Vom Glauben reden ist gar nicht sooo schwer. Ein paar Kleinigkeiten sind dabei allerdings schon zu beachten. Hier mein ABC der Glaubenskommunikation. Heute: M wie Manipulation.
Der Ablassprediger Johann Tetzel muss ein Meister der Manipulation gewesen sein. Berühmt geworden ist sein Motto: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“ Uns erscheint das heute als billiger Werbeslogan. Aber im 16. Jahrhundert hat die Masche verfangen, sonst wäre der Petersdom eine Investruine geworden.
Doch auch wenn die Manipulation nicht mehr so platt daher kommt wie zu Tetzels Zeiten – Himmel und Hölle sind noch heute beliebte Zutaten von Droh- und Rettungsszenarien, die helfen sollen, bestimmten Botschaften Nachdruck zu verleihen.
Manipulation beginnt allerdings nicht erst, wo der Himmel versprochen und mit der Hölle gedroht wird. Ein junger Mann, der sich in der Jungen Gemeinde gelegentlich wirkungsvoll zu Wort meldete, äußerte einmal: „Cool, ich hätte nicht gedacht, wie leicht es ist, Jugendliche zu beeinflussen!“ Eine entlarvende Formulierung, denn sie offenbart die Lust an der Macht des „Influencers“, wie es neudeutsch heißt. Nichts gegen Einflussnahme an sich - problematisch wird es aber, wenn die Einflussnahme versteckt wird; und wenn sie um ihrer selbst willen stattfindet, nach dem Motto: Ich beeinflusse andere, weil ich es kann.
Vielleicht steht besonders religiöse Sprache in der Gefahr, manipulativ zu wirken. In manchen Kreisen wird dem, der ein religiöses Amt innehat oder Worte wie „Gott“ in den Mund nimmt, eine große Autorität zugeschrieben: „Herr Pfarrer, Sie sind der Hirte! Sagen Sie uns, was richtig ist und was falsch!“ Solche Sätze kann man z.B. im Erzgebirge hören. Das mag sich gut anfühlen, und wer diese Erfahrung einmal gemacht hat, ist versucht, mehr davon zu wollen. Das Gefährliche ist, dass manche, die diese Macht ausüben, sich dessen nicht bewusst sind. Sie binden, vielleicht sogar in bester Absicht, ihre Gesprächspartner an sich, sagen ihnen, was gut und böse ist, was sie tun und lassen sollen – nur zur Mündigkeit erziehen sie sie nicht. Nachhaltig ist das nicht, denn es wird nicht immer ein Hirte in der Nähe sein, der die „Schafe“ bei der Hand nimmt.
Ich halte es übrigens auch nicht für biblisch. Paulus jedenfalls schreibt den Galatern, dass sie zur Freiheit berufen sind und stellt sich damit denen in den Weg, die von ihnen die Beschneidung fordern. Sich beschneiden zu lassen, nur weil irgendwelche Wichtigtuer sie fordern, wäre aber gleichbedeutend mit einer Beschneidung der Freiheit, einer Freiheit, zu der Christus selbst befreit hat! (Galater 5,1)
In dieser Freiheit zu leben, kann anstrengend sein, denn es bedeutet Verantwortung, Entscheidenmüssen, die „Qual der Wahl“. Kein Wunder, dass manche es vorziehen, sich bevormunden zu lassen. Umso wichtiger ist es, dem nicht nachzugeben! Ziel jeder Begleitung muss Selbständigkeit sein! #evjulife #glaubenskommunikation #manipulation #tetzel #freiheit #mündigkeit