier Brote! Offenbar fühlte auch sie sich durch uns beschenkt und sprach sogar davon, noch ihren Enkelkindern von der Begegnung mit uns erzählen zu wollen!
Gut gestärkt nahmen wir am Mittwoch dann den Weg nach Gohrisch in Angriff. Nach einigen erfolglosen Versuchen landeten wir schließlich im Hotel Albrechtshof, dem ehemaligen Gästehaus des DDR-Ministerrates. Interessant, wie sich die Maßstäbe seitdem verschoben haben. Was damals Luxus war, ist heute nicht mal niedrigster Standard. Wie auch immer, hier hatten wir richtig Arbeit: Wir rodeten – mit Hilfe eines tschechischen Rentners mit Motorsäge – ein Stück Wald - offenbar zur Zufriedenheit des Hoteliers. Denn obwohl wir ihm und vor allem seiner Frau zunächst suspekt waren, lud er uns abends zur Soljanka in den Biergarten ein und versorgte uns am nächsten Morgen mit ofenwarmen Brötchen und Kaffee bzw. Tee. Und er bot uns auch gleich noch an, eine weitere Nacht im Außengelände des Hotels zu übernachten und stellte für den nächsten Abend wieder eine warme Mahlzeit im Biergarten in Aussicht…
…doch die 0-Euro-Touristinnen hatten noch nicht genug Abenteuer erlebt. Sie wollten weiterziehen und sich auf die Suche nach einem weiteren Quartier machen. Sie suchten die Herausforderung. Dann sollten sie sie auch bekommen. Ich stimmte zu, schlug aber vor, dass sie die Essens- und Quartiersuche diesmal selbst in die Hand nehmen. Damit waren sie einverstanden, und los ging‘s. Nach einer halben Stunde hatten sie drei Brote ergattert, und auch das Quartier fanden sie: eine Wiese mit Schrammsteinblick, Gästetoilette auf dem dazugehörigen Hof, und am nächsten Morgen frische Semmeln zum Frühstück! Klasse, wie sehr sie in diesen Tagen über sich hinausgewachsen sind! Einer meinte: „Die Null-Euro-Tour hat mir geholfen, selbstbewusst zu werden. Einfach so fremde Leute anquatschen, das hätte ich mich vorher nicht getraut. Aber jetzt weiß ich, dass es geht.“
Der letzte Tag begann mit einem Austausch zu Römer 5,3-4 (dem Lehrtext des Tages): „…denn wir wissen, dass Not uns lehrt durchzuhalten, und wer gelernt hat durchzuhalten, ist bewährt, und bewährt zu sein festigt die Hoffnung.“ Genau das hatten wir erlebt. Es gab zwar nicht wirklich Not, aber kleine ‚Nötchen‘: ein Loch im Magen, eine kalte Nacht, schlecht eingelaufene Schuhe, etc. Aber alle haben durchgehalten und sich so bewährt. Und das hat unsere Hoffnung und unser Gottvertrauen gefestigt. Darüber hinaus sind Menschen durch die Begegnung mit uns verändert worden. Und all das in fünf Tagen – kein schlechtes Ergebnis, oder? (jb) #gottistgut #malerweg #evjulife